Yoga-Stile
Die Begrifflichkeiten des modernen Yoga gleichen einem Dschungel und erscheinen vielen auf den ersten Blick verwirrend.
Aber alle heute praktizierten Stile lassen sich auf die drei historischen Grundlagen – den religiös geprägten Yoga, den Yoga aus den Sutras des Patanjali und den Hatha Yoga – zurückführen.
Alle schöpfen letztlich aus den gleichen Quellen und setzen lediglich unterschiedliche Schwerpunkte.
TripadaYoga® steht für Yoga in der Gesundheitförderung und wurde von Hans Deutzmann aus langjähriger Erfahrung entwickelt. Es ist ein qualitätsgesichertes System mit klaren Prinzipien für einen gesundheitsfördernden, teilnehmerorientierten und rückensicheren
Yogaunterricht. Es wird bewusst auf extreme Haltungen verzichtet. Ausgehend von den alten Yogatraditionen wurde TripadaYoga® in eine sinnvolle Didaktik gebracht und an die Bedürfnisse moderner Menschen angepasst. Es ist säkular und weltanschaulich neutral,
bei TripadaYoga® steht der gesundheitliche Nutzen von Körper und Geist im Vordergrund. Ziel ist auch, eine Transparenz für den Verbraucher herzustellen, der sich mit TripadaYoga® für einen qualitätsgesicherten und gesundheitsfördernden Yogaunterricht entscheiden kann, der von lizenzierten Yogalehrern unterrichtet wird.
Text: S. Appelt, Tripada Akademie
Swami Kriyananda (*1926, Rumänien, amerikanische Abstammung) entwickelte diesen auch Kriya Yoga genannten Stil, der auf Körper- und Atemübungen basiert, die sein Lehrer Yogananda (1893–1952, USA) bereits 1917 entwickelt hatte. Sie lenken den Energiefluss auf bestimmte Körperteile oder Organe, um den Schüler auf die Meditation und die geistige Schulung vorzubereiten.
John Friend (*1959, USA) entwickelte neben einer anspruchsvollen Asana-Praxis im Vinyasa Stil mit klar definierten Ausrichtungsprinzipien vor allen Dingen eine lebensbejahende Philosophie, die auf Harmonie und Freude ausgerichtet ist und grundsätzlich das Gute im Leben und in allen Menschen sucht.
Bikram Choudhury (*1946, Indien) bezeichnet sich selbst gern als „Yogi für die Stars“, da er als Lehrer einiger Hollywoodschauspieler bekannt wurde. Sein Markenzeichen ist der auf 30–35 °C aufgeheizte Raum, in dem eine körperlich anspruchsvolle Abfolge von 24 Asanas, verbunden mit Atemübungen, geübt wird.
Bei Chi Yoga handelt es sich um einen fließenden Hatha-Yogastil, der von der Schweizer Bewegungspädagogin Lucia Nirmala Schmidt als Synthese aus Yoga und Tai-Chi entwickelt wurde. Chi kann übersetzt werden mit Energie oder Lebenskraft. Im Chi Yoga werden geistige Konzentration, Atmung und anmutige Körperbewegungen miteinander verbunden.
Ein grundlegendes Element des Chi Yoga sind die sogenannten Flows – fließende Bewegungsabläufe bei denen eine Übung in die andere fließt – jeweils mit der Ein- bzw. Ausatmung. Es entsteht ein Wechsel zwischen Kraft oder Dynamik und Ruhe – immer begleitet durch eine bewusste Atmung. Es ist eine Meditation in Bewegung.
Charakteristisch sind hierbei viele spiral- und wellenförmige Bewegungen, die den Fluss des Lebens symbolisieren sollen. Dies findet sich auch in der Wellenbewegung der Wirbelsäule oder in der Spiralform der Gene. Ein weiterer zentraler Grundgedanke ist der Unterricht im Jahreszyklus. Chi Yoga arbeitet bewusst mit den Meridianen und der Arbeit mit der Zeitqualität. Es wird abends anders geübt als morgens. Oder im Sommer anders als im Winter.
