Alphabetische Reihenfolge
Der Tantrismus ist eine religiöse Strömung, die seit dem 5. Jahrhundert einen bedeutenden Einfluss auf Hinduismus und Buddhismus ausübt. In den tantrischen Lehrtexten (Tantras) werden die Unterschiede zwischen Makro- und Mikrokosmos, Universal- und Einzelseele, Mann und Frau nicht als wirkliche Dualität angesehen und ihre „Erlösung“ als deren Wiedervereinigung zu dem ursprünglich ungeteilten Einen beschrieben. Insbesondere im Westen wird der Tantrismus gern mit vergeistigten Sexpraktiken in Verbindung gebracht. In der Tat betrachten die Tantriker den Körper als heilig. Aber die körperlichen Rituale und Praktiken werden spirituell eingesetzt, um das kosmische Bewusstsein (Shiva) und die kosmische Energie (Shakti) im eigenen Körper zu vereinigen und damit zur höchsten Stufe der Glückseligkeit zu gelangen. Der Körper dient dabei als Brücke zur Vereinigung von Purusha und Prakriti.
Hinter Abhinivesha, einem der Kleshas, verbirgt sich eine diffuse Angst, die nicht unbedingt auf einer Erfahrung, sondern auf der Annahme basiert, dass etwas schiefgehen könnte. Im Grunde steckt dahinter Todesangst – die Angst vor der vollkommenen Ungewissheit, denn niemand weiß mit Bestimmtheit, was nach dem Tod geschieht. Aber die Angst vor dem Tod ist nur ein Teil: Abhinivesha wirkt auch im täglichen Leben. Da alles stetigem Wandel unterliegt und es keine letztgültigen Gewissheiten gibt, finden sich auch im Alltag genügend Anlässe, sich von der Angst beherrschen zu lassen. Sorgen im Job, in der Liebe, um die Gesundheit, um die Finanzen, um andere Menschen - die Liste könnte endlos fortgeführt werden.
Zwar hat Angst durchaus ihre Berechtigung und bisweilen eine regelrechte Schutzfunktion; kann der Geist aber nicht zwischen einer berechtigten, realen Angst und einer allgemeinen diffusen Angst vor Unbekanntem unterscheiden, wirkt sich dies als Lähmung auf ihn aus. So gerät er, der Geist, außerstande, mit Klarheit wahrzunehmen, zu entscheiden und zu handeln. Nach Patanjali ist die Angst das Klesha, das am stärksten wirkt und am schwierigsten überwunden wird. Was wohl jeder sofort nachvollziehen kann. Mit ein bisschen Übung jedoch - und da hilft jede Form der Yoga-Praxis, ob Asana, Meditation o.ä. -, und mit viel Geduld, Reflektion und Analyse der Ängste - Wo kommen sie her? Was lösen sie aus? Wie gehe ich damit um? - gelingt es vielleicht zunehmend, sich von diffusen Ängsten nicht mehr so beherrschen zu lassen und vielleicht sogar ganz zu befreien. Und das ist großartig!
Die Yoga-Philosophie, so gut und richtig und schön sie auch sein mag, stellt einen im Alltag immer wieder gerne vor Herausforderung, manchmal durchaus skurriler Natur. Neulich überraschte ich mich selbst bei einem inneren Dialog über das Schicksal eines Ohrenpinschers, der mir aus einer Artischocke entgegen gekrochen kam. Bevor ich mich versah, befand ich mich am Fenster und fragte mich, was denn nun besser für den Ohrenpinscher sei: Setze ich ihn auf die viel befahrene Straße aus? Rette ich ihm damit wirklich das Leben? Oder wird er qualvoll verhungern oder doch nur von einem Auto zerquetscht? Wäre dann der kurze und schmerzlose Tod nicht vorzuziehen? In diesem Fall entschied ich mich für ersteres, weil der Ohrenpinscher so zumindest noch eine Chance auf Leben hatte.
Aber was ist denn überhaupt passiert, dass ich mich so intensiv mit dem Sein oder Nichtsein eines Ohrenpinschers befasse? Ein Ohrenpinscher! Die Antwort ist Ahimsa! Ahimsa zu praktizieren hat sich wohl schon mehr in mein Leben geschlichen, als ich dachte. Das Prinzip der Gewaltlosigkeit gibt nicht unbedingt eindeutige Antworten, erlaubt aber ein Spektrum an Betrachtungsweisen und Fragestellungen, die es leichter machen, einen Weg zu seinem Seelenfrieden oder zumindest eine Annäherung dorthin zu finden. Durch die Yoga-Praxis für das Thema sensibilisiert, begegnet mir Ahimsa nun immer und überall.
Am gegenwärtigsten in meinem täglichen Leben ist Ahimsa sicherlich bei der Frage: Bin ich nun Vegetarier – ja oder nein? Irgendwie impliziert Ahimsa ja fast zwangsläufig Vegetarismus, auch wenn Verbote und Dogmen solcher Art wohl nicht in den Schriften der Yogis zu finden sind. Dennoch hat erstaunlicherweise automatisch ein Prozess begonnen, der dazu führt, dass meine Lust, der Appetit oder das Bedürfnis nach Fleisch auf dem Teller geradezu gen Null geht. Manche können und wollen diesen Prozess vielleicht bewusst steuern, ich nehme ihn eher beobachtend wahr. Fest steht, dass sich „plötzlich“ Gedanken einstellen, die ich in meiner Pre-Yoga-Zeit nicht gedacht habe.
So z. B. beim Spaziergang am Rhein, wo immer wieder Lämmer fröhlich durchs Gras hüpfen. Wäre es für das Tier besser, gar nicht erst zu leben, oder zumindest eine kurze Zeit „Leben“ zu genießen, auch wenn es von vornherein zum Verzehr vorgesehen ist? Oder wäre dies wieder nur ein Argumentationstrick, um den Fleischkonsum zu rechtfertigen? Voraussetzung dafür wäre ja eh, dass ein Tier überhaupt ein lebenswertes Leben hat. Was direkt wieder zu anderen Gedanken wie Massenviehzucht versus Bio-Aufzucht führt, Fleischskandal, Schlachtungsmethoden und so weiter und so fort. Ein komplexes Themenfeld! Was der Vegetarier elegant umschifft, indem er sich solche Fragen erst gar nicht stellen muss.
Darüber hinaus begegnet mir Ahimsa bei einer Vielzahl von anderen täglichen Begebenheiten – im Kleinen wie im Großen. Bei besagtem Ohrenpinscher in der Artischocke, bei der Mücke, die mich nachts zum Wahnsinn treibt, bei der Spinne in der Dusche, vor der ich früher schreiend davon gelaufen wäre, die ich aber nun vor dem sicheren Tod im Abfluss rette. In Gesprächen über die Züchtung von Haustieren versus Tieren aus Tierheimen. Im allgemeinen Umgang mit den Ressourcen dieser Erde, im täglichen Miteinander mit anderen Menschen – die Liste könnte unendlich fortgesetzt werden. Ein fortwährender Prozess...
Auch z. B. das komplexe Thema „Sterbehilfe“ – was in Filmen wie „Emmas Glück“, „Das Meer in mir“ oder „Tapas“ meiner Meinung nach sehr würdevoll behandelt wird – bekommt mit Ahimsa mehr Tiefe und Handlungsspielraum. Wäre alleinig Gewaltlosigkeit die Handlungsmaxime, ist aktive Sterbehilfe undenkbar. Ist jedoch die Rücksichtnahme auf einen Menschen, der um diese Hilfe bittet, der maßgebliche Treiber des Handelns, so kann Sterbehilfe unter anderen Gesichtspunkten betrachtet werden. Und für jemanden, der vor dieser Fragestellung steht, vielleicht zu einer Antwort führen. Da sei das Universum vor, dass ich jemals in eine solche Situation gerate, aber wenn, dann könnte ich solche Überlegungen wahrlich gut gebrauchen!
Mein Lehrer meinte übrigens, ich hätte den Ohrenpinscher natürlich in den nächsten Park retten sollen! Aber ich bin mir nicht so ganz sicher, ob er das wirklich ernst meinte. Oder vielleicht doch?
Ahimsa gehört zu den Yamas, dem ersten Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Das Konzept von Ahimsa (sanskr.: a Abwesenheit von; himsâ: Ungerechtigkeit, Gewaltlosigkeit, Grausamkeit) geht weit über die rein körperliche Gewaltlosigkeit hinaus; vielmehr geht es darum, destruktive Taten – aber auch Worte und Gedanken – zu erkennen und so weit wie möglich aus dem eigenen Leben zu verbannen. Das schließt einen bewussten und rücksichtsvollen Umgang mit der Umwelt, mit anderen Lebewesen und nicht zuletzt mit sich selbst ein. Es gilt, allem Lebendigen gegenüber eine tiefgreifende Sensibilität zu entwickeln und in jeder Situation abzuwägen, welche Verhaltensweise den geringsten Schaden anrichtet.
In seinem Buch „Yoga. Tradition und Erfahrung.“ definiert T.K.V. Desickar Ahimsa als die „wohlüberlegte Rücksichtnahme auf Menschen und Dinge“. Demnach ist Ahimsa nicht einfach nur der Verzicht auf Gewalt, sondern umfasst eine Grundhaltung der Rücksichtnahme und Überlegtheit gegenüber der äußeren Umwelt. Bei jeder Entscheidung für oder gegen etwas gilt es die äußeren Umstände zu berücksichtigen und die Fürs und Widers gegeneinander abzuwägen. Das lässt eine gewisse Flexibilität und einen Handlungsspielraum zu – natürlich immer mit der Maßgabe, aufmerksam, rücksichtvoll und zugewandt zu agieren. Diese Zugewandtheit erstreckt sich nach Desikachar nicht nur auf die äußere Umwelt, sondern auch auf einen selbst. Beides in Einklang zu bringen ist die große Kunst. Prinzipienreiterei bezeichnet Desikachar interessanterweise als Mangel an Rücksichtnahme und Überlegtheit, da bei Prinzipienentscheidungen die jeweiligen Umstände vollkommen unberücksichtigt bleiben.
Damit ist das Chanten von OM gemeint, das in vielen verschiedenen Varianten gesungen werden kann. Oft wird es dreimal hintereinander angestimmt, um sich zu sammeln. Verbreitet ist auch das kontinuierliche Chanten vom OM, das zuerst leise, dann lauter und wieder stetig leiser werdend gesungen wird, bis es vollkommen verstummt. Anschließend folgt die Konzentration auf den inneren Klang, eine innere Vibration, mit der die Energiebahnen gereinigt und Blockaden aufgelöst werden. Ziel ist es, Anahata Nadam, den Klang der Stille, zu hören.
Aparigraha gehört zu den Yamas, dem ersten Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Das Konzept von Aparigraha ist dem von Asteya ähnlich, konzentriert sich jedoch stärker auf die innere Haltung einer Anspruchslosigkeit. Es beinhaltet die bewusste Reflexion dessen, was und wieviel man tatsächlich von etwas (Lebensmittel, Raum usw., aber auch Anerkennung oder Ruhm) braucht. Das kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Entscheidend für Aparigraha ist, sich von Erwartungshaltungen zu lösen und den eigenen Wert zu erkennen.
Die Asana-Praxis, das Einüben der Körperpositionen, ist neben Pranayama und Meditation ein zentraler Punkt im Hatha Yoga. Die in der Hatha Yoga Pradipika beschriebenen Asanas wirken allesamt auf die Wirbelsäule, um die zentrale Energie zu stimulieren und zu lenken. Im Verlauf der Jahrhunderte entstand eine Vielzahl von Asanas, die ebenfalls alle das Augenmerk auf die Wirbelsäule richten.
Fotos, Wirkung & Ausrichtung der einzelnen Asanas finden Sie im Asana-Archiv.
Heutzutage macht die Asana-Praxis, das dritte Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali, also das Üben der Körperhaltungen, vielfach den Großteil der yogischen Praxis aus. Die Yoga-Sutras erwähnen lediglich das Sitzen (sanskr. asana: sitzen, verweilen). Die hier von ihm geforderten Qualitäten lassen sich jedoch auf alle später entwickelten Asanas übertragen.
Harmonie finden im Gegensätzlichen
In den Yoga-Sutras werden zwei Qualitäten genannt, die „Asanas“ in sich vereinen sollten: Stabilität und zugleich Leichtigkeit. Der Körper sei einerseits fest in der Asana ausgerichtet und gleichsam geerdet, was Stabilität bewirkt. Gleichzeitig wird eine energetische Leichtigkeit erreicht, indem man bis an die Grenzen der eigenen Möglichkeit herangeht, jedoch keinesfalls über diese hinaus, sodass sich mit einer gewissen Leichtigkeit und Freude in der Asana verweilen lässt.
sthirasukhamasanam
Asanas sollen gleichermaßen die Qualitäten Stabilität und Leichtigkeit haben. (Yoga-Sutra 2.46.)
Tato dvandvanabhigatahj
Ein Mensch, der Asanas richtig übt, kann auch durch extreme äußere Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden. (Yoga-Sutra 2.48.)
oben
Ein praktischer Leitfaden zu innerer Freiheit
Innere Freiheit und Unabhängigkeit können nach Patanjali nur dann erreicht werden, wenn es gelingt, durch einen bewussten Umgang mit den Störfaktoren des Geistes deren Einfluss auf die eigene Wahrnehmung und das Handeln abzuschwächen. Der achtgliedrige Pfad stellt eine Art Hilfsprogramm zur Überwindung der Kleshas dar; er besteht aus einer Reihe konkreter, praktischer und auch heute noch sehr lebensnaher Vorgehens- und Verhaltensweisen.
