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Das Wort Kriya Yoga stammt von der Sanskrit Wurzel kri, was soviel heißt wie “handeln” und wird als “Yoga des achtsamen Handelns” bezeichnet. Kriyas sind Reinigungstechniken, um sich seelisch, körperlich und geistig reinigen zu können - um so überhaupt zu einem achtsamen Handeln fähig zu sein. Kriya Yoga wird in den Yoga-Sutren des Patanjali, in der Hatha Yoga Pradipika und in Babji's Kriya Yoga beschrieben.
1. Kriya Yoga in den Yoga Sutren
In den Yoga Sutren zeigt uns Patanjalis verschiedene Modelle, um den Weg aus der Unwissenheit (“avidya“) zu finden, die Kleshas in den Griff zu bekommen und um die Hindernisse auf dem Weg zu überwinden:
"Ein-Stufen Plan": isvarapranidhanadva (YS 1.23.) . Geben wir uns Gott hin mit unserem Tun, Denken & Handeln, dann können wir den Zustand von Yoga errreichen.
"Zwei-Stufen Plan": abhyasavairagyabhyam tannirodhah (YS 1.12.) . “Durch einfühlsame und beharrliche Kraft, die wir mit großer Demut und Gleichmut ausführen, kann man den Zustand von Yoga erreichen”.
Wichtig ist, dass unser sadhana - sei es pranayama, asana, meditation, etc.--, über eine lange Zeit beharrlich ausgeführt wird. Auf Neudeutsch bedeuet “Abhyasa” soviel wie: “Dran bleiben”, nicht den Mut verlieren, konsequent bleiben und dabei nicht verbissen an einem Ziel anhaften und über seine Kräfte hinaus gehen und - aus purer Ambition oder übertreibenen Leistungsdenken – sich selbst schaden. “Vairagya” beinhaltet, loslassen zu können: “fünf gerade sein lassen”.
"Drei-Stufen Plan": “tapahsvadhyayesvarapranidhanani kriyayogah (YS 2.1.) Patanjali rät uns, all unser Tun, Denken und Handeln mit folgenden drei Qualitäten zu versehen: Herzblut, Selbstreflexion, Selbstdisziplin und Hingabe an Gott. Mit tapas ist Selbstdisziplin, Leidenschaft, Herzblut gemeint. Svadhyaya: Selbststudium, sich selbst kennenlernen durch Meditation, Asana, Studieren der Schriften. Isvara pranidhana Unsere Gedanken, Worte und Taten opfern wir hingebungsvoll Gott (andere Übersetzungen bzw. Interpretationen: Vertrauen in eine höhere Kraft, seine eigenen Grenzen erkennen und akzeptieren)
2. Kriya Yoga in der Hatha Yoga Pradipika
Die Hatha Yoga Pradipika befaßt sich im Gegensatz zu den Sutren hauptsächlich mit dem Körper. Der Körper soll so rein wie möglich sein, dann kann man über diesen Weg auch zur Erleuchtung kommen. Die Kriya Techniken werden benutzt, um die drei Doshas in Einklang zu bringen und so verbinden sich in der H.Y.P. Yoga und Ayurveda. Die Nadis sollen gereinigt werden. Die Shat Krama Kriyas galten lange Zeit als Geheimlehre, damit man die Techniken nicht mißbraucht, um damit Geld zu machen ( Fakire, Okkultismus, etc.). Die einzelnen Shat Karma Kriyas:
1. Dauti (zb. Zähne putzen, Zungenreinignung, Ohren/, Augenspülung, Darmreinigung,..), 2. Basti/Vasti (Einlauf), 3. Neti ( Nasale Reinigung, mit Wasser oder Faden ), 4. Trataka ( Fixieren, ohne die Augen zu schließen einen Gegenstand fixieren), 5. Nauli ( Verdauung stimulieren, Darm, innere Organe reingen mit Bauchmuskelkontraktion ), 6. Kapalabhati (Schädelleuchten) . In der Technik werden die Atem, - Luftwege und Lungen gereinigt und sehr viel Energie nach oben transportiert, deshalb der Name "Schädelleuchten".