Die Chi Yoga Praxis soll den Praktizierenden mit seinem inneren Kern verbinden, die Lebenskraft stärken, die Gesundheit und das Selbstvertrauen fördern. Der Übende ist "im Fluss" und glücklich.
Text: Adrian Anjaneya Stemmer, Offenbach
Chi Yoga Mantra
Ya Devi Sarva Bhutessu, *Sakti Rupena Samsthita,
Namastasye, namastasye, namastasye namo namah?
(*Prana, *Buddhi,*Laxmi)
Ich verneige mich vor der Göttin in allen Lebewesen, die in der Form von Energie (Atem, Intellekt und Anmut) ewig und unveränderlich erscheint. Ich gebe mich dem ganz hin und verneige mich.
Der Weg der Körperlichkeit entstand unter dem Einfluss des Tantrismus und führte erstmals nicht nur über Meditation und Selbsterkenntnis zur Begegnung mit dem Höchsten, sondern verstärkt über Körperübungen. Diese werden bis heute – wenngleich in abgewandelter Form – von den meisten Yogis praktiziert. Im Hatha Yoga dreht sich alles um Energiearbeit zur Lenkung des Energieflusses. Grundlagentext für diese Richtung ist die Hatha Yoga Pradipika.
Swami Satchidananda (*1914, Indien), ebenfalls ein Schüler Swami Sivananda Saraswatis, wurde Ende der 1960er-Jahre dadurch berühmt, dass er auf dem berühmten Rockfestival in Woodstock Tausende von auf Musik wartenden Zuhörern dazu animierte, die heilige Silbe OM zu chanten. Er gründete das „Integral Yoga Institute“ in Virginia (USA), dem weitere Ableger weltweit folgten. In den Eckpfeilern seines Stils übernahm er das Erbe seines Lehrers: sanfte Asana-Praxis, Atemübungen, Tiefenentspannung und Meditation.
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B.K.S. Iyengar (*1918, Indien), ein Schüler Krishnamacharyas und Desikachars Onkel, ist der Begründer des „Iyengar Memorial Yoga Institute“ in Pune (früher Poona, Indien). Iyengar Yoga ist einer der berühmtesten Yoga-Stile überhaupt und weltweit verbreitet. Es nimmt Elemente des therapeutischen Ansatzes auf, setzt jedoch weniger auf die individuelle Anpassung der Übungssequenzen als vielmehr auf die absolute Präzision bei der Ausübung einer Asana. Iyengar nimmt zahlreiche sogenannte Props (engl.: Requisiten) zu Hilfe – Blöcke, Gurte, Decken, Kissen, Stühle –, um die Schüler an eine Position heranzuführen und sie genauestens auszurichten. Erst wenn ein Schüler die Asana beherrscht, wird er in Atemübungen eingeführt. Der Yoga-Stil ist kraftvoll und betont körperorientiert.
Folgender Text: Michael Wiese, Leverkusen
Biographisches
B.K.S. Iyengar ist einer der großen Yoga-Lehrer dieser Erde. Der einfühlsame Stil und die exakte Yoga-Praxis, die der heute fast 90-Jährige Inder über Jahrzehnte geprägt hat, werden heute weltweit angewandt und verbreitet. Der nach ihm benannte IYENGAR Stil ist zu einem Hauptast des Yoga geworden, aus dem sich zahlreiche Verästelungen mit neuen Schwerpunkten entwickelt haben. IYENGAR ist auch eine Marke, eine geschützte Marke, mit einem weltweit hohem Marktwert. Iyengar ist geistiger Vater zahlloser Yogalehrer und deren Lehrer, aber auch biologischer Vater von Kindern, die ihrerseits heute wieder zu den großen Yogalehrern zählen.
Geboren wurde B.K.S. am 14. Dezember 1918 in Bellur in Indien. Seine Familie war arm, er selbst durch Unterernährung und zahlreiche schwere Krankheiten gesundheitlich gezeichnet. Mit 15 Jahren wurde er Schüler von Krishnamarcharya. In den folgenden Jahren intensiver Praxis überwand Iyengar nicht nur seine körperlichen Gebrechen, sondern legte durch seine eigene Erfahrung und seine systematische Aufarbeitung der Yoga-Techniken die Grundlage für seine Jahrzehnte lange Unterrichts- und Therapiepraxis und den großen weltweiten Erfolg seiner Yoga-Methode.