Der achtgliedrige Pfad auf einen Blick
1. Yamas – der Umgang mit der Umwelt
2. Niyamas – der Umgang mit sich selbst
3. Asana – der Umgang mit dem Körper
4. Pranayama – der Umgang mit dem Atem
5. Pratyahara – der Umgang mit den Sinnen
6. – 8. Samyama – der Umgang mit dem Geist
6. Dharana – Konzentration
7. Dhyana – Meditation
8. Samadhi – Das Höchste: Die innere Freiheit
Kein gradliniger Pfad
Patanjalis Ashtanga Marga (sanskr. ash: acht, anga: Glied eines Körpers, marga: Pfad) wird zwar als achtgliedriger Pfad bezeichnet, ist aber nicht so zu verstehen, dass notwendigerweise ein Schritt nach dem anderen gegangen werden müsste. Jedes Glied (vor allem die ersten fünf) gewährt einen Einstieg, auch wenn die meisten Menschen, die sich dem Yoga nähern, mit der Asana-Praxis beginnen. So entwickelt sich das Einhalten der Yamas, der Verhaltensregeln für den Umgang mit der Umwelt, und der Niyamas, der Regeln für den Umgang mit sich selbst, häufig erst durch die Asana-Praxis. Manche integrieren Pranayama- und Meditationsübungen erst nach jahrelanger Übung in ihre Praxis. Das Ziel des Yoga aber bleibt, alle Glieder möglichst zeitgleich gleichwertig zu berücksichtigen und auf dem eigenen Weg mit Leben zu füllen.
Ein lohnenswerter Weg
Die einzelnen Glieder des achtgliedrigen Pfads – das wusste bereits der Verfasser der Yoga-Sutras – lassen sich nur langsam entwickeln. An den Punkt der vollkommenen Freiheit zu gelangen, ist mehr als schwierig (was auch jedem sofort einleuchtet, der es jemals versucht hat). Daher ist er als ein ständiger Prozess zu betrachten, in dem man sich kontinuierlich weiterentwickelt, und keineswegs als ein schneller Weg zur Erleuchtung. Doch auch wenn es vielleicht nie gelingen wird, sich von seinen Kleshas und seinen Samskaras ganz zu befreien, stellt er einen überaus lohnenden Weg dar: Mit kontinuierlicher Praxis und mit einem offenen Geist und offenen Herzen (in dem für Patanjali die Selbstkenntnis des Menschen verborgen liegt) für das, was im Yoga geschieht, kann man sich Schritt für Schritt von den eigenen Mustern und Blockaden, den Meinungen und Erwartungshaltungen anderer befreien. Zumindest lässt sich dabei lernen, diese zunehmend besser zu erkennen und bewusster mit ihnen umzugehen. Und wer weiß: Vielleicht erreicht man eines Tages doch die ganz große innere Freiheit!
Üben, üben – und nochmals üben
Um den Einfluss der Kleshas zu mindern und den Geist zu klären, ist es erforderlich, beharrlich zu üben sowie den Gedanken loszulassen, dass das Üben sofort Resultate mit sich bringen muss. Jeder sollte eine ihm angemessene Anstrengung auf sich nehmen und diese über einen längeren Zeitraum beibehalten. Darüber hinaus gilt es, alles andere (was zudem vielfach nicht in der eigenen Macht steht) loszulassen und das bedeutet, so anzunehmen, wie es kommt. Bei beidem hilft das Grundvertrauen darauf, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet.
Asmita, einem der Kleshas, bezeichnet sowohl die falsche Einschätzung der eigenen Person als auch einen übertriebenen Egoismus. Das eigene Selbstbild hat vielfach nur bedingt etwas mit dem wahren Selbst zu tun, sondern ist von Kindesbeinen an geprägt durch Wahrnehmungen und Meinungen anderer. Diese Aussagen fräsen sich gleichsam in den eigenen Geist ein, bis man glaubt, tatsächlich so zu sein, wie die anderen sagen. Daraus resultieren Minderwertigkeitsgefühle ebenso wie ein überhöhtes Selbstwertgefühl. Beides führt nach Patanjali zu einer übersteigerten Ich-Bezogenheit: Die Gedanken kreisen ständig um einen selbst, und man betrachtet sich als den Nabel der Welt.
Asteya gehört zu den Yamas, dem ersten Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Das Konzept von Asteya beinhaltet nicht zu nehmen, was einem nicht gehört – wobei kein Unterschied gemacht wird, ob es sich dabei um Güter, Taten oder Gedanken handelt. Sich mit fremden Federn zu schmücken, Ideen zu klauen oder jemandes Vertrauen zu missbrauchen, ist in diesem Sinn genauso ein Bruch mit Asteya wie das Tafelsilber mitgehen zu lassen. Das Eigentum des Anderen gilt es immer zu respektieren.
Avidya, das maßgebliche Klesha, bedeutet Nicht-Wissen oder falsches Wissen und ist sozusagen die Mutter allen Leids. Denn alles Wissen, mit dem die Welt wahrgenommen wird, ist niemals objektiv, sondern immer subjektiv. Die menschliche Wahrnehmung ist geprägt von zuvor erworbenem Wissen: von Erfahrungen, die im Verlauf des Lebens gemacht wurden, von Wünschen und Träumen, von bestimmten Vorstellungen und Erwartungshaltungen – den eigenen und denen der anderen. Dieses subjektive Wissen wird oftmals für objektiv und wahr gehalten und dazu genutzt, die Welt zu beurteilen. Diese grundlegende Täuschung bildet nach Patanjali den Nährboden für vier weitere Kleshas.
Pancha Karma ist eine ayurvedische Entgiftungskur, wörtlich: Reinigung von angesammeltem Karma. Sie sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen und dauert mindestens zwei Wochen.
Vorbereitung: eine sich von Tag zu Tag steigernde Menge warmes Ghee trinken (geklärte Butter), bis maximal sieben Tage, bis maximal 200 ml. Dieses Procedere bereitet den Körper innerlich auf die Entgiftung vor und aktiviert den Reinigungsprozess. Ohne die Vorbereitung soll die Reinigung nicht so tief gehend sein. Das Ghee verteilt sich aufgrund seiner feinen molekularen Struktur überall im Körper, versetzt die Organe sozusagen in Aufruhr und schwemmt die angesammelten Gifte auf. Diese Gifte werden über die Haut ausgeschwitzt oder über den Magen durch Erbrechen und/oder über den Darm durch Abführen abtransportiert. Während der Einnahme des Ghees sollte zum Frühstück und Mittagessen nur eine leichte Reissuppe und abends eine leicht verdauliche Mahlzeit, z.B. Kichiri (Reis mit gelben Linsen) mit ein paar Früchten gegessen werden.
Abbhyanga: Parallel zur Ghee-Prozedur wird der Körper mit der Behandlung äußerlich auf die Entgiftung vorbereitet. Die Vierhand-Ganzkörper-Massage mit Öl lockert die Giftstoffe im Körper. die abgelagerten Gifte werden also sozusagen von zwei Seiten in die Mangel genommen, innerlich und äußerlich.
Swidhana: Im Anschluss an die Massage kommt man ca. 5 – 10 Minuten in eine Art Schwitzkasten. Die Hitze verflüssigt die Giftstoffe, sodass ein Teil der Gifte direkt über die Haut abtransportiert wird.
Ziel: Eine vollständige innere und äußere „Verölung“ (Oleation) des Körpers, um so alle Giftstoffe optimal zu lösen, aufzuschwemmen und abzutransportieren.
Höhepunkt: Abführen und/oder Erbrechen: Zwei Tage nach der letzten Ghee-Portion wird mit einem entsprechenden Sud das Abführen und/oder Erbrechen eingeleitet, um auch die letzten Giftstoffe aus dem Körper abzutransportieren.
Aufbau: Danach erfolgt ein langsamer Aufbau mit Reissuppe und Kichiri über ein paar Tage hinweg wieder zur normalen Ernährung hin.
Mit Bandha (sanskr.: fesseln, binden, halten, Schloss, Siegel, Ventil) werden Körperverschlüsse bezeichnet, die wie ein Ventil die Energie im Körper halten, regulieren und leiten, kurz: um den Energiefluss zu optimieren. Um die Bandhas zu setzen und in der Asana wirkungsvoll als Unterstützung, ja sogar Stütze einzusetzen, bedarf es ein wenig Übung. Zum einen sind die Bandhas subtile Muskelkontraktionen und zum anderen bedarf es erhöhter Konzentration, um sie zu setzen und zu halten.
Mula Bandha
Mula Bandha (sanskr.: Wurzel, Basis) gibt Festigkeit und Stabilität. Außerdem verhindert es, dass das Becken nach hinten kippt und ein Hohlkreuz entsteht. Um Mula Bandha zu setzen, wird in der Einatmung der Beckenboden angespannt. Dabei zieht das Steißbein nach unten und vorn, wodurch das Kreuzbein nach unten gezogen und der untere Rücken lang wird. Dadurch werden die Lendenwirbel stabilisiert und Fehlhaltungen im unteren Rücken vermieden. Die Muskelkontraktion entsteht in erster Linie zwischen dem After und dem Geschlechtsorgan. Anfänglich hilft die Vorstellung, auf Toilette zu müssen, aber nicht zu können, wodurch alle Schließmuskeln aktiviert werden. Es entwickelt sich ein immer feineres Gefühl für die Kontraktion der Dammmuskeln.
Uddiyana Bandha
Uddiyana Bandha (sanskr.: emporfliegen) stabilisiert den mittleren und oberen Rücken. Dadurch werden Fehlhaltungen insbesondere im Brustwirbelbereich verhindert. Um Uddiyana Bandha zu setzen, wird der untere Bauch in der Ausatmung nach innen und der Bauchnabel nach oben gezogen. Dadurch entsteht ein leichtes Vakuum im Brustkorb sowie ein Sog nach oben; beides erzeugt eine gewisse Leichtigkeit.
Halten von Mula Bandha und Uddiyana Bandha
Um den Effekt von Stabilität und Leichtigkeit gleichermaßen zu erzielen, wird Mula Bandha in der Einatmung und Uddiyana Bandha in der Ausatmung gesetzt. Am Anfang ist es nicht leicht, die Konzentration aufrechtzuerhalten, die das Setzen der Bandhas erfordert, aber mit ein wenig Übung werden die Bandhas geradezu „in Fleisch und Blut” übergehen.
Jalandhara Bandha
(sanskr.: Netz, Gewebe) reguliert den Energiestrom zwischen dem Herzen und dem Gehirn und verhindert einen Druck auf dem Herzen. Es wird hauptsächlich bei Atemübungen, insbesondere in der Atemverhaltung gesetzt, indem die Nackenwirbel lang nach oben gezogen werden, das Kinn leicht abgesenkt und der Kehlkopf sanft nach innen gesogen wird.
Eine der grundlegenden Quellen, in denen Yoga als Weg der Erkenntnis und Erlösung des Menschen beschrieben wird, ist die Bhagavadgita – „der Gesang des Erhabenen“, ein Teil der um 500 v. Chr. entstandenen Mahabharata. In ihr erläutert Krishna, eine Inkarnation des Gottes Vishnu, dem Kriegshelden Arjuna, dass jeder – unabhängig von der Kaste, in die er in diesem Leben hineingeboren wurde – den Weg des Yoga gehen und die Methoden und Techniken nutzen kann, um Atman, sein wahres Selbst und das Göttliche in sich, zu erkennen.
Mit den im Mahabharata und im Ramayana versammelten volkstümlichen Geschichten und Legenden erhielten Angehörige aller Kasten (zumindest diejenigen, die lesen konnten), denen bisher das Wissen und die Ausübung religiöser Rituale versagt war, Zugang zu einem spirituellen System. Denn dies war vordem ausschließlich Männern der obersten drei Kasten vorbehalten – sofern sie es sich leisten konnten, da die Brahmanen sich die Weitergabe ihres Wissens um die Verbindung mit Gott reichlich vergüten ließen.
Der Weg des Yoga aus der Bhagavadgita bot jedem Einzelnen ein System von Techniken und Methoden an, Selbsterkenntnis zu erlangen und eine Verbindung zum Göttlichen im eigenen Innern herzustellen. Jeder konnte nun sein Schicksal selbst beeinflussen und Verantwortung für sein Leben übernehmen – und war damit nicht mehr auf die Hilfe der Brahmanen angewiesen, um, nach hinduistischem Glauben, aus dem „ewigen Rad der Wiedergeburt“ auszusteigen.
Der Weg der Hingabe führt über die Hingabe an etwas Höheres, welches das Leben bestimmt, in die Freiheit. Damit verbunden ist die Akzeptanz des eigenen Schicksals und die Vorstellung, dass alle Erfahrungen von etwas Höherem geleitet werden und dem eigenen Wohl dienen. Im Mittelpunkt dieses Weges stehen Liebe, Hingabe und Mitgefühl. Eines der unterstützenden Mittel, den Bhakti-Yoga-Weg zu gehen, ist das Chanten, das Singen hingebungsvoller Gottesanrufungen und Lobgesänge, mit denen der Bhakti Yogi seine Ergebenheit an etwas Höheres zum Ausdruck bringt.
Brahmacharya gehört zu den Yamas, dem ersten Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali und betrifft das Maßhalten in allen Lebensbereichen und das sich Konzentrieren auf das Wesentliche. Alles Übermaß, alle Abhängigkeiten und alle Extreme können dazu führen, dass das Denken und Handeln vollständig davon bestimmt wird. Genau dies gilt es durch Brahmacharya zu verhindern. Es geht bei diesem Gebot daher nicht um vollständige Abstinenz (etwa von Genussmitteln, aber auch von Gewohnheiten), sondern darum, das richtige Maß zu finden, sich seinen Leidenschaften nicht auszuliefern und somit unabhängig zu bleiben. Ursprünglich verbirgt sich hinter Brahmacharya sexuelle Enthaltsamkeit und Askese – ausgehend von dem Gedanken, dass alles, was nicht auf das Wesentliche (und das ist die Suche nach der Wahrheit) ausgerichtet ist, reine Energieverschwendung sei.