3. Babaji`s Kriya Yoga
Babaji`s Kriya Yoga versteht sich als “eine wissenschaftliche Kunst der vollkommenen Einheit mit der göttlichen Wahrheit und der Selbstverwirklichung.” Dabei handelt es sich um alte Lehren aus der Tradition der 18 Siddhas, die von einem berühmten Meister aus Indien, Babaji Nagaraj, wiederbelebt wurden. Sie beinhalten eine Serie von 144 Techniken oder “Kriyas”, die in fünf Phasen aufgegliedert sind. Große Bekanntheit erlangte das Kriya Yoga durch Paramahamsa Yogananda. 1920 brachte Yogananda die Botschaft des Kriya Yoga in den Westen. In seinem berühmten Buch "Autobiographie eines Yogi" beschreibt er den Kriya-Yoga anschaulich und lebendig. Diese Schrift von Paramahansa Yogananda zeigt auf, wie hilfreich und nützlich dieser Weg gerade auch für Menschen der modernen westlichen Welt ist. Ursprünglich wurde die Methode vom "unsterblichen" indischen Meister Babaji weitergegeben. Sein Schüler Lahiri Mahasaya entwickelte die Prinzipien des Kriya zu einer spezifischen Serie von Meditations- und Pranayama-Praktiken und gab sie an tausende von Schülern weiter. Die meisten von ihnen lebten – ähnlich wie er – mit der Verantwortung von Familie und Arbeit in der Welt, während sie gleichzeitig Kriya Yoga praktizierten.
Die angewandten Techniken werden streng geheim gehalten. Kriya Yoga wird ausschließlich im Ashram nach einer „Einweihung“ weitergegeben, wobei die Schüler sich zum Schweigen verpflichten. Yogananda bezeichnet den Kriya Yoga als „Schnellstraße zu Gott“. In seinem Buch definiert er die einfache, psychophysiologische Methode, durch die das Blut dekarbonisiert und mit Sauerstoff versorgt“ wird. Dies führt zu einer Verjüngung und Erneuerung des ganzen Körpers. Kriya Yoga wird als ein Set von Übungen beschrieben, das anstrengungslos, ohne Forcierung oder übertrieben langes Anhalten des Atems, zum höchsten yogischen Zustand des Nirvikalpa Samadhi führt.
Die Kriya Yogis beschreiben ihre fünf Techniken wie folgt:
Kriya Hatha Yoga: beinhaltet "Asanas", Körperhaltungen der Entspannung, "Bandhas", Muskelblocks, und "Mudras", Handhaltungen, die alle zu größerer Gesundheit führen, zu Frieden und zum Erwachen der Hauptenergiezentren, der Chakras. Babaji hat eine effektive Reihenfolge von 18 Körperhaltungen ausgewählt, die in Stufen und paarweise unterrichtet werden. Man kümmert sich um den physischen Körper nicht um seiner selbst willen, aber in der Eigenschaft als Tempel des Göttlichen.
Kriya Kundalini Pranayama: Diese Technik ist eine kraftvolle Atemübung, welche starke latente Energien erweckt und diese durch die 7 Hauptchakren in Umlauf bringt, welche sich zwischen der Basis der Wirbelsäule und der Krone des Kopfes befinden. Sie erweckt die mit den Chakren in Verbindung stehenden psychologischen Zustände und entwickelt einen energetischen Dynamo auf allen fünf Ebenen der Existenz.
Kriya Dhyana Yoga: Meditation, die wissenschaftliche Kunst den Geist zu meistern: zur Reinigung des Unterbewußtseins, zum Entwickeln von Konzentrationskraft, für mentale Klarheit und Einsicht, zur Erweckung intuitiver und schöpferischer Fähigkeiten, und zum Erreichen des atemlosen Zustands der Vereinigung mit Gott, "Samadhi"
Kriya Mantra Yoga: das mentale Aufsagen und Wiederholen von subtilen Klängen zur Erweckung der Intuition, des Intellekts und der Chakras. Das Mantra wird zu einem Ersatz für das "Ich" - zentrierte mentale Geplapper und erleichtert die Aufnahme großer Energiemengen. Außerdem reinigt das Mantra von gewohnheitsmäßigen unbewußten Neigungen.
Kriya Bhakti Yoga: Aktivitäten der Hingabe und des Dienstes zur Erweckung der reinen Göttlichen universellen Liebe und des spirituellen Segens. Dies beinhaltet das Chanten und Singen, Zeremonien, Pilgerfahrten und Anbetung.
Welcher Ansatz auch immer befolgt wird: Wenn wir unsere alltäglichen Aktivitäten bewußt in Richtung Harmonie, Achtamkeit und Aufmerksamkeit lenken, kann das Kriya Yoga, das Yoga des Handelns, zu mehr Frieden, Glück und Zufriedenheit führen.
Autorin: Iwie Hartmann
Quellen:
“Autobiografie eine Yogi von Paramahamsa Yogananda”
“Die Kriya Yoga Sutren des Patanjali und der Siddhas”
“Jivamukti Yoga von Sharon Gannon und David Life”
www.babaji.de
www.babaji.ca