Ein größeres Publikum erreichte Iyengar erst ab Mitte der 50er Jahren, nicht unwesentlich unterstützt durch prominente Schüler aus dem Westen, wie dem Geiger Yehudi Menuhin. 1975 eröffnete Iyengar das Ramamani Iyengar Memorial Yoga Institute in Puna. 1984 zog er sich offiziell aus dem Lehrbetrieb zurück, blieb aber weiterhin sehr aktiv in einer Schule, lehrte spezielle Klassen und schrieb Bücher.
Grundideen des Iyengar Yoga
An dieser Stelle sollen nur die Grundprinzipien der Asanapraxis, aufgeführt werden, die den IYENGAR-Stil auszeichnen. Dies sind:
- Individuelle Betrachtung
- Sorgfältige Vorbereitung
- Präzise, aber angepasste Technik
- Achtsamkeit bei der Yoga-Übung
- Einsatz von Hilfsmitteln aller Art
- Detaillierte Ausrichtung der Asanas
- Sorgfältige Nachbereitung
Die spirituelle Basis aller Yogaübung liegt aber ganz klar nicht auf Asanas und auch nicht auf Pranayama. Wenn Iyengar von den Fundamenten der Yoga-Praxis spricht, dann meint er damit nicht etwa die körperlichen Fundamente sondern die geistigen: „Ein Haus bedarf fester Fundamente. Ohne die Grundregeln von Yama und Niyama zu praktizieren, ... kann es keine eigentliche Persönlichkeit geben. Wenn man die Asanas ohne Yama und Niyama ausführt, dann sind sie nichts anderes als Akrobatik.“
Verbreitung in der ganzen Welt
Weltweit gibt es heute zahlreiche Iyengar-Institute und -Zentren. IYENGAR ist heute eine weltweit erfolgreiche Marke. Der Ausbildung zum IYENGAR-Lehrer liegt ein ausgefeiltes und professionell vermarktetes Curriculum zu Grunde. Zahllose Schülergenerationen tragen Iyengar Yoga weiter und entwickeln es fort. Die grundlegende Idee vom achtsamen, an die Bedürfnisse des Individuum angepassten Yoga ist in die meisten Yoga-Stile, die zur Zeit im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, eingeflossen, wenngleich in unterschiedlicher Dosis.
Systematisierung
Eines der größten Verdienste mit Blick auf die weltweite Verbreitung von Yoga ist sicherlich die ungeheuere Mühe einer vollständigen Systematisierung der bekannten Yogatechniken (vor allem Asana und Pranayama). Diese Systematisierung ermöglicht einen Kanon, der zwar nicht verbindlich ist, aber letztlich allen heute verbreiteten Yogarichtungen zu Grunde liegt. Es auch ein großes Verdienst Iyengars, diese Kanonisierung und auch Sequenzierung in ausführlichen Büchern dokumentiert und damit das „Geheimwissen“ zum „Gemeinwissen“ gemacht zu haben. Der Systematisierung zur Seite gestellt sind aber auch sehr hingebungsvolle, einfühlsame und unbedingt lesenswerte Einführungen in die gesamte philosophische, und spirituelle Tradition des Yoga.
Geschäftssinn
Es ist nicht nur wichtig, Wichtiges zu sagen und zu tun, sondern auch, die entsprechende Aufmerksamkeit dafür zu finden. Wenn wir den Nukleus des modernen Yoga betrachten - Sri T. Krishnamacharya - dann können wir sehen, dass hier die Grundlage für die Wiederentdeckung und Modernisierung des heutigen Yoga geschaffen wurde. Die Verbreitung und „Vermarktung“ (vielleicht besser „Vermattung“ :-) des Yoga blieb aber der Nachfolgegeneration vorbehalten, von der Iyengar sicherlich neben T.K.V. Desikachar der prominenteste Vertreter ist. Diese Generation hat vor allem bewirkt, Yoga u?ber die Grenzen Indiens hinaus zu tragen.