Als Chakren werden die Energiezentren des Körpers bezeichnet (sieben an der Zahl), die sich wie Perlen auf einer Schnur entlang der Wirbelsäule bis zur Krone des Kopfes aufreihen. Jedem Chakra sind bestimmte Eigenschaften zugeordnet, die ineinandergreifen und je nach Lebensphase und -lage mehr oder weniger geöffnet sind. Chakra bedeutet soviel wie Rad, sodass man sich jedes Chakra wie eine Art Schwungrad vorstellen kann, das Energie von einer tieferen zur nächsthöheren Entwicklungsstufe transportiert.
Ein Zustand der Ausgeglichenheit ist erst dann erreicht, wenn alle Chakren offen sind, und die Energie frei von unten nach oben strömen kann. Das ist aber aufgrund von körperlichen und geistigen Blockaden, die sich in jedem der Chakren manifestieren können, in der Regel nicht der Fall. Die verschiedenen Techniken des Hatha Yoga dienen dazu, diese Blockaden zu überwinden.
Erkenntnis durch Konzentration auf die Chakren
Der Hatha Yogi versucht in seinen Übungstechniken durch Konzentration auf die Chakren herauszufinden, wo Minder- oder Negativausprägungen zu Blockaden und Schutzmechanismen führen. Wie jeder andere Yoga-Weg sucht auch der des Hatha Yoga, sich von diesen Blockaden zu befreien und ein ganzheitliches Bewusstsein der Einheit zu erreichen.
In der Praxis werden dabei die einzelnen Elemente, die den Chakren zugeordnet sind (siehe Tabelle), eingesetzt, um die Konzentration auf die Chakren zu stärken. So werden zum Beispiel die Farben visualisiert oder die Silben gesungen, um die Chakren, die man sich als Räder vorstellen kann, in Schwingung zu bringen.
Die 7 Chakren auf einen Blick
Jedem Chakra sind bestimmte Elemente zugeordnet, die bei der Konzentration auf die Energiezentren mit einbezogen werden können.
Chakra | Zuordnung | Wird verbunden mit ... |
1. Muladhara Chakra „Halter der Wurzel“ Basischakra Basis, Wurzelchakra |
Sitz: Beckenboden Element: Erde Sinn: Geruchssinn Farbe: Rot Silbe/Buchstabe: Lam/U |
... der Fähigkeit, sich im Leben verwurzelt zu fühlen. Stichworte: Familie, Kindheit, Urvertrauen, Gesellschaft, Konditionierungen, Stabilität, Existenzangst |
2. Svadhishthana Chakra „Ort des Selbst“ Sakralchakra |
Sitz: Unterleib Element: Wasser Sinn: Geschmackssinn Farbe: Orange Silbe/Buchstabe: Vam/O |
... dem, was die eigene Identität ausmacht.Stichworte: Geschlecht, Kreativität, Dualismus, Sexualität, Fortpflanzung |
3. Manipura Chakra „Stadt der Juwelen“ Solarplexuschakra Nabelchakra |
Sitz: Oberbauch Element: Feuer Sinn: Sehsinn Farbe: Gelb Silbe/Buchstabe: Ram/OU |
... dem, was das eigene Selbst ausmacht. Stichworte: Selbstwert, Selbstvertrauen Tatkraft, Entwicklung, Macht, Selbstbewusstsein |
4. Anahata Chakra „Nicht-angeschlagener (mystischer) Ton“ Herzchakra |
Sitz: Brustraum Element: Luft Sinn: Tastsinn Farbe: Grün Silbe/Buchstabe: Yam/A |
... allen emotionalen Themen. Stichworte: Liebe, Mitgefühl, Trauer, Schmerz, Hingabe, Wut, Hass, Freude |
5. Vishuddha Chakra „das Lautere, Reine“ Halschakra Kehlkopfchakra |
Sitz: Hals Element: Äther Sinn: Hörsinn Farbe: Meeresblau Silbe/Buchstabe: Ham/I |
... dem achtsamen Verarbeiten und der Interpretation der Sinneseindrücke. Stichworte: Wille, Aufrichtigkeit, Kommunikation, Ausdruck von Energien, Authentizität, innere Haltung, |
6. Ajna Chakra „Ort des Befehls“ Stirnchakra Drittes-Auge-Chakra |
Sitz: Stirnraum Element: Geisteskräfte (feinstofflich) Sinn: Gleichgewichtssinn Farbe: Dunkelblau Silbe/Buchstabe: OM/E |
... der Fähigkeit, sich selbst zu erkennen, das Leben und sich selbst so zu sehen, wie es ist. Stichworte: Gehirnfunktionen, Verstand, Logik, Analyse, Reflexion, Kontemplation, Intuition, Selbsterkenntnis |
7. Sahasrara Chakra „Tausendblättriger Lotus“ Kopfchakra Kronenchakra |
Sinn: keine Zuordnung Farbe: Violett Silbe/Buchstabe: Innerer Klang/M |
Stichworte: Verbundenheit, wahres Sehen, wahre Natur, wahres Selbst, Freiheit, Glückseligkeit, das Höchste, Verbindung mit Gott oder einer höheren Kraft, innere und äußere Einheit, Samadhi, Erleuchtung |
oben
Patanjali legt in seinen Sutren den Schwerpunkt ganz klar auf die Funktionsweise des Geistes, sodass rein theoretisch jeder, der sich damit entsprechend auseinandersetzt, die absoluten Meriten des Yoga erfahren kann. Nämlich „einen Zustand von vollkommener Freiheit zu erreichen und darin zu verweilen“ (YS 4.26). Wer will das nicht - die vollkommene Freiheit!!! Aber wie kommt man da hin?
Im Zusammenhang mit Yoga wird oft die Frage gestellt, ob es sich dabei um eine Religion handelt und ob man nun gläubig sein müsse, um ein echter Yogi zu sein. Ein verwirrendes Thema, dem nicht so leicht auf die Spur zu kommen ist. Durchforsten wir also mal die Yoga-Sutren zu diesem Thema:
Hingabe an eine Göttlichkeit als Weg in die innere Freiheit?
In den Yoga Sutren behandelt Patanjali die Frage der Religion offen und bindet sich an keine bestimmte Glaubensrichtung – wobei es fraglich ist, ob zu dem Zeitpunkt der Niederschrift (plus/minus 200 v.Chr./200 n.Chr.) nicht automatisch der Hinduismus als einzige und daher maßgebliche Religion empfunden wurde. Dennoch nimmt auch Patanjali immer wieder auf die Existenz eines nicht näher definierten Gottes oder einer Göttlichkeit Bezug und beschreibt, dass die Hingabe an eine Göttlichkeit besonders hilfreich, wenn nicht gar notwendig ist, um den Zustand von Yoga - also die vollkommene Freiheit - zu erreichen.
Mit isvarapranidhanadva (YS 1.23) – übersetzt mit „der Hingabe an Gott“ – verspricht Patanjali den direkten und sicheren Weg zur inneren Freiheit, sozusagen der „Aufzug“ zur Glückseligkeit. An dieser Stelle erläutert Desikachar in seinem Buch "Über Freiheit und Meditation" allerdings, dass Patanjali die Hingabe an Gott als nur eine Möglichkeit unter anderen sieht, um zu Klarheit und innerer Gelassenheit zu finden. In den darauf folgenden Sutren 1.24 – 1.29 erkennt Patanjali Gott allerdings als das höchste Wesen, als den Ursprung allen Wissens und als ersten und ewigen Lehrer an. Weiterhin betont er in den Sutren 1.27 – 1.29, wie wichtig eine regelmäßige Anrufung Gottes ist. Wie diese Anrufung aussehen soll, lässt er offen, aber sie sollte in einer Form geschehen, in der sich Gottes Qualitäten für einen am besten wieder spiegeln, um sich diese immer wieder zu vergegenwärtigen. Dank dieser Praxis kann ein Mensch alle Hindernisse aus dem Weg räumen und seine wahre Natur erkennen.
Zudem fordert Patanjali mit tapahsvadhyayesvarapranidhananani kriyayogah (YS 2.1) drei Qualitäten ein, die die Yogapraxis in sich vereinen muss. Hier gibt es also kein Entrinnen, diese drei Qualitäten müssen erfüllt werden, sonst ist der Weg zur inneren Freiheit versperrt. Interessanterweise übersetzt Desikachar hier an dieser Stelle esvarapranidhanani nicht mit "Hingabe an Gott", (obwohl das Sanscrit-Wort isvarapranidhanadva aus YS 1.23 doch sehr ähnelt), sondern mit „der Akzeptanz unserer Grenzen“.
Auch in den Niyamas (YS 2.32) wird esvarapranidhanani wieder benannt, diesmal übersetzt als „Ehrfurcht gegenüber einer höheren Kraft oder das Annehmen unserer eigenen Begrenztheit im Vergleich zu der Allwissenheit Gottes“.
Ganz klar erkennt Pantanjali also die Existenz eines Gottes oder einer Göttlichkeit an – wie auch immer die geartet sein mag. Und er geht weiter: Gemäß der Übersetzung von Desikachar fordert er Hingabe an und Ehrfurcht vor dieser Göttlichkeit, die er – im Gegensatz zum Menschen – als Allwissend bezeichnet.
Ohne Göttlichkeit keine Freiheit?
All diese Ausführungen verleiten zu dem Gedanken, dass es ohne einen eigenen Glauben und die Hingabe an eine Göttlichkeit doch nicht hinhaut, den Zustand von Yoga zu erreichen. Wie kann man sich die Qualitäten einer Göttlichkeit vergegenwärtigen, wie Ehrfurcht haben oder sich hingeben, wenn kein Glaube an einen Gott oder eine Göttlichkeit vorhanden ist? Auch wenn in verschiedenen Büchern immer wieder frei gestellt wird, das Wort „Göttlichkeit“ sozusagen als Hülse zu betrachten, die jeder selbst mit einer eigenen Vorstellung von Göttlichkeit füllen kann, was auch immer das für den einzelnen bedeutet.
Viele tun sich aber schwer damit, einen „Platzhalter“ zu finden. Liebe bleibt für Liebe, Licht bleibt Licht, Natur bleibt Natur, Evolution bleibt Evolution – und eben keine Göttlichkeit. Erfordert nicht der Glaube an eine Göttlichkeit oder an eine höhere Instanz auch den Glauben daran, dass es einen wie auch immer gearteten Plan gibt, den jemand oder etwas ausführt? Womöglich noch mit Sinn und Zweck? Dass diese höhere Instanz über Mächte und Kräfte verfügt, die in welcher Form auch immer gezielt eingesetzt werden?
Natürlich nimmt das Leben manchmal seltsame Wendungen und "trifft" Entscheidungen, die außerhalb unserer Macht stehen. Aber bedeutet das, dass es eine wahre Bedeutung dahinter oder gar eine Göttlichkeit dahinter gibt? Das wäre manchmal sicher wünschesnwert, bietet es doch eine wunderbare Erklärung für die Dinge, die ansonsten unerklärlich bleiben.
Kein Fazit!
Es bleiben eine Handvoll unbeantworteter Fragen: Wenn Yoga keine Religion ist, warum sollte die Anerkennung einer Göttlichkeit Voraussetzung sein, um den Zustand von Yoga zu erreichen? Ist jeder, der nicht an ein göttliches Konzept glaubt, ausgeschlossen von den wahren Wonnen des Yoga? Oder sind solche Fragen nur Ausdruck eines der neun Hindernisse, dem übermäßigen Zweifel, der Unklarheit im Geist hervorruft? Oder ist es das Unvermögen, einen weiteren Schritt zu gehen? Oder hat Avidya mal wieder seine Hände im Spiel?Ist ein nicht glaubender Yogi ein schlechter Yogi? Oder überhaupt ein Yogi? Bleibt dem Nicht-Gläubigen die Freiheit der Seele verschlossen? Wollen wir das mal nicht hoffen. Wäre nicht sehr yogisch!
Dharana, das sechste Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali, bezeichnet die Fähigkeit, die eigene Konzentration vollkommen auf einen Gegenstand, ein Tun, eine Frage oder Überlegung auszurichten und dabei zu verweilen. Durch diese Art der Konzentration werden ein tieferes Durchdringen und ein Verständnis des Objektes der Konzentration erst möglich.
Die Basis der indischen Kultur bildet ein alles umfassendes Weltgesetz – Dharma (sanskr.: Stütze, Gesetz, Pflicht). Danach hat jeder Mensch eine Bestimmung in seinem Leben zu erfüllen, und es besteht für jeden die Aufgabe, herauszufinden, was in diesem Leben getan werden muss, um der eigenen Natur gerecht zu werden – um Atman, das Göttliche in sich, zu erkennen. Jedes Wesen hat daher seiner Natur entsprechende Rechte, Pflichten, Eigenarten, Grenzen und Fähigkeiten.
Auf dieser Grundannahme basiert auch das indische Kastensystem: Jedes Wesen sucht sich seine Kaste bei Geburt gleichsam aus, denn sie ist das Ergebnis des im vorangegangenen Leben angesammelten Karmas. So kann jeder seine Aufgabe, sein Dharma, im Rahmen seiner Möglichkeiten erfüllen und so sein Karma verbessern, um in einem kommenden Leben in eine höhere Kaste aufzusteigen. Das Ziel ist es, das Selbst (Atman) mit dem Göttlichen oder Brahman zu vereinen und so eines Tages aus dem Rad der ewigen Wiedergeburt aussteigen zu können.
In der Meditation (Dhyana), der siebten Stufe des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali, entsteht eine Art Wechselwirkung mit dem Objekt der Konzentration. Im Zustand der Meditation werden das subjektiv geprägte Wissen, Denkmuster, Glaubenssätze, Erwartungshaltungen und Emotionen hinter sich gelassen und die Dinge intuitiv so gesehen, wie sie sind. Wie ein Beobachter schaut man auf das, was zuvor als Meditationsgegenstand ausgewählt wurde. Der neutrale Beobachter akzeptiert alles, was er sieht – ohne es zu bewerten und zu beurteilen, ohne eingreifen oder etwas ändern zu wollen.
