Der Überlieferung nach liegt Kundalini (sanskr.: Schlange) eingerollt an der Basis der Sushumna, der zentralen Nadi, und blockiert deren Energiefluss. Durch einen ausgeglichenen Energiefluss in den beiden anderen Haupt-Nadis und aktiven Chakren erwacht Kundalini, rollt sich auf und gibt den Weg frei für die kosmische Energie (Shakti), die nun endlich die Sushumna hinaufschießen und sich mit dem kosmischen Bewusstsein (Shiva) vereinen kann. Shakti empfindet unendliche Wonne und tiefe Freude, endlich dort zu sein, wo sie zu Hause ist. Aufgrund dieses mythologischen Bildes wird der Hatha Yoga auch oft Kundalini Yoga genannt. Manche Yoga-Schulen beschäftigen sich ausdrücklich mit der Kundalini und bereiten mit ihren Übungen den Körper auf die emporsteigende Energie vor. Ziel ist es, die Chakren zu reinigen, damit die Kundalini ungehindert aufsteigen kann. Im modernen Yoga wird Kundalini auch mit dem sogenannten inneren Schweinehund verglichen, den es in der Praxis zu überwinden gilt, indem man sich immer wieder neue Widerstände oder Blockaden vornimmt und sich an ihnen „reibt“.
Die Kundalini beschreibt die eingerollte Schlange. Wem es gelingt, diese Kraft in Bewegung zu setzen, wird ohne den geringsten Zweifel befreit.
(Hatha Yoga Pradipika III, 108)