Im Folgenden drei Beispiele:
- in Richtung therapeutisches Yoga, Vini-Yoga
Yoga als therapeutisches Mittel einzusetzen, ist heute eine weit verbreitete Methode der Heilung durch eigene Kräfte. Das „Vini-Yoga“, in der Vordergrund steht, fußt auf den Ideen Iyengars.
- in Richtung Power-Yoga, Vinyasa-Yoga
Wenn wir uns einmal die schönen Videos von Iyengar aus den 30er Jahren ansehen
(siehe Anhang), dann sehen wir, wer der Erfinder des Power Yoga ist :-)
- in Richtung Frauen
Aus dem unmittelbaren Umfeld Iyengars kommt auch ein wichtiger Impuls in Richtung Anpassung der YOGA-Praxis an die spezifischen Bedürfnisse von Frauen. Iyengars Tochter, Gita Iyengar - eines von fünf Kindern Iyengars - revolutionierte die Yogaübungen für Frauen durch die Einführung von zwei wichtigen Neuerungen. Erstens fügte sie erholsame Stellungen ein, Abwandlungen klassischer Stellungen, meist mit Stützen oder Unterlagen. Zweitens stellte sie spezielle Sequenzen zusammen, die stärker den Zyklus der Frau sowie die spezifischen Anforderungen bei Schwangerschaften berücksichtigten.
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Ausgewählte und empfohlene Literatur:
B.K.S. Iyengar: Licht auf Yoga. Das grundlegende Lehrbuch des Hatha Yoga. Frankfurt
a.M. 1993.
B.K.S. Iyengar: Licht auf Pranayama: Das grundlegende Lehrbuch der Atemschule
des Yoga. Frankfurt a.M. (3) 2004.
Miriam Austin: Cool Yoga Tricks. New York, Toronto 2003
Linda Sparrowe, Patricia Walden: Yoga und Gesundheit für Frauen. Goldmann 2004.
YOGA Gymanstik für Entspannung, Energie und Wohlbefinden. München (9) 2004.
Internetressourcen
http://de.wikipedia.org/wiki/B._K._S._Iyengar
http://www.bksiyengar.com/
http://www.iyengar-yoga-deutschland.de (ist allerdings ziemlich veraltet)
Videoressourcen
Alte Filme von 1936
http://www.youtube.com/watch?v=lmOUZQi_6Tw
http://www.youtube.com/watch?v=_BADXKj-9eE
Film von 2006 (!)
http://www.youtube.com/watch?v=_eEFlYVff4Q
Pranayama (Show)
http://www.youtube.com/watch?v=fcPjvp4La8A
Sharon Gannon und David Life (beide USA) entwickelten mit dem Jivamukti Yoga einen spirituellen Stil, der verschiedene Aspekte des Yoga kombiniert: das Studieren der Grundlagentexte, Bhakti Yoga, Ahimsa, Meditation und Nada Yoga, d.h. die Integration von Musik, Chanten und Kirtan (Mantra-Singen) sowie das Singen von OM in jeder Praxisstunde. Insbesondere Ahimsa spielt hier eine zentrale Rolle, sodass Vegetarismus, Tier- und Umweltschutz sowie ethisch-politischer Aktivismus mit einbezogen sind. Die Asana-Praxis im Vinyasa-Stil ist körperlich äußerst herausfordernd.
Amrit Desai ist Urheber des Kripula Yoga, der die Asana-Praxis, die Atemübungen und den fließenden Stil Krishnamacharyas zur Grundlage hat. Er fordert allerdings die Schüler auf, die eigenen Stärken und Schwächen selbst zu erkennen. Zunächst wird die korrekte Ausführung der Asanas und die Koordination von Bewegung und Atem geübt. Dann werden die einzelnen Positionen über einen längeren Zeitraum gehalten, auch um zu lernen, gleichmütig in einer Position zu verweilen. In der dritten und letzten Stufe entwickeln Schüler ihre eigene Praxis: Die Abfolge und das Halten der Positionen erfolgt je nach Bedürfnis des Schülers.