Der Begriff Yoga umfasst neben dem Zustand des Yogas, wenn der Geist zur Ruhe kommt, zugleich auch die Disziplinen, mit Hilfe derer dieser Zustand erreicht werden kann: das Einüben der Körperhaltungen – der sogenannten Asanas –, das kontrollierte Atmen – Pranayama genannt –, Meditation, Chanten, das Lesen alter Schriften ..., um nur einige zu nennen. Je nach persönlicher Disposition und individuellen Vorlieben des Yogis oder der Yogini (der bzw. die Yoga-Übende) können hier unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. Doch alle Wege führen zum gleichen Ziel: in die Freiheit.
Mit Dvesha, einem der Kleshas, wird eine übertriebene Ablehnung von Dingen, die auf schlechten Erfahrungen oder Vorurteilen basiert. Anstatt einer Situation oder einem Menschen offen gegenüberzustehen, bestimmt Dvesha, in diesem Fall Schubladendenken und negative Gedanken, das Handeln.
Der Hatha Yoga geht bei der Betrachtung des Körpers über die rein anatomische Struktur hinaus – und berücksichtigt, dass nicht nur die Ernährung, sondern auch alle Emotionen, Verletzungen, Gedanken und vieles mehr im Körper gespeichert werden und für Verspannungen und Energieblockaden sorgen. Diese Energieblockaden gilt es zu lösen, damit die Lebensenergie frei fließen kann. Hatha Yogis stellen daher Energiearbeit mit dem eigenen Körper in den Vordergrund ihrer Yoga-Praxis.
Aufbau des energetischen Körpers
Der energetische Körper besteht aus Prana (der Lebensenergie), Koshas (den Schichten des Körpers) und Nadis (den Energiekanälen), die Prana im Körper transportieren, sowie aus Chakren, den Energiezentren und Hauptknotenpunkten der Nadis. Schulmedizinisch nachweisbar ist der energetische Körper nicht. Deshalb fällt es vielen Menschen (vor allem im Westen) insbesondere am Anfang schwer, sich die Existenz des energetischen Körpers vorzustellen. Das ist letztlich aber auch gar nicht erforderlich. Um mit der Körperenergie zu arbeiten, genügt den meisten die Vorstellung und Visualisierung von Bildern, die mit dem energetischen Körper verbunden sind, um sich auf bestimmte Stellen im Körper zu konzentrieren und die Energie dorthin zu lenken.
In der Hatha Yoga Pradipika finden sich Ernährungsempfehlungen, die auch heute noch Bestand haben. Frisch, leicht verdaulich, maßvoll und abwechslungsreich soll die Ernährung sein: also eine ausgewogene Mischkost, die zudem noch freudig und in Ruhe genossen werden soll. Es gibt kein ausdrückliches Verbot, Fleisch oder Fisch zu essen, allerdings den Hinweis, dies sei für Yogis unpassend. Ob diese Empfehlung auf Ahimsa zurückgeht oder auf die schlichte Tatsache, dass Fleisch schwerer zu verdauen ist als Gemüse, ist allerdings nicht dokumentiert.
Gewaltlosigkeit = Vegetarismus?
Im Zusammenhang mit dem Yama Ahimsa des achtgliedrigen Pfads von Patanjali wird heute unter Yogis vielfach das Thema Vegetarismus angeführt. Vegetarier zu sein, ist für viele Yogis eine Selbstverständlichkeit, aber ob dies ein Muss ist oder nicht, beurteilen Yogis durchaus unterschiedlich. Dennoch wird jeder, der Yoga praktiziert, im Laufe der Zeit ein stärkeres Bewusstsein und auch eine weitgreifendere Rücksichtnahme für alle Lebewesen entwickeln und so zunehmend auf sein Körpergefühl hören, ohne dabei irgendwelchen Dogmen folgen zu müssen.
Gelassenheit, Gleichmut, innere Ruhe oder Gemütsruhe ist eine innere Einstellung, die Fähigkeit, vor allem in schwierigen Situationen die Fassung oder eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren. Sie ist das Gegenteil von Unruhe, Aufgeregtheit und Stress. Während Gelassenheit den emotionalen Aspekt betont, bezeichnet Besonnenheit die überlegte, selbstbeherrschte Gelassenheit, die besonders auch in schwierigen oder heiklen Situationen den Verstand die Oberhand behalten lässt, also den rationalen Aspekt von innerer Ruhe.
Als aktuelle Bedeutungen werden - jeweils nur - entweder gelassenes Wesen, Ruhe, Gleichmut oder Gottergebenheit angegeben. Gelassenheit als Eigenschaft gelassen zu sein, wird auch durch die Bedeutungen des Adjektivs gelassen näher bestimmt: gelassen heißt (als Adjektiv) "das seelische Gleichgewicht bewahrend; beherrscht, ruhig, gefasst" und "unerschüttert, leidenschaftslos, gleichmütig". Umgangssprachlich kann sich das gelassen sein oder etwas gelassen (hin)nehmen nur auf eine konkrete Situation, auf eine gewohnheitsmäßige innere Einstellung oder Lebenssicht beziehen.
Aufschlussreich sind auch die angegebenen Wörter ähnlicher oder gleicher Bedeutung: Abgeklärtheit, Bedacht, Bedachtsamkeit, Beherrschung, Beschaulichkeit, Besinnlichkeit, Besonnenheit, Dickfelligkeit, Fassung, Gemessenheit, Geduld, Gefasstheit, Gemütsruhe, Gleichgewicht, Gleichmut, Kaltblütigkeit, Kühle, Langmut, Mäßigung, Muße, Ruhe, Seelenruhe, Selbstbeherrschung, Stille, Stoizismus, Überlegenheit, Umsicht, Zurückhaltung. In diesen Synonymen gelangen die zwei Pole des Begriffes zum Ausdruck: Gelassenheit bewegt sich semantisch im Spannungsfeld von wünschenswerter Gemütsruhe und bedenklicher Gleichgültigkeit.
Angesichts der Gefahr, dass Gelassenheit mit Stumpfheit, Trägheit, Gleichgültigkeit oder Fatalismus gleichgesetzt wird oder dazu führen kann, bedarf es einer vernünftigen Begründung und Rechtfertigung der Gelassenheit.
Diese wird (unter anderem) darin gesehen
- dass es unvernünftig erscheint, an Unverfügbares und Unverrückbares etwas ändern zu wollen (Beispiel: der eigene Tod);
- dass das Unverfügbare/Unbeeinflussbare nicht grundsätzlich die Möglichkeit eines vernünftigen Lebens berührt.
- dass Glück nicht planbar ist
- dass es darum geht, in der Gegenwart zu leben ("das Leben in Gelassenheit ist das Leben in der Gegenwart"
Gelassenheit wird philosophisch traditionell als Selbstlösung und Selbstfindung interpretiert. Ein zentraler Begriff der buddhistischen Geistesschulung ist Upekh - Gleichmut. Gleichmut ist das letzte Element der 4 Brahmaviharas (Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut). Auch in der Yogalehre wird immer wieder auf Gleichmut Bezug genommen.
Quelle: Wikipedia
Alles, was Prakriti zugeordnet wird, trägt drei Qualitäten – Gunas – in sich:
- Sattva ist gekennzeichnet durch Leichtigkeit, Reinheit, Ausgeglichenheit, Klarheit, Heiterkeit.
- Rajas zeichnet sich durch die Aspekte Aktivität, Impulsivität, Ruhelosigkeit, Leidenschaft, Wachstum, Evolution, Wechsel aus.
- Tamas wird mit Dunkelheit, Schwere, Widerstand, Ignoranz, Schwerfälligkeit, Trägheit beschrieben.
Prakriti besteht daher immer aus einer Kombination der drei genannten Qualitäten, wobei mal die eine, mal die andere vorherrscht. Das Bestreben eines Yogis ist es, in all seinen Handlungen, Gedanken und Gefühlen so „sattvisch“ wie möglich zu sein. Pures Sattva ist in der materiellen Welt zwar nicht erreichbar, aber Körper und Geist können mit den Techniken des Yoga dahin gebracht werden, die negativen Einflüsse der Qualitäten Tamas und Rajas zu reduzieren. Tamas wird durch Rajas und Rajas durch Sattva überwunden.
Die Identifikation mit Prakriti bringt immer wieder Leid hervor, da es unbeständig ist. Deshalb geht es im Yoga darum, alles Materielle zu erforschen – ohne jedoch darin verhaftet zu sein –, um zum Kern, zum universellen Bewusstsein vorzudringen – oder anders gesagt: um eine Einheit zwischen Purusha und Prakriti zu erlangen.
Der Weg der Körperlichkeit entstand unter dem Einfluss des Tantrismus und führte erstmals nicht nur über Meditation und Selbsterkenntnis zur Begegnung mit dem Höchsten, sondern verstärkt über Körperübungen. Diese werden bis heute – wenngleich in abgewandelter Form – von den meisten Yogis praktiziert. Im Hatha Yoga dreht sich alles um Energiearbeit zur Lenkung des Energieflusses. Grundlagentext für diese Richtung ist die Hatha Yoga Pradipika.
Unter dem Einfluss des Tantrismus, dessen Vertreter zu Beginn des 6. Jahrhunderts die Idee entwickelten, dass alles, was ist, Ausdruck des Göttlichen sei – also auch der Körper – entstand ungefähr im 9. Jahrhundert der Hatha Yoga: der körperbezogene Übungsweg des Yoga. Auch hier ist grundlegende Erkenntnis das Ziel. Der Weg dahin führt jedoch erstmals nicht nur über Meditation, sondern auch über Körperübungen. Mit der Hatha Yoga Pradipika entstand eine Reihe praktischer Übungsanleitungen, die auch heute noch, wenngleich in abgewandelter Form, aktuell sind und von den meisten Yogis praktiziert werden. Hatha Yoga wurde damit zum Oberbegriff für alle körperlich orientierten Yogastile und steht für die Lenkung von Energien im Körper.
Hatha Yoga Pradipika: ha: Sonne; tha: Mond; Yoga: vereinen; Pradipika: Lämpchen (Licht auf).
In der Frühzeit bevölkerte eine Unzahl von Göttern den hinduistischen Pantheon – und jede Gottheit besaß klar umgrenzte Zuständigkeiten: So gab es den Gott des Donners, den Gott der Sonne, den Gott des Windes und noch viele mehr. Seit etwa 1.000 v. Chr. konzentrierten sich die religiösen Vorstellungen zunehmend auf die sogenannte Trimurti: die Dreieinigkeit von Brahma, Vishnu und Shiva.
Brahma – der Schöpfer – kreiert alles, was entsteht und wird meist väterlich dargestellt; da er es anschließend dem Gott Vishnu überlässt, sich um das weitere Schicksal alles Erschaffenen zu kümmern, wird er jedoch nur selten verehrt.
Vishnu – der Bewahrer der Welt – ist voller Mitgefühl und sorgt sich vor allem um die Menschen. Dementsprechend wird er heiß und innig verehrt und verfügt über eine große Anhängerschaft. Auf Abbildungen wird er oftmals auf der Schlange Adisesha liegend gezeigt, die ihn und die Welt mit ihren 1.000 Köpfen beschützt und die Hüterin aller Schätze ist. Um allen Kreaturen zu helfen, verließ Vishnu bereits neun Mal seine bequeme Stätte, um neu in dieser Welt zu wirken. Rama, Krishna und Buddha sind wohl seine bekanntesten Inkarnationen. Der Legende nach befahl Vishnu seiner Schlange Adisesha, in Patanjali zu inkarnieren, damit er eine praktische Form des Yoga zu den Menschen bringe.
Shiva – der Zerstörer – symbolisiert das Sterben, den Tod und die Veränderung. Er zerstört alles, was Brahma geschaffen hat – auch Illusionen, Konzepte, Muster und Gewohnheiten. Daher ist er auch der Gott der Yogis: Er schafft Platz für Neues und macht Transformation möglich. Dargestellt wird er vielfach mit Dreizack und lodernden Haaren oder als Tänzer.
Beim letzten Niyama, dem 2. Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali, geht es darum, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren, dass vieles nicht im Einflussbereich der eigenen Macht liegt. Ob diese Akzeptanz – dieses „Loslassen“ – in Form der Hingabe an eine Göttlichkeit erfolgt oder als eine Art Grundvertrauen in das Leben an sich oder auch in eine höhere Kraft, bleibt jedem selbst überlassen.
Yoga ist eine der ältesten Lehren und Methoden, die sich mit der Gesamtheit des Menschen – Körper, Geist und Seele – und seiner Harmonie und Einheit beschäftigt. Der Übungsweg des Yoga blickt auf mindestens 3.500 Jahre gesammeltes Wissen über die Struktur des Körpers und die Funktionsweise des Geistes zurück. Auf diesem Weg wurden zahlreiche mögliche Störungen erforscht und wirkungsvolle Übungen entwickelt, die diese Störungen nachhaltig vermindern oder beheben – zum Ziel des menschlichen Seelenfriedens.
In Indien ist Yoga seit mehr als 3.500 Jahren bekannt. Nomaden aus Zentralasien (Arier) drangen seit 1500 v. Chr. immer weiter in den indischen Subkontinent vor und brachten – zusammen mit ihrer Gesellschaftsordnung, dem Kastenwesen – eine Geistesdisziplin mit, die sie „Yoga“ nannten. Diese beinhaltet Methoden, den Geist so einzusetzen, dass die Sinne unter Kontrolle sind und der Körper beherrscht werden kann. Um es mit einem Bild auszudrücken: Der Geist hält als Wagenlenker die fünf Sinne im Zaum, spannt sie vor den Wagen – den Körper – und gibt ihm die Richtung an.