Yogi Bhajan (1930-2004, Pakistan) entwickelte diesen Yoga-Stil in der religiösen Tradition des Sikhismus – einer seit Ende des 15. Jahrhunderts in Indien praktizierten Religion, deren Lehre eine Synthese zwischen dem Hinduismus und dem Islam darstellt. Die von ihm gegründete „Health, Happy, Holy Organisation“ (3HO) in New Mexiko ist mittlerweile auf der ganzen Welt vertreten. Kundalini Yoga gilt als Yoga der Energie und zielt mit seinen Körper- und Atemübungen darauf ab, Kundalini, die Schlange, zu erwecken. Karma Yoga, Mantra-Singen, vegetarischer Lebensstil sowie die therapeutische Anwendung von Yoga und Ayurveda gehören ebenso dazu.
Pattabhi Jois (1915-2009, Indien), ebenfalls Krishnamacharya-Schüler, unterrichtet in dem von ihm ins Leben gerufenen „Ashtanga Yoga Research Institute“ in Karnataka (vormals Mysore, Indien) und übernahm vor allem Elemente des Vinyasa Yoga und verfeinerte sie. Die Besonderheit des Ashtanga Yoga liegt in der präzisen Abfolge der von Pattabhi Jois entwickelten Körperübungen, die seither unverändert blieben. In einem solchen Übungsablauf – auch Serie genannt – bereitet jede Körperhaltung die nachfolgende vor. Es gibt eine Reihe von Serien, wobei die meisten Schüler allerdings kaum über die erste Serie hinauskommen. Die körperlich sehr anspruchsvollen Asanas werden kraftvoll, dynamisch und fließend geübt und mit Atemübungen kombiniert. Am 18. Mai 2009 ist Guruji Pattabhi Jois verstorben. Unzählige Schüler, die er berührt und auf ihrem Yoga-Weg beeinflusst hat, zollen ihm Dank und Respekt.
Bryan Kest (*1966, USA), ein Pattabhi-Jois-Schüler, machte den Namen Power Yoga berühmt. Augenscheinlich weniger spirituell orientiert, zielt dieser Yoga-Stil mit einer sehr anspruchsvollen Asana-Praxis im Vinyasa-Stil darauf ab, sich selbst und seinen Körper zu akzeptieren. Zwar soll der Schüler in der Praxis an seine Grenzen herangehen, sie aber nicht überschreiten, sondern auf den eigenen inneren Lehrer hören, um so zu größtem gesundheitlichen Nutzen für Körper, Geist und Seele zu gelangen.
Grundlage für diese auch Königsweg genannte Richtung sind die Sutras von Patanjali. Der Raja Yogi folgt dem achtgliedrigen Pfad Patanjalis und schenkt insbesondere den letzten drei Gliedern besondere Bedeutung. Er besitzt mit seinem Geist, seinem Körper und seinem Atem Werkzeuge, um zu Selbsterkenntnis zu gelangen.
Satyananda Yoga ist eine wissenschaftlich fundierte Praxis, um Körper und Geist durch Meditation, Atemübungen (Pranayamas) und Entspannungstechniken sowie durch Körperhaltungen (Asanas) zu stärken und auszugleichen. Sie legt besonderen Wert auf das bewusste Wahrnehmen von körperlichen, geistigen, emotionalen und spirituellen Aspekten.
Diese Yogarichtung geht zurück auf Svami Satyananda Saraswati, der ein Schüler von Swami Sivananda war. Satyananda traf mit 19 Jahren in Rishikesh auf Sivananda, der fortan sein Guru wurde. Bei ihm lebte und lernte er 13 Jahre lang. 1956 gab ihm Sivanada den Auftrag, den Ashram zu verlassen, um Yoga in der Welt zu verbreiten. Während der folgenden 8 Jahre wanderte er bettelnd durch Indien und andere benachbarte Länder, bevor er sich entschloss, die Bihar School of Yoga in Munger, Indien zu gründen.
Die Lehren von Svami Satyananda, und damit auch der Bihar School of Yoga umfassen die vier großen Yoga-Wege: Karma- (Yoga der Tat/Aufgabe), Bhakti- (Kunst der Hingabe), Raja- (königlicher Pfad oder die Lehre vom Geist) und Jnana- (Weg des Wissens) Yoga und finden ihre Ausdrucksweise entscheidend durch Tantra. Satyananda hat die Aussagen der Hatha-Yoga-Pradipika (Yogaschrift aus dem 15. Jhd.) modernster Forschung unterzogen, um den Menschen die Wirkung von yogischen Übungen verständlich und mit dem Intellekt nachvollziehbar zu machen, insbesondere wenn es um die Heilung von Krankheiten geht. Die Bihar School hat heute Forschungszentren in Indien und anderen Teilen der Welt. Aus alten Yogaschriften enthüllte er viele wertvolle Übungen und entwickelte dem westlichen Menschen durchführbare Formen, zu denen u.a. die Entspannngstechnik "Yoga Nidra" (yogischer Schlaf) gehört.
Das Anliegen von Swami Satyananda war es, westlichen Menschen, die Technologien und materiellen Reichtum im Überfluss besitzen, zu zeigen wie sie mit Yoga die Harmonie zwischen Körper und Seele herstellen und ein höheres Bewußtsein entwickeln können. Er schuf sein eigenes Konzept, das zu seiner ganz individuellen Lehre wurde. Dies ist nicht nur einfach ein "System", sondern ein Weg zur eigenen Erfahrung.
Am 5. Dezember 2009 verließ Svami Satyananda Sarasvati seinen physischen Körper. Mit seiner Mala in der Hand setzte er sich in Padmasana und versank in tiefe Meditation. Er ging in Maha Samadhi ein. Er war einer der größten Yoga- und Tantra-Meister unserer Zeit.
Heute wird die Bihar School von Swami Niranjananda geleitet.
http://www.yogavision.net/
Text: Carmen Kegler
Quellen:
Internetseite Ananda Verlag
Der Weg des Yoga, Via Nova, BDY
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Swami Vishnudevananda (1927–1993, Indien) erhielt Ende der 1950er-Jahre von seinem Lehrer, Swami Sivananda Saraswati, den Auftrag, den Yoga in den Westen zu bringen. Er gründete das bis heute existierende „Sivananda Yoga Vedanta Center“ in Montreal (Kanada). Mittlerweile gibt es Sivananda-Zentren in der ganzen Welt, hauptsächlich in Nordamerika und Europa, in denen die fünf Pfeiler der Sivananda-Methode gelehrt werden: Asana-Praxis (häufig als klassischer Hatha-Yoga-Stil bezeichnet), verbunden mit Atemübungen, Tiefenentspannung, Vegetarismus und Meditation.
Folgender Text: Isabel Strohschein
"Sivananda Yoga ist überall: Wer die Kleinanzeigen in Fachmagazinen wie „Yoga Aktuell“ studiert, findet vor allem Kursangebote von Sivananda Yoga Centern: Meditation, vegetarische Kochkurse, Pranayama, Philosophie – die Liste ist lang. Das Marketing der weltweit 80 Center und Ashrams ist beeindruckend: Fast jeder, der Yoga übt, hat von Sivananda Yoga schon mal gehört. Der Namensgeber ist Swami Sivananda, 1887 in Südindien geboren, hatte schon von Kindesbeinen an Yoga studiert. Als Dr. Kuppuswami praktizierte der junge Mediziner unter anderem in Malaysia, bevor er in Nordindien seinen Guru traf. Nachdem er sich zehn Jahre lang ausschließlich seinem sadhana hingegeben hatte, wurde er ein sehr bekannter Yogalehrer in Rishikesh. Seine Botschaft fasste er in wenige Worte: „Serve, Love, Give, Purify, Meditate, Realize.“
Swami Vishnu-Devananda war schließlich der Schüler, der 1957 von seinem Guru den Auftrag bekam, in den Westen zu gehen, um dort Yoga zu lehren: 1959 eröffnete das erste Sivananda Yoga Vedanta Center des Westens im kanadischen Montreal. Große Bekanntheit erreichte er auch durch seine Begegnung mit den Beatles, denen er 1964 auf den Bahamas Yoga-Unterricht erteilte. Nachhaltige Wirkung hatte seine „Zusammenführung“ von Ravi Shankar und George Harrison, der sich zeitlebens dem Yoga verbunden fühlte und der seine Asche nach seinem Tod im Ganges verstreuen ließ.