Das indische Kastensystem
- Oberstand/Lehrstand (Brahmanen): Priester, Hüter und Lehrer des Wissens und der Wahrheit (der Veden)
- Wehrstand (Kshatrya): Beamte, Könige, Adlige, Krieger und Soldaten
- Nährstand (Vaishya): Bauern und Händler, Handwerker
- Arbeiter (Shudra): Diener der oberen Stände
- Die nicht als Kaste anerkannten Unberührbaren (Dalit): Tagelöhner, Bettler und gesellschaftlich Verachtete
Der Weg der Weisheit wird mit Hilfe von Wissen, Verstand, Intellekt und Unterscheidungsvermögen beschritten. Zu Selbsterkenntnis gelangt der Jnana Yogi zum einen durch die geistige Suche nach Wahrheit, indem er die alten Schriften studiert und durch Selbstreflexion die Struktur des Geistes erkennt; zum anderen dringt er durch Meditation in Schichten jenseits des Intellekts vor und gelangt so zu weiteren intuitiven Erkenntnissen. Ein Jnana Yogi geht davon aus, permanent zu lernen – wobei alles ein Lehrer sein kann: die alten Schriften, Gurus (Lehrer) und Satsangs (Gemeinschaften Wahrheitssuchender) ebenso wie der gewöhnliche Alltag.
Das Gesetz von Karma, dem Kreislauf von Ursache und Wirkung, bildet auch die ethische Grundlage für Yoga, nach der jede Handlung Konsequenzen hat, ob in diesem oder in einem späteren Leben. Jeder trägt demnach die Verantwortung für seine Handlungen und kann im Rahmen seiner Möglichkeiten das Resultat seines Handelns beeinflussen. Entsprechend wird er Nutznießer eines guten Karmas oder aber er wird früher oder später unter schlechtem Karma zu leiden haben.
Der Begriff "Karma" kommt aus dem Sanskrit und bedeutet soviel wie "Wirken, Tat". Dieses spirituelle Konzept gibt es im Hinduismus, Buddismus und Jainismus und basiert auf dem Glauben an den Zyklus der Wiedergeburt, solange das Karma - sei es gut oder schlecht - noch nicht aufgelöst ist. Die Gültigkeit des Ursache-Wirkungs-Prinzips geht dabei ohne Probleme über mehrere Lebensspannen hinweg. Die Folgen jeder Tat, die Wirkungen von Handlungen, Gedanken, Gefühlen und Worten in jeder Hinsicht, insbesondere deren Effekte auf den Handelnden, und deren Auflösung sind also der zentrale Punkt. Demnach entsteht Karma nicht durch die Be- oder Verurteilung oder Belohnung eines Gottes, der gnädig ist oder bestraft, sondern liegt in der Hand eines jeden Individuums. Letztes Ziel ist es, überhaupt kein Karma mehr zu erzeugen, um aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburt aussteigen zu können.
Lesen Sie auch: Karma Yoga
Der Weg des bewussten Handelns fußt auf dem Prinzip, unabhängig von Zuneigung und Vorlieben bewusst und selbstlos zu handeln. Ziel ist, Leid zu vermeiden oder zumindest, soweit es geht, zu mindern. Im Karma Yoga ist der Mensch nicht nur für jede seiner Handlungen – ob in Gedanken, Worten oder Taten – verantwortlich, sondern zugleich für alle Konsequenzen daraus verantwortlich. Das Dharma, die Aufgabe im Leben, ist zu erfüllen – unabhängig davon, was man dafür erhält. Karma Yoga wir vielfach auch als 'Yoga der Tat' bezeichnet und bedeutet ein Handeln, ohne Anhaftung an seine Taten. Deshalb wird Karma Yoga oft auch als Yoga des selbstlosen Dienstes verstanden.
Lesen Sie auch: Karma
Patanjali nennt eine Vielzahl von Hindernissen, die den Geist immer wieder aus der Ruhe bringen und damit zu Leid führen; diese fasst er in den fünf Hauptverursachern, den Kleshas, zusammen. Dabei handelt es sich um grundlegende, tief sitzende Kräfte – allesamt menschliche Tendenzen, die sich wie ein Schleier über die Wahrnehmung legen und das gesamte Denken und Handeln beeinflussen. Diese Widerstände im Geist verhindern klares Sehen und damit den Weg in die Freiheit.
Die fünf Kleshas auf einen Blick
- Avidya: falsches Wissen
- Asmita: übertriebener Egoismus
- Raga: übertriebene Anhaftung
- Dvesha: übertriebene Abneigung
- Abhinivesha: diffuse Angst (Todesangst)
Innere Freiheit und Unabhängigkeit können nach Patanjali nur dann erreicht werden, wenn es gelingt, durch einen bewussten Umgang mit den Störfaktoren des Geistes deren Einfluss auf die eigene Wahrnehmung und das Handeln abzuschwächen. Der achtgliedrige Pfad stellt eine Art Hilfsprogramm zur Überwindung der Kleshas dar; er besteht aus einer Reihe konkreter, praktischer und auch heute noch sehr lebensnaher Vorgehens- und Verhaltensweisen.
Der Hatha Yoga geht von fünf Schichten oder Ebenen des Körpers aus. Diese sind nicht voneinander getrennt, sondern gehen vom Groben ins Feine – gleichsam vom Äußeren ins Innere. Dies ist eines der ältesten Bilder des Körpers, das sich bereits in den Upanishaden findet.
Schematische Darstellung der Koshas
Annamaya Kosha: Der physische Körper
Dies ist die einzige greifbare Schicht, die sich aus den fünf Elementen Erde, Feuer, Wasser, Luft und Raum zusammensetzt und den physischen Körper bildet.
Pranamaya Kosha: Der Energiekörper
Damit ist die vitale Ebene des Körpers gemeint, die sowohl den physischen und als auch geistigen Körper mit Energie versorgt. Grobstofflich betrachtet beinhaltet diese Schicht den Blutkreislauf, das Atemsystem und den Stoffwechselkreislauf; auf feinstofflicher Ebene sind damit alle Energiekanäle gemeint, die Prana im Körper transportieren. Pranamaya Kosha stellt die Brücke zwischen Körper und Geist dar; daher setzen die Übungen des Hatha Yoga auf dieser Ebene an, um den Geist und die emotionale Verfassung des Übenden zu beeinflussen.
Manomaya Kosha: Der Informationskörper
Diese Schicht ist das Instrument, das Informationen über die Sinneseindrücke sammelt, und ebenso der Sitz aller Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle, Ängste und Erinnerungen. Hier funken sozusagen ständig unbewusste Botschaften zwischen den Körperschichten hin und her.
Vijnanamaya Kosha: Der Körper der Weisheit
Dies ist der Ort der Intelligenz, die in der Lage ist, zu beobachten und die Informationen, die Manomaya Kosha zur Verfügung stellt, zu unterscheiden, zu analysieren, zu reflektieren und zu interpretieren. Idealerweise werden auf dieser Bewusstseinsebene Entscheidungen getroffen, die zu einem bewussten Handeln führen.
Anandamaya Kosha: Der Glückseligkeitskörper
Im Zentrum der Koshas befindet sich die Glückseligkeit. Diese Bewusstseinsebene, welche die Essenz der individuellen Seele (Atman) birgt, erreicht derjenige, der mit sich und der Welt im Reinen ist und weder von Karma, Samskaras noch von den Kleshas beeinflusst wird.
(1888–1989) prägte wie kaum ein anderer den körperbetonten Yoga, der heute in zahlreichen Stilvarianten im Westen gelehrt und geübt wird. Schon als Kind erhielt er den ersten Yoga- und Sanskrit-Unterricht und ließ Studien des Sanskrit, der Logik und Grammatik, Ausbildungen in den verschiedenen philosophischen Systemen Indiens und in der ayurvedischen Heilkunst folgen. Seine Yoga-Kenntnisse vertiefte Krishnamacharya sieben Jahre lang im Himalaya bei seinem Lehrer Ramamohan Brahmachari. Auf dessen Wunsch verzichtete er anschließend auf eine Karriere als Gelehrter; stattdessen wurde er Yoga-Lehrer und gründete in Mysore eine Schule, wo er nach und nach auch Frauen und westliche Schüler unterwies. Zu seinen berühmtesten Schülern gehören B.K.S. Iyengar, Patthabi Jois und T.K.V. Desikachar. Krishnamacharya ging in Indien regelrecht auf Tournee, um einer großen Zahl von Menschen den Yoga – wieder – nahezubringen. Er gilt als unumstrittener „Godfather“ des modernen Hatha Yoga – und alle später entwickelten körperbetonten Stile haben ihre Wurzeln im Yoga Krishnamacharyas.
Neben einer spirituellen Praxis stellte Krishnamacharya die Vorteile der Asana-Praxis in den Mittelpunkt seiner Lehre; dabei versuchte er nicht, den Menschen dem Yoga entgegenzuführen, sondern brachte jedem seiner Schüler auf individuellem Wege den Yoga nahe. Jeder seiner Schüler bekam ein auf ihn persönlich zugeschneidertes Übungsprogramm. Für Jugendliche etwa sah er eine Reihe von aufeinander aufbauenden, anspruchsvollen Übungssequenzen vor, die seine Schüler immer wieder neu herausforderten. Um die Konzentration seiner Schüler zu stärken, kombinierte er ihre Asanas mit Atemübungen und ließ die Sequenzen von einer Asana in die nächste fließend üben. So bereitete er diese Schüler auf eine spirituelle Entwicklung vor, die – trotz der Konzentration auf die Asana-Praxis – auch für Krishnamacharya das Ziel des Yoga blieb. Für Kranke hingegen setzte er gezielte Asana- und Atemübungen in Kombination mit ayurvedischen Heilbehandlungen ein, um bei den Schülern diese Hindernisse – denn Krankheit betrachtete er als Hindernis – auf dem Weg der spirituellen Entwicklung zu verringern und zu beseitigen.
Die Reise geht weiter
Es gibt zahlreiche Stilrichtungen, Philosophien, Strömungen und Methoden, die sich seither im Yoga entwickelt haben und beinahe täglich entstehen neue – mit immer neuen Schwerpunktsetzungen. Yoga boomt regelrecht – und das auf der ganzen Welt! Auch ist er inzwischen zu einem nicht zu vernachlässigenden Wirtschaftsfaktor geworden: Es gibt Yoga-Ausbildungszentren, -Studios, -Seminare, -Workshops, -Kleidung, -Zubehör, Yogi-Lebensmittel und noch vieles mehr. Ein Ende der wachsenden Yoga-Welt ist nicht in Sicht. Immer mehr Menschen lernen die mannigfaltigen Vorteile des Yoga kennen und schätzen, da jeder seinen Stil, mit dem sich der Weg in die innere Freiheit beschreiten lässt, finden kann. Verschaffen Sie sich einen Überblick bei Studios & Lehrer – dort finden Sie garantiert auch den Stil, der zu Ihnen passt.
oben
Das Wort Kriya Yoga stammt von der Sanskrit Wurzel kri, was soviel heißt wie “handeln” und wird als “Yoga des achtsamen Handelns” bezeichnet. Kriyas sind Reinigungstechniken, um sich seelisch, körperlich und geistig reinigen zu können - um so überhaupt zu einem achtsamen Handeln fähig zu sein. Kriya Yoga wird in den Yoga-Sutren des Patanjali, in der Hatha Yoga Pradipika und in Babji's Kriya Yoga beschrieben.
1. Kriya Yoga in den Yoga Sutren
In den Yoga Sutren zeigt uns Patanjalis verschiedene Modelle, um den Weg aus der Unwissenheit (“avidya“) zu finden, die Kleshas in den Griff zu bekommen und um die Hindernisse auf dem Weg zu überwinden:
"Ein-Stufen Plan": isvarapranidhanadva (YS 1.23.) . Geben wir uns Gott hin mit unserem Tun, Denken & Handeln, dann können wir den Zustand von Yoga errreichen.
"Zwei-Stufen Plan": abhyasavairagyabhyam tannirodhah (YS 1.12.) . “Durch einfühlsame und beharrliche Kraft, die wir mit großer Demut und Gleichmut ausführen, kann man den Zustand von Yoga erreichen”.
Wichtig ist, dass unser sadhana - sei es pranayama, asana, meditation, etc.--, über eine lange Zeit beharrlich ausgeführt wird. Auf Neudeutsch bedeuet “Abhyasa” soviel wie: “Dran bleiben”, nicht den Mut verlieren, konsequent bleiben und dabei nicht verbissen an einem Ziel anhaften und über seine Kräfte hinaus gehen und - aus purer Ambition oder übertreibenen Leistungsdenken – sich selbst schaden. “Vairagya” beinhaltet, loslassen zu können: “fünf gerade sein lassen”.
"Drei-Stufen Plan": “tapahsvadhyayesvarapranidhanani kriyayogah (YS 2.1.) Patanjali rät uns, all unser Tun, Denken und Handeln mit folgenden drei Qualitäten zu versehen: Herzblut, Selbstreflexion, Selbstdisziplin und Hingabe an Gott. Mit tapas ist Selbstdisziplin, Leidenschaft, Herzblut gemeint. Svadhyaya: Selbststudium, sich selbst kennenlernen durch Meditation, Asana, Studieren der Schriften. Isvara pranidhana Unsere Gedanken, Worte und Taten opfern wir hingebungsvoll Gott (andere Übersetzungen bzw. Interpretationen: Vertrauen in eine höhere Kraft, seine eigenen Grenzen erkennen und akzeptieren)
2. Kriya Yoga in der Hatha Yoga Pradipika
Die Hatha Yoga Pradipika befaßt sich im Gegensatz zu den Sutren hauptsächlich mit dem Körper. Der Körper soll so rein wie möglich sein, dann kann man über diesen Weg auch zur Erleuchtung kommen. Die Kriya Techniken werden benutzt, um die drei Doshas in Einklang zu bringen und so verbinden sich in der H.Y.P. Yoga und Ayurveda. Die Nadis sollen gereinigt werden. Die Shat Krama Kriyas galten lange Zeit als Geheimlehre, damit man die Techniken nicht mißbraucht, um damit Geld zu machen ( Fakire, Okkultismus, etc.). Die einzelnen Shat Karma Kriyas:
1. Dauti (zb. Zähne putzen, Zungenreinignung, Ohren/, Augenspülung, Darmreinigung,..), 2. Basti/Vasti (Einlauf), 3. Neti ( Nasale Reinigung, mit Wasser oder Faden ), 4. Trataka ( Fixieren, ohne die Augen zu schließen einen Gegenstand fixieren), 5. Nauli ( Verdauung stimulieren, Darm, innere Organe reingen mit Bauchmuskelkontraktion ), 6. Kapalabhati (Schädelleuchten) . In der Technik werden die Atem, - Luftwege und Lungen gereinigt und sehr viel Energie nach oben transportiert, deshalb der Name "Schädelleuchten".
3. Babaji`s Kriya Yoga
Babaji`s Kriya Yoga versteht sich als “eine wissenschaftliche Kunst der vollkommenen Einheit mit der göttlichen Wahrheit und der Selbstverwirklichung.” Dabei handelt es sich um alte Lehren aus der Tradition der 18 Siddhas, die von einem berühmten Meister aus Indien, Babaji Nagaraj, wiederbelebt wurden. Sie beinhalten eine Serie von 144 Techniken oder “Kriyas”, die in fünf Phasen aufgegliedert sind. Große Bekanntheit erlangte das Kriya Yoga durch Paramahamsa Yogananda. 1920 brachte Yogananda die Botschaft des Kriya Yoga in den Westen. In seinem berühmten Buch "Autobiographie eines Yogi" beschreibt er den Kriya-Yoga anschaulich und lebendig. Diese Schrift von Paramahansa Yogananda zeigt auf, wie hilfreich und nützlich dieser Weg gerade auch für Menschen der modernen westlichen Welt ist. Ursprünglich wurde die Methode vom "unsterblichen" indischen Meister Babaji weitergegeben. Sein Schüler Lahiri Mahasaya entwickelte die Prinzipien des Kriya zu einer spezifischen Serie von Meditations- und Pranayama-Praktiken und gab sie an tausende von Schülern weiter. Die meisten von ihnen lebten – ähnlich wie er – mit der Verantwortung von Familie und Arbeit in der Welt, während sie gleichzeitig Kriya Yoga praktizierten.
Die angewandten Techniken werden streng geheim gehalten. Kriya Yoga wird ausschließlich im Ashram nach einer „Einweihung“ weitergegeben, wobei die Schüler sich zum Schweigen verpflichten. Yogananda bezeichnet den Kriya Yoga als „Schnellstraße zu Gott“. In seinem Buch definiert er die einfache, psychophysiologische Methode, durch die das Blut dekarbonisiert und mit Sauerstoff versorgt“ wird. Dies führt zu einer Verjüngung und Erneuerung des ganzen Körpers. Kriya Yoga wird als ein Set von Übungen beschrieben, das anstrengungslos, ohne Forcierung oder übertrieben langes Anhalten des Atems, zum höchsten yogischen Zustand des Nirvikalpa Samadhi führt.
Die Kriya Yogis beschreiben ihre fünf Techniken wie folgt:
Kriya Hatha Yoga: beinhaltet "Asanas", Körperhaltungen der Entspannung, "Bandhas", Muskelblocks, und "Mudras", Handhaltungen, die alle zu größerer Gesundheit führen, zu Frieden und zum Erwachen der Hauptenergiezentren, der Chakras. Babaji hat eine effektive Reihenfolge von 18 Körperhaltungen ausgewählt, die in Stufen und paarweise unterrichtet werden. Man kümmert sich um den physischen Körper nicht um seiner selbst willen, aber in der Eigenschaft als Tempel des Göttlichen.
Kriya Kundalini Pranayama: Diese Technik ist eine kraftvolle Atemübung, welche starke latente Energien erweckt und diese durch die 7 Hauptchakren in Umlauf bringt, welche sich zwischen der Basis der Wirbelsäule und der Krone des Kopfes befinden. Sie erweckt die mit den Chakren in Verbindung stehenden psychologischen Zustände und entwickelt einen energetischen Dynamo auf allen fünf Ebenen der Existenz.
Kriya Dhyana Yoga: Meditation, die wissenschaftliche Kunst den Geist zu meistern: zur Reinigung des Unterbewußtseins, zum Entwickeln von Konzentrationskraft, für mentale Klarheit und Einsicht, zur Erweckung intuitiver und schöpferischer Fähigkeiten, und zum Erreichen des atemlosen Zustands der Vereinigung mit Gott, "Samadhi"
Kriya Mantra Yoga: das mentale Aufsagen und Wiederholen von subtilen Klängen zur Erweckung der Intuition, des Intellekts und der Chakras. Das Mantra wird zu einem Ersatz für das "Ich" - zentrierte mentale Geplapper und erleichtert die Aufnahme großer Energiemengen. Außerdem reinigt das Mantra von gewohnheitsmäßigen unbewußten Neigungen.
Kriya Bhakti Yoga: Aktivitäten der Hingabe und des Dienstes zur Erweckung der reinen Göttlichen universellen Liebe und des spirituellen Segens. Dies beinhaltet das Chanten und Singen, Zeremonien, Pilgerfahrten und Anbetung.
Welcher Ansatz auch immer befolgt wird: Wenn wir unsere alltäglichen Aktivitäten bewußt in Richtung Harmonie, Achtamkeit und Aufmerksamkeit lenken, kann das Kriya Yoga, das Yoga des Handelns, zu mehr Frieden, Glück und Zufriedenheit führen.
Autorin: Iwie Hartmann
Quellen:
“Autobiografie eine Yogi von Paramahamsa Yogananda”
“Die Kriya Yoga Sutren des Patanjali und der Siddhas”
“Jivamukti Yoga von Sharon Gannon und David Life”
www.babaji.de
www.babaji.ca
Der Überlieferung nach liegt Kundalini (sanskr.: Schlange) eingerollt an der Basis der Sushumna, der zentralen Nadi, und blockiert deren Energiefluss. Durch einen ausgeglichenen Energiefluss in den beiden anderen Haupt-Nadis und aktiven Chakren erwacht Kundalini, rollt sich auf und gibt den Weg frei für die kosmische Energie (Shakti), die nun endlich die Sushumna hinaufschießen und sich mit dem kosmischen Bewusstsein (Shiva) vereinen kann. Shakti empfindet unendliche Wonne und tiefe Freude, endlich dort zu sein, wo sie zu Hause ist. Aufgrund dieses mythologischen Bildes wird der Hatha Yoga auch oft Kundalini Yoga genannt. Manche Yoga-Schulen beschäftigen sich ausdrücklich mit der Kundalini und bereiten mit ihren Übungen den Körper auf die emporsteigende Energie vor. Ziel ist es, die Chakren zu reinigen, damit die Kundalini ungehindert aufsteigen kann. Im modernen Yoga wird Kundalini auch mit dem sogenannten inneren Schweinehund verglichen, den es in der Praxis zu überwinden gilt, indem man sich immer wieder neue Widerstände oder Blockaden vornimmt und sich an ihnen „reibt“.
Die Kundalini beschreibt die eingerollte Schlange. Wem es gelingt, diese Kraft in Bewegung zu setzen, wird ohne den geringsten Zweifel befreit.
(Hatha Yoga Pradipika III, 108)
Meditation – eine altbewährte Methode
Seit mehr als zwei Jahrtausenden wird Meditation in zahlreichen Ländern und Kulturen praktiziert – als wirksame Methode, mit der Menschen in ihr Innerstes blicken. Heutzutage wird sie insbesondere im Westen vielfach vor allem dazu genutzt, den Geist zu besänftigen und zu innerer Ruhe und Gelassenheit zu finden. Daher bietet Meditation etwas für Menschen auf der Suche nach Spiritualität und auch für diejenigen, die pragmatischer denken und zunächst nicht diese Ausrichtung haben. Doch das ist bei Weitem nicht alles. Meditation bedeutet darüber hinaus, sich für die Dauer einer Sitzung uneingeschränkt auf ein ausgesuchtes Objekt einzulassen: Das kann das Selbst, ein anderes Lebewesen, ein Gegenstand, eine Situation, ein Wort, ein Gefühl oder auch nur der eigene Körper, der eigene Atem sein. Sich ausschließlich darauf zu konzentrieren, das Objekt zu beobachten und alle Veränderungen während dieser Beobachtung wahrzunehmen, ohne darauf zu reagieren: Das ist der Kern jeder Meditation, um auf diese Weise etwas über sich oder auch über andere sowie über das Leben schlechthin zu erfahren.
Konzentration finden
In der Regel ist der Geist ein rastloser Geselle, der von einem Gedanken zum nächsten springt. Die meisten Gedanken werden in ähnlicher Form tausend Mal gedacht, ohne sich dabei weiter zu entwickeln oder tiefer zu gelangen. Deshalb schadet es mitunter nicht, sich eine Pause von den ausgetretenen Denkpfaden, den eigenen Gedankenmustern zu verordnen, um sich erneut zu spüren und gleichsam in sich hinein zu horchen sowie die eigene Natur aufzuspüren. Die Vorstellung, einfach nur zu sitzen und nichts zu tun, mag zunächst ein wenig befremdlich sein und am Anfang schwer fallen. Mit etwas Übung jedoch wird es immer leichter, sich selbst eine kleine Oase der Ruhe und Stille zu gönnen, um den Geist zu bündeln und Konzentration zu finden.
Das Ziel: Erkenntnis
Die Meditation (sanskr. dhyana) ist das siebte Glied auf Patanjalis achtgliedrigem Pfad mit dem Ziel, Samadhi, die achte Stufe – Erkenntnis oder Erleuchtung – zu erreichen. Im Hatha Yoga ist sie gleichfalls wesentlicher Bestandteil der Yoga-Praxis auf dem Weg zur Erkenntnis. Wie dieser Zustand aussehen und empfunden werden kann, stellt eine ausgesprochen persönliche Erfahrung dar, die nur annähernd beschrieben und in Worte gefasst werden kann. So wird zum Beispiel der Eindruck beschrieben, dass sich Grenzen auflösen oder dass der Meditierende mit dem Gegenstand seiner Meditation verschmilzt. Beschreibungen tieferreichender Meditationen versuchen, die veränderte Energieerfahrung zu vermitteln wie die, dass der Atmende und der Atem zum Atmen selbst werden. In der klassischen Literatur zum Yoga finden sich zahlreiche weitere Formulierungen der Meditationserfahrung; darin wird ihr Ziel als ein Zustand umfassender Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit (sanskr. sat-chit-ananda) beschrieben.
Positive Effekte der Meditation
Der Geist wird oft mit einem See verglichen, dessen Oberfläche von permanenten Wellen der Gedanken bewegt wird. Kommen die Gedanken zur Ruhe, wird der See ruhig und klar, bis der Grund deutlich zu erkennen ist. Die Dinge können so gesehen werden, wie sie sind, ohne Verzerrung oder Trübung. Genau dies kann Meditation bewirken. Die Wirkungen von Meditation sind mannigfaltig und mit etwas Übung werden einzelne oder alle genannten Effekte spürbar.
Meditation
- stärkt den gesamten Organismus und lädt gleichsam die „Akkus“ wieder auf;
- führt zu Ruhe und Gelassenheit, Ausgeglichenheit und Balance;
- fördert das Konzentrations- und Leistungsvermögen;
- verbessert das allgemeine körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden;
- erforscht die eigene Persönlichkeit bis in die Tiefe und bis zur Entdeckung des wahren Selbst;
- hebt Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, weil Kräfte und Stärken immer besser kennengelernt und mobilisiert werden können. Ebenso werden Schwächen besser verstanden und akzeptiert;
- lässt Bedürfnisse besser verstehen und fördert dadurch das „Gut-zusich-sein“;
- vermittelt tiefe Erkenntnisse über Eigenschaften und Qualitäten des universellen Seins und Bewusstseins.
Meditation in der Praxis
Es gibt eine Vielzahl von Meditationstechniken, die am besten mit einem Lehrer oder einem guten Anleitungsbuch gelernt werden, z.B. „Yoga: Das grosse Praxisbuch für Einsteiger & Fortgeschrittene“. Naturgemäß lassen sich Meditationsübungen nur schwer bebildern, aber hier finden Sie eine kleine Auswahl zur Illustration.
Bis ins 16. Jahrhundert hinein blieb in Indien Hatha Yoga sehr populär. Entwicklungen einer zunehmend strengreligiösen Ausrichtung im Hinduismus führten jedoch dazu, dass niedere Kastenangehörige sowie Frauen vom Übungsweg des Yoga ausgeschlossen wurden – mit der Folge, dass der Weg des Yoga nahezu vollkommen aus dem Leben der Inder verschwand. Dennoch blieb das Yoga-Wissen über Jahrhunderte hinweg erhalten und erlebte seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine weit über Indien hinaus wirkende Renaissance – zunächst vor allem durch religiöse Neuerungsbewegungen, welche die alten Yoga-Praktiken neu belebten. Einer der Wiederentdecker des Yoga wurde der indische Philosoph Sri Aurobindo Ghose (1872–1950), der mit seinem Konzept des „Integralen Yoga“ eine dogmenfreie Verbindung zwischen allen Religionen zu schaffen suchte.
Erste Schritte in den Westen
Swami Vivekananda (1863–1902), einer der Begründer des Neuhinduismus, widmete sich zeitlebens dem Ziel, die vedischen Lehren auch im Westen bekannt zu machen. Das Jahr 1893, in dem Vivekananda eine Rede vor dem Weltparlament der Religionen in Chicago hielt, kann als Geburtsjahr des Yoga im Westen betrachtet werden: Hier stellte er die Praktiken des Yoga, welche die Rishis (indische Weise) auf der Suche nach einem zufriedenen und glücklichen Zustand über Tausende von Jahren entwickelt hatten, erstmals einem großen westlichen Auditorium vor. Seither war der Einzug des Yoga in den Westen nicht mehr aufzuhalten.
Die Modernisierer alter Traditionen
Neben zahlreichen anderen Yogis haben vor allem zwei weitere Inder den Yoga zu dem gemacht, wie er heute weltweit bekannt ist: Swami Sivananda Saraswati und T. Krishnamacharya.