Sivananda Yoga bietet neben einem umfänglichen Kurs- und Workshop-System auch Teacher-Trainings an, meist in Vier-Wochen-Programmen. In Europa werden diese in Reith bei Kitzbühel/Tirol und in Frankreich in der Nähe von Orleans angeboten. In Deutschland hat sich die Philosophie des Sivananda Yoga in den Yoga Vidya Zentren niedergeschlagen, die ebenfalls ein riesiges Paket an Aus- und Weiterbildungen anbieten.
Fünf Prinzipien liegen dem Sivananda Yoga zugrunde:
1. Proper Exercise
Der Körper wird als Vehikel für die Körperreise gesehen. Nur ein flexibler Körper sei ein junger Körper heißt es auf der Sivananda-Homepage. Im Vordergrund steht die so genannte Rishikesh-Reihe, die den Sonnegruß und zwölf Basis-Asanas beinhaltet: Sirsasana, Salamba Sarvangasana, Halasana, Matsyasana, Pascimottanasana, Bhujangasana, Salabasana, Dhanurasana, Ardha Matsyendrasana, Bakasana oder Pinchu Mayurasana, Uttanasana, Trikonasana. „Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie“ wird Swami Sivananda gerne zitiert – im Sivananda Yoga ist es daher wichtig, den Schülern eine möglichst einprägsame Asana-Sequenz an die Hand zu geben, die sie gut zu Hause allein üben können.
Die folgenden Prinzipien gelten als Teil jeder Asana-Praxis.
2. Proper Breathing
Ziel von Atemübungen ist die Schaffung von Atembewusstsein, die Vertiefung der Atmung und die Beruhigung des Geistes. Die tiefe Bauch-, Brust- und Rachenatmung wird daher auch im Sivananda Yoga gelehrt, die Haupt-Pranayamas sind Kapalabhati und Anuloma Viloma.
3. Proper Relaxation
Sivananda Yoga setzt sich sehr mit der Lebensweise im Westen auseinander und will östliche Entspannungstechniken als Alternative zu Disco, TV und anderen Ablenkungsmanövern anbieten. Ziel der Entspannung ist, die Energie in die richtigen Bahnen zu lenken, den Geist zu beruhigen, die Muskeln zu lösen.
4. Proper Diet
Die yogische Diät in Sivanandas Sinn ist vegetarisch, einfach, leicht verdaulich. Ökologischer Anbau wird bevorzugt, die Nahrung sollte möglichst wenig verarbeitet werden. Daher seien Pflanzen, Früchte, Nüsse und Gemüse vorzuziehen, weil sie viel direkt aufgenommene Sonnenenergie speichern und daher einen hohen Ernährungswert hätten, heißt es bei den Sivananda Centern. Damit nimmt Sivananda Yoga Bezug auf die Veden, die Pflanzen als Osadio bezeichnen, als „Gefäße der direkten Umwandlung“ , und aus diesem Grund diese besonders zur Ernährung empfehlen. Fleisch, Fisch, Eier, Zwiebeln, Knoblauch, Kaffee, teeinhaltiger Tee, Alkohol oder Drogen sollten gemieden werden.
5. Meditation
Ein unruhiger Geist überdeckt das Selbst – das, was man auf dem Grund eines Sees sehen kann, aber eben nur, wenn die Oberfläche ruhig ist. Sivananda Yoga erachtet 14 Aspekte der Meditation (unter anderem Regelmäßigkeit) als wichtig. Es wird empfohlen, mindestens 30 Minuten täglich zu meditieren.