Mudras sind Haltungen der Hände zur Konzentration auf den Energiefluss. Sie helfen, die Energie bewusst im Körper erfahrbar zu machen und zu lenken. Die unterschiedlichen Mudras haben darüber hinaus jeweils eine symbolische Bedeutung.
Aus der Vielzahl der Mudras hier eine kleine Auswahl der wichtigsten:
- Jnana Mudra: Die Vereinigung des individuellen Selbst (Zeigefinger) mit dem Kosmos (Daumen).
- Dhyana Mudra: Geste der Meditation. Es transformiert jede Anhaftung in klare Wahrnehmung.
- Anjali Mudra: Das Mudra bedeutet Gabe, Opfergabe, Hingabe. Oft wird es mit dem Wort „Namaste“ verbunden: „Die Göttlichkeit in mir verbeugt sich vor der Göttlichkeit in dir“.
Die männliche Energie wird durch die Form der Sonne symbolisiert (sanskr. ha) und wird mit Wärme, Motivation, Schwung, Entschlossenheit, Aktivität und der extrovertierten, den Verstand betonenden Seite des Menschen verbunden. Die weibliche Energie zeigt sich in Form des Mondes (sanskr. tha) und wird mit Kühle, Passivität, Fantasie und der gefühlsbetonten, liebevollen und intuitiven Seite des Menschen verbunden. Die Welt besteht zwar aus Dualismen, aber alles, was auf den ersten Blick gegensätzlich erscheint, erweist sich aus der Sicht der Hatha Yogis als zwei Seiten der gleichen Medaille und gehört zusammen. Deshalb zielt der Hatha Yoga darauf ab, beide Seiten zu vereinigen und zu harmonisieren.
Als Nadis werden die Energiekanäle bezeichnet, die die Lebensenergie (Prana) im Körper transportieren. Der Überlieferung nach gibt es 72.000 Nadis, welche die Rishis (indische Weise) in tiefer Meditation erspürt haben. Die drei wichtigsten Nadis sind Sushumna, Ida und Pingala.
Sushumna: Sie fängt am Steißbein an und verläuft durch die Wirbelsäule entlang der Chakren bis zur hinteren Kopfmitte. Sie ist normalerweise nicht aktiv und hat nur einen geringen Energiestrom, da sie von Widerständen im Körper und Geist blockiert ist.
Ida & Pingala: Beide beginnen an der Basis der Wirbelsäule, schlängeln sich um die Wirbelsäule herum und kreuzen sich sechsmal unterhalb der Chakren bis zu den Nasenlöchern. Ida endet links und wird mit der weiblichen Energie verbunden; Pingala endet rechts und wird mit der männlichen Energie verbunden. Ida und Pingala verbinden die linke und rechte Körperhälfte miteinander.
Aktivierung von Sushumna: Wenn Sushumna nicht aktiv ist, fließt die Energie abwechselnd durch diese beiden Nadis hindurch (und zwar im Wechsel von etwa 60–90 Minuten). Normalerweise ist der Energiefluss daher nicht ausgeglichen. Der Hatha Yogi strebt den Ausgleich von Ida und Pingala an, weil erst dann Sushumna deblockiert und aktiv wird. Kann die Energie durch Sushumna fließen, werden die Chakren aktiviert. Wenn es dort keine Blockaden gibt und der Energiestrom stark genug ist, schießt die Energie direkt bis ins letzte Chakra (in der Krone des Kopfes), in dem sich das universelle Bewusstsein mit dem individuellen Bewusstsein vereinigen kann.
Diagramm der Nadis in Sanskrit: Der Überlieferung nach verlaufen 72000 Energiekanäle durch den menschlichen Körper.
So einleuchtend die Niyamas als Richtlinien für den Umgang mit sich selbst auch sein mögen, so tückisch erweisen sie sich manchmal im Alltag: Den Körper rein zu halten, erscheint noch einfach; aber alle Gedanken? Damit wird es schon schwieriger. Auch die Zufriedenheit wird angesichts zahlloser alltäglicher Versuchungen immer wieder auf die Probe gestellt. Das „brennende Verlangen“, die Disziplin, wird allzu oft von einer plötzlichen und unerklärlichen Trägheit gebremst. Selbstreflexion ist anstrengend, und wie oft möchte man gar nicht so genau in die eigenen tiefen Abgründe blicken? Leicht erscheint es dagegen, die eigenen Grenzen zu erkennen, was allerdings nicht heißt, dass sich nicht trefflich damit hadern ließe. Da hilft nur eines: weitermachen, sich nicht überfordern, kleine Schritte gehen und sich nicht von Rückschlägen verunsichern lassen!
tapahsvadhyayesvarapranidhanani kriyayogah
Die Yogapraxis muss drei Qualitäten aufweisen: Disziplin, Selbststudium und Akzeptanz der eigenen Grenzen. (Yoga-Sutra 2.1.)
Patanjalis Kriya Yoga stellt sozusagen die Kurzfassung des achtgliedrigen Pfads dar: Die drei Verhaltensweisen Disziplin, Selbststudium und Akzeptanz im Umgang mit sich selbst hebt Patanjali als besonders wirkungsvoll hervor.
OM ist das heiligste Mantra und wird gleichermaßen von Yogis, Hindus und Buddhisten gesungen. OM ist der universelle Urklang. Im Sanskrit setzt sich OM aus den Buchstaben a und u, die in der Kombination zu o werden, und dem Nasallaut m zusammen. Es kursieren zahlreiche Bedeutungen dieser drei Buchstaben, meistens wird damit jedoch der Anfang, die Mitte und das Ende verbunden – und so die Silbe OM als Abbild der vollständigen Wirklichkeit in ihrer Vollkommenheit verstanden.
Die Techniken des Yoga wurden erstmals zwischen 200 v. und 200 n. Chr. von Patanjali in den Yoga-Sutras (sanskr. sutra: Leitfaden) systematisch zusammengefasst. Patanjalis Yoga wird auch klassischer Yoga, Raja Yoga oder Kriya Yoga genannt. Die genauen Hintergründe ihrer Entstehung sind nicht bekannt. Ob sich hinter dem Namen -Patanjali eine einzelne Person, eine Brahmanenfamilie oder ein Zusammenschluss von Weisen verbirgt, bleibt bis heute im Dunkeln. Einer Legende nach befahl Vishnu seiner Schlange Adisesha, in Patanjali zu inkarnieren, damit sie den Menschen eine praktische Form des Yoga bringe.
Philosophie und Psychologie in einem
Die insgesamt 195 Sutras bestehen aus kurzen, prägnanten, jedoch bedeutungsvollen Sätzen. Wie in der modernen Psychologie wird hier die Funktionsweise des Geistes beschrieben, und welche Hindernisse, Schwierigkeiten und Störungen im Geist auftreten können, die Selbsterkenntnis und reflektiertes Handeln verhindern. Als Weg zu einer positiven Veränderung des Geistes empfehlen die Yoga-Sutras Patanjalis den sogenannten „achtgliedrigen Pfad“. Wird dieser Pfad befolgt, lassen sich die Ursachen des Leids erkennen und in der Zukunft vermeiden. So wird der Weg zur Selbsterkenntnis frei.
„Monkey Mind“ – Der Geist springt hin und her
Nach Patanjali besteht eine wesentliche Eigenschaft des Geistes darin, dass er sich normalerweise weigert, im Hier und Jetzt zu verharren. Vielmehr springt er wie ein Affe von Gedankenast zu Gedankenast. Er ist ständig rastlos in Bewegung und nicht auf den Augenblick konzentriert, sondern beschäftigt sich gleichzeitig mit den verschiedensten Dingen: mit Geschehnissen aus der Vergangenheit, mit Planungen für die Zukunft und mit allen Sinneseindrücken, die er währenddessen zu verarbeiten hat.
Gleichzeitig interpretiert der menschliche Geist üblicherweise alles, was gesehen, wahrgenommen und erlebt wird. Dabei lässt er sich von seinen Gedankenmustern, Gewohnheiten, Glaubenssätzen, Vorstellungen und Konditionierungen (im Sanskrit samskara genannt) leiten, die er im Verlauf seines Lebens erlernt und sich durch Wiederholung angewöhnt hat. Sie ziehen sich wie eine Furche durch den Geist und lassen den Geist nur schwer aus diesen Bahnen ausbrechen – unabhängig davon, ob sie gut oder schlecht, richtig oder falsch sind. Kein Wunder also, dass der Geist bei all diesen Aktivitäten in aller Regel unruhig ist – was zur Folge hat, dass auch die menschlichen Handlungen oftmals unkonzentriert und unreflektiert sind. Bewusstes Handeln dagegen setzt die Klarheit des Geistes voraus – eines Geistes, der zur Ruhe gekommen ist. Vor diesem Hintergrund entwickelte Patanjali den achtgliedrigen Pfad, mit dem Ziel, den Geist zur Ruhe zu bringen.
Ziel: Ein ruhiger Geist im Hier und Jetzt
Es wird stets die Aufgabe des Geistes bleiben, unaufhörlich zu denken und zu interpretieren – dafür ist er schließlich da. Es geht daher im Yoga nicht darum, den Geist auszuschalten, sondern vielmehr um die Fähigkeit, sich von seinem Hin und Her nicht beeindrucken zu lassen und stattdessen die gesamte Aufmerksamkeit auf einen einzigen Gegenstand, eine Sache auszurichten. So wird die Wahrnehmung klar und nicht mehr durch die Vielbeschäftigung des Geistes getrübt. Bewusstes und konzentriertes Handeln im Hier und Jetzt wird möglich – ein wahrhaft hohes Ziel. Jedoch legt einem der Geist auf dem Weg dorthin permanent Steine in den Weg: die Kleshas.
yogascittavrttinirodhah
Yoga ist, wenn die Bewegungen des Geistes zur Ruhe kommen. (Yoga-Sutra 1.2.)
Citta: Der Geist, das Meinende, der Verstand, der alles interpretiert, was wahrgenommen wird.
tada drastuh svarupe vasthanam
Dann entsteht die Fähigkeit jenseits aller vorgefassten Meinungen und Vorstellungen das Wahre zu erkennen. (Yoga-Sutra 1.3.)
Ob als sanftes oder anspruchsvolles Fitnesstraining, als Therapieform, ethischer Lebensstil, als spirituelle Erfahrung oder – und dies keineswegs zuletzt – aus reinem Spaß an der Freude und als Quelle des Vergnügens: Es gibt viele Gründe, sofort mit Yoga anzufangen.
Yoga:
- steigert Ausdauer, Kraft und Flexibilität
- stärkt Vitalität und Energie
- verbessert das eigene Körpergefühl
- reduziert Verspannungen und Schmerzen
- verzögert den Alterungsprozess
- lindert Altersbeschwerden
- führt zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit
- verhilft zu größerer Stressresistenz
- steigert die Lebensqualität und geistige Fitness
- fördert Mut, Durchhaltevermögen und Konzentration
- stärkt die eigene Zentriertheit und geistige Klarheit
- bringt Körper, Geist und Seele in Einklang
- eröffnet neue Perspektiven und Denkansätze
- hilft, Verhaltensmuster und Gewohnheiten zu erkennen und sie zu überwinden
- führt zu mehr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein
- beschreibt einen ethischen Verhaltenskodex
- bietet Raum für spirituelle Entwicklung
Yoga kann am eigenen Leib erfahren werden. Und das Wunderbare ist: Yoga zeigt sofortige und unmittelbare Wirkung!
„Yoga besteht zu 1 % aus Theorie und
zu 99 % aus Praxis und Erfahrung.“
(Patthabi Jois, * 1915)
„Regelmäßige Yoga-Übungen helfen, der Hektik des Alltags gelassen und standhaft entgegenzutreten.“
(B.K.S. Iyengar, * 1918)
Prana ist die im Körper zirkulierende Lebensenergie. Durch verschiedene Atemtechniken versucht der Yogi, im Zusammenspiel mit der körperlichen Praxis, Widerstände im Körper aufzuspüren. Mit den einzelnen Übungen lenkt er die Energie genau an diese Stellen, um Blockaden zu lösen. Er knipst also, bildlich gesprochen, das Licht an, um mehr zu sehen und spirituell auf eine höhere Ebene zu gelangen.
Pranayama: Lenkung der Energie. Das Sanskrit-Wort pranayama enthält eine Reihe von Bedeutungen: pra – Bewegung; na – fortdauernd, ständig; prana – Energie; yama – Kontrolle, Lenkung; ayama – Ausdehnung, Ausbreitung. Der Begriff lässt sich daher am ehesten mit „Energielenkung“ oder „Energieausdehnung“ übersetzen. Das Mittel dafür ist die Atmung.
Der Atem: Spiegel von Körper und Geist
Im täglichen Leben spiegelt der Atem vielfach unseren Geisteszustand wider, da jeder Gedanke und jedes Gefühl sich in Form von Ent- oder Verspannung, Ruhe oder Unruhe, Angst oder Aufnahmebereitschaft äußert und eine biochemische Reaktion im Körper hervorruft. Auch im Sprachgebrauch finden sich häufig Redewendungen, die auf die Beziehung zwischen Körper, Geist und Atem eingehen: Der Atem stockt, man muss erst einmal tief Luft holen, es bleibt einem die Luft weg, man muss zu Atem kommen oder man ist atemlos – um hier nur einige Beispiele zu nennen. Ist man entspannt, ist der Atem frei, tief und ruhig. Wer jedoch – aus welchen Gründen auch immer – innerlich in Aufruhr ist, bei dem wird die Atmung flach, hektisch und unregelmäßig.
Ein ruhiger Geist dank Pranayama
So wie der Geist auf den Atem wirkt, lässt sich umgekehrt auch der Geist von der Atmung beeinflussen. Genau das ist die Funktion von Pranayama, dessen Übungen bei Patanjali als vierte Stufe des achtgliedrigen Pfads wie auch im Hatha Yoga als zentraler Teil der Yoga-Praxis angesehen werden. Diese jahrtausendealten Techniken sind bewusst gesteuerte Atemübungen, mit denen ein Effekt im Geist und im Körper hervorgerufen wird. Dank ihnen werden Geist und Körper ruhig und Blockaden im energetischen Körper können verringert oder gar ganz überwunden werden. Durch bewusste Veränderungen der normalerweise unbewussten Atemmuster wird nicht nur eine Einheit von Atem, Geist und Körper hergestellt, sondern gleichzeitig werden Geist und Körper mit Lebensenergie versorgt.