Aus diesen fünf Grundprinzipien ist zu erkennen, dass die Sivananda Yoga Center sich auf Allgemeingut des Yoga berufen. Sie sind sehr traditionell orientiert, versuchen, die Tiefe des Yoga dem westlichen Menschen zugänglich zu machen. Schon in ihrem Namen berufen sich die Center auf die Vedanta, also die Sichtweise (darshana), die die Einheit allen Seins vertritt. Tat Tvam Asi – Du bist Gott. Das sollen die Yoga-Schüler in ihrer inneren Zerrissenheit erfahren. Patanjalis Yoga Sutras spielen demnach zwar auch eine Rolle, aber keine so explizite wie in anderen Schulen, da die Sutras von einer Dualität zwischen Individuum und Gott ausgehen, die aber im Yoga überwunden werden kann.
T.K.V. Desikachar (* in den späten 1920er-Jahren, Indien), Sohn und engster Schüler Krishnamacharyas, leitet den „Krishnamacharya Yoga Mandiram“ in Chennai (vormals Madras, Indien), in der Tradition seines Vaters. Der Mandiram ist eine staatlich anerkannte Institution, in der auch heute indische und westliche Schüler ausgebildet werden. Der dort gelehrte Yoga greift den therapeutischen Ansatz Krishnamacharyas auf, in dem er sich an den Bedürfnissen des Übenden orientiert und die Asana- und Atemübungen entsprechend den Voraussetzungen, Bedingungen und Notwendigkeiten der jeweiligen Person ausgerichtet werden. Konsequenterweise erfolgt der Unterricht meist im Einzelunterricht.
Vinyasa Krama bedeutet so viel wie das bewusste Platzieren von einem Schritt. Das Ziel besteht darin, die unbewussten Räume zwischen bewusst erlebten Ereignissen mit Aufmerksamkeit und Bewusstsein zu füllen.
Das Konzept von Vinyasa Krama wurde erstmals von Krishnamacharya in die Asana-Praxis aufgenommen. Er wusste, dass zwischen bewussten Ereignissen die Gedanken abschweifen können: Zum Beispiel zwischen den einzelnen Asanas, indem die nächste Asana vorweggenommen wird, dabei der Weg dorthin jedoch nicht mehr wahrgenommen wird. Um dies zu verhindern und um jederzeit Bewusstsein, Zentriertheit und Präsenz zu erzielen, koordinierte Krishnamacharya die Bewegung mit Atemzügen und einem fließenden Übergang von einer Asana in die nächste, sodass eine Art „Meditation in Bewegung“ entsteht. Durch eine sinnvolle Abfolge von Asanas werden Wirkungen auf Körper, Geist und Seele erzielt.
Dieser Ansatz wurde im Ashtanga Yoga weitergeführt und fließt heute in zahlreichen Stilrichtungen mit ein, etwa im Power Yoga, Anusara Yoga und im Jivamukti Yoga.
"TriYoga® ist ein moderner zeitgemäßer Yogastil, von der Amerikanerin Kali Ray in den 80er Jahren entwickelt. TriYoga® zeichnet sich durch seine Flows aus. Dabei verschmelzen die besonders fließenden, weichen Bewegungen mit dem Atem und ausgewählten Mudras (Handgesten) zu einer einzigartigen Abfolge. Die Fähigkeit, bewusster wahrzunehmen, zu fühlen und inneren Ausgleich zu schaffen, wird gestärkt. Die Flows sind in Serien eingeteilt, die die Jahreszyklen und fünf Elemente widerspiegeln. Natürliche, wellenartige Bewegungen der Wirbelsäule lösen Blockaden und sorgen für ein besseres Fließen der Lebensenergie „Prana“. TriYoga® steht für die Dreieinheit von Körper, Geist und Seele."
Text: Beate Bleif, München.
Duncan Wong hat Yogic Arts ins Leben gerufen, eine ungewöhnliche Form des Yoga verbunden mit Elementen aus dem Kampfsport. Die Gemeinsamkeiten dieser beiden alten Schulen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Asana-Praxis: uneingeschränkte Konzentration, geradezu übermenschliche Körperbeherrschung und eine tiefe Spiritualität. Schweißtreibend und unorthodox - eine etwas andere Begegnung mit Yoga.