Atembewusstsein schaffen
Kaum etwas geschieht automatischer und ungesteuerter als die natürliche Atmung und kaum etwas wird weniger Beachtung geschenkt als ebendieser lebensnotwendigen Tätigkeit. Die natürliche Atmung ist oft flach, unregelmäßig und mit unbewussten Atempausen
versehen, was einen zerstreuten, unkonzentrierten oder angespannten Geist widerspiegelt. Allein dies zu beobachten, ohne dabei die natürliche Atmung zu verändern, ist gar nicht so einfach. Häufig vertiefen sich die Atemzüge automatisch, sobald sich Konzentration und Bewusstsein darauf richten. Dennoch ist das Atembewusstsein – das Beobachten der natürlichen Atmung, ohne sie zu verändern – die Vorstufe für jedwede Atemübung, um den eigenen geistigen und körperlichen Zustand zu verstehen und die Wirkung einer anschließenden Atemübung wahrnehmen zu können.
Pranayama in der Praxis
Die Atemübungen dienen im Anschluss an die Asana-Praxis als gute Vorbereitung für die Meditation, da Pranayama auch als Brücke zwischen Körper und Geist angesehen wird. Manche der auf den folgenden Seiten vorgestellten Techniken können auch vorher geübt werden, andere wiederum lassen sich hervorragend mit der Asana-Praxis kombinieren.
Ein wenig Vorsicht ist geboten
Wenn Sie mit Atemu?bungen noch nicht vertraut sind, sollten Sie sich von einem Lehrer einführen lassen. Mit ein wenig Übung können die Techniken anschließend allein angewandt werden. Vorsicht ist aber immer geboten: Nähern Sie sich der Pranayama-Praxis langsam und Schritt für Schritt an, da durch Fehlatmung unter Umständen auch ungewollte körperliche Reaktionen wie z. B. Schwindelgefühle hervorgerufen werden können.
Es gibt eine Vielzahl von Pranayamatechniken, die am besten mit einem Lehrer oder einem guten Anleitungsbuch gelernt werden, z.B. „Yoga: Das grosse Praxisbuch für Einsteiger & Fortgeschrittene“.
Unter Pranayama wird eine bewusste Lenkung der Energie verstanden, das heißt das Regulieren und die Ausdehnung des Atems. Durch das Einüben einer bewusst gesteuerten Atmung werden Körper und Geist beruhigt, wodurch Blockaden aufgelöst werden und in der Folge Energie besser fließen kann. Mehr dazu unter Pranayama.
tatah ksiyate prakasavaranam
Wenn Pranayama regelmäßig geübt wird, verringern sich die Blockaden, die eine klare Wahrnehmung verhindern. (Yoga-Sutra 2.52.)
Sich zurückziehen, sich besinnen, zur Ruhe kommen - all das ist ja im täglichen Leben nicht besonders einfach, stürmen doch sekündlich Tausende von Sinneseindrücken auf uns ein. Eindrücke, die in Windeseile sortiert und beurteilt werden wollen, um zu entscheiden, ob eine Aktion erforderlich ist oder nicht. Mit Pratyahara jedoch entziehen Sie sich diesem lustigen Treiben.
Pratyahara bedeutet das Zurückziehen der Sinne: Diese sind gleichsam wie offene Türen im Geist, der sich allem zuwendet, was durch die jeweilige Tür auf ihn zukommt. Das ist einerseits lebensnotwendig, da die Sinne den Kontakt zur Außenwelt herstellen. Zum anderen besteht ständig die Gefahr der Reizüberflutung und der Ablenkung von der Konzentration auf eine Beschäftigung. Mit Pratyahara lernt man, die Sinnestüren zu schließen, sodass der Geist die äußeren Reize zwar noch wahrnimmt, aber nicht mehr auf sie reagiert.
Diese radikale monolistische Sicht auf die Welt (Wirklichkeit und Illusion) wurde von Generationen von Yogis, die auf der Basis der Yoga-Sutras des Patanjali Yoga praktizierten, nicht vollständig geteilt. Sie bedienten sich der globaleren Sicht, die der dualistischen Weltsicht entsprach: Danach teilt sich die Welt auf in das universelle Bewusstsein (Purusha) und das individuelle Bewusstsein (Prakriti). Purusha ist die göttliche Instanz, der wahres Sehen möglich ist und die ein kosmisches Bewusstsein von Unsterblichkeit besitzt. Purusha ist beständig, zeitlos, real und unwandelbar, sozusagen der Urzustand, der sich in Atman, dem göttlichen Kern in jedem einzelnen Menschen, manifestiert. Prakriti wiederum ist die wandelbare Materie, die äußere Schale, die aus allem, was gesehen und wahrgenommen werden kann, besteht. Diese Materie manifestiert sich in drei Formen, den sogenannten Gunas.
Raga, einem der Kleshas, drückt den Wunsch nach Bedürfnisbefriedigung aus und dem Festhalten an Vorlieben – was sich auch in einer regelrechten Gier oder in Süchten ausdrücken kann. Dahinter verbergen sich gute Erfahrungen, die man zumindest einmal gemacht hat und daraufhin immer wieder erleben möchte. Das Glücksverlangen allein steuert das Handeln.
Grundlage für diese auch Königsweg genannte Richtung sind die Sutras von Patanjali. Der Raja Yogi folgt dem achtgliedrigen Pfad Patanjalis und schenkt insbesondere den letzten drei Gliedern besondere Bedeutung. Er besitzt mit seinem Geist, seinem Körper und seinem Atem Werkzeuge, um zu Selbsterkenntnis zu gelangen.
obenOsho
Never Born -
Never Died -
Only visited this planet Earth between
Dec 11, 1931 - Jan 19, 1990
Diese Worte, die auf Oshos eigenen Wunsch in die Marmorplatte seiner letzten Ruhestätte eingemeißelt wurden, lassen schon vermuten, dass es sich bei Osho um einen außergewöhnlichen Menschen gehandelt hat.
Oshos Lebensstationen
Rajneesh Chandra Mohan – heute eher bekannt unter Bhagwan und später Osho – wurde 1931 in Indien geboren. Mit 21 Jahren sei er – so behauptet Osho – erleuchtet worden. Zunächst schloss er aber sein Philosophiestudium ab und lehrte als Professor am Raipur Sanskrit College und an der Universität von Jabalpur. Zunehmend widmete er sich jedoch seinen Reden und Vorträgen, bis er schließlich 1966 seine Professur ganz niederlegte. Unter dem Namen Acharya Rajneesh machte Osho Vortragsreisen durch Indien und leitete mehrmals im Jahr Meditations-Camps. Ab 1964 veröffentlichte das Jivan Jagruti Kendra in Bombay ein vierteljährliches Magazin über Oshos philosophische Vorträge und wurde später auch offizieller Herausgeber seiner Bücher.
Erste Kontroversen
Getreu seiner wohl recht ausgeprägten provokanten Ader hielt Osho 1968 in Indien eine Vortragsreihe, in der er eine freizügigere Einstellung gegenüber Liebe und Sex in der indischen Gesellschaft einforderte – was für erhebliche Kontroversen zwischen den Konservativen und den Anhängern von Osho führte.
Seine Anhänger – die “Neo-Sanyassins“
So sehr Oshos Vorträge kontrovers diskutiert wurden, so sehr wuchs doch seine Anhängerschaft. Ab 1970 begann er, Schüler („Neo-Sanyassins“ oder heute meist einfach kurz „Sanyassins“) zu initiieren. Sie erhielten von ihm einen neuen Namen und trugen bis auf weiteres orange- oder rotfarbene Kleidung und eine Mala (Gebetskette) mit 108 Holzkugeln und seinem Bild. Sowohl Name als auch Kleidung seiner Anhänger sind als Provokation zu verstehen: Die traditionellen und asketischen Sanyassins trugen ebenfalls rote Kleidung und eine Mala und werden in der indischen Bevölkerung als heilig angesehen. Nun lief eine immer größer werdende Schar „falscher“ Sanyassins herum, die den weltlichen Genüssen durchaus zugetan waren, die die Bevölkerung nicht von den „echten“ unterscheiden konnte – kein Wunder, dass dies auf geteilte Ansichten stieß.
Ashram in Poona
Umbenannt in Bhagwan, der „Erleuchtete“ oder der „Gesegnete“, gründete Osho in Poona (heute Pune) einen Ashram. In den 70er Jahren strömten ca. 250.000 intellektuelle Aussteiger insbesondere aus westlichen Ländern nach Poona, um seiner Philosophie, dem Rajneeshismus, zu folgen. Oshos tägliche Vorträge, speziell von ihm entwickelte Meditationstechniken, Selbsterfahrungsgruppen u.v.m. sollte sie zur Selbstfindung führen. Seine provokativen Vorträge und die wohl eher freizügigen Praktiken in den Selbsterfahrungsgruppen erregten internationales Aufsehen, so dass die westliche Presse anfing, von einem „Sex-Guru“ zu berichten – was das Interesse in der westlichen Welt aber wohl eher schürte als erschütterte. In fast allen Ländern der westlichen Welt wurden Niederlassungen der Osho-Bewegung gegründet. Diese bestehen zum Teil heute noch (z.B. Köln, Hamburg).
Oregon – Luxus pur
Ob Osho nun 1981 vor der indischen Steuerfahndung flüchtete oder Poona verließ, weil er nicht wie gewünscht expandieren konnte, hängt von der zu Rate gezogenen Quelle ab. Auf jeden Fall ließ er sich mit seinen Anhängern auf einer Ranch in Oregon, USA, nieder. Aufsehen erregte Osho erneut in den folgenden Jahren aufgrund seiner unverhohlenen Vorliebe für Luxus – in der Spitze umfasste seine Autoflotte 93 Rolls-Royce, mit denen er schon einmal gerne zu Interviews vorfuhr. Allerdings würde er, so betonte Osho, keinen einzigen davon besitzen. Er hätte keinen Cent, alles gehörte der Kommune, die ihm freundlicherweise die Autos zur Verfügung stellen. Er selbst würde alle Einnahmen, die er mit seinen Vorträgen, Büchern und Videos verdient, der Kommune abtreten. Dennoch konnten viele – abgesehen von Oshos Anhängern – spirituelle Erleuchtung und Luxus pur in ihrem Weltbild nicht so recht miteinander vereinigen.
Unklare Umstände
Die harmonische Zeit in der Kommune schien jedoch nicht von Dauer. Unklare Umstände – Streitigkeiten mit seiner Sprecherin Sheela, Verschwörungs- und Vergiftungstheorien durch die US Regierung, Verhaftung wegen Einwanderungsdelikten usw. – führten dazu, dass Osho die USA verließ und schließlich nach Poona zurückkehrte. 1988 erklärte er den Rajneeshismus für tot, wollte nicht mehr Bhagwan genant werden, sondern nahm – da er sich zunehmend mit dem Zen beschäftige – den Namen Osho an, ein respektvolle Anrede, die in Zen-Geschichten auftaucht. Schließlich verstarb er 1990.
Oshos Erbe
Oshos Ashram in Pune hat sich zum Osho International Meditation Resort, einem der populärsten Reiseziele Indiens, entwickelt. Das Meditation Resort empfängt jährlich etwa 200.000 Besucher. Es gibt weiterhin Osho-Zentren in der ganzen Welt, insbesondere in Deutschland, die nach wie vor florieren, auch wenn die Sanyassins längst ihre rote Kluft abgelegt haben. Zudem werden Oshos Vorträge und Initiationsgespräche weltweit vermarktet: alle Vorträge sind aufgezeichnet und als Bücher oder Videos veröffentlicht worden – in allen möglichen Sprachen.
Oshos Methode – durchaus umstritten
Osho war wohl gegen jedes Glaubenssystem. Die Grundlage seiner Lehre ist eine Erfahrungstheologie. Der Weg, selbst zu erfahren und dadurch zu Selbsterkenntnis und Erleuchtung zu gelangen, geht über die Meditation, das Feiern der Liebe und der Kreativität. Dabei habe Osho – so sagen seine Anhänger – eine eher undogmatische und unkonventionelle Einstellung gehabt. Lachen und Humor seien für ihn der höchste spirituelle Wert gewesen, Widersprüche kein Problem, sondern nur einander ergänzende Sichtweisen. Im Grunde sei er auch gegen den Begriff „Philosophie“ gewesen und hätte die Hoffnung ausgesprochen, dass die Widersprüche in seinen Werken es unmöglich machen würden, eine Philosophie daraus zu basteln.
Ehemalige Sanyassins berichten jedoch, dass Osho die völlige Unterordnung unter seinen Willen und die Einhaltung der strengen Kleidungsvorschriften verlangte – und vor allen Dingen die Aufgabe des gesamten bisherigen Lebens. Totale Abhängigkeit sei das Ziel seiner Lehre gewesen. Das wird von Uli Grandtner in seinem Sektenreport (München 1993) bestätigt:
"Die Folgen der praktizierten Lehre des Bhagwan sind psychische Veränderungen ungeheuerlichen Ausmaßes bei den Anhängern. Es gibt ehemalige Sanyassins, die von einem 'Experimentierfeld für Menschenversuche' sprechen. ... Hierbei wird ein Mensch durch völlige Loslösung von seinem bisherigen sozialen Umfeld total verunsichert und bekommt dann von der Sekte eine neue Identität. Dabei entstehen euphorische Gefühle - man gehört ja immerhin zu den vom Guru Erretteten. Oft wird durch Schlafentzug und Ernährungsumstellung die physische Abwehrkraft der Mitglieder soweit gesenkt, dass unabhängiges Denken gar nicht mehr möglich ist. All diese Vorgänge können nach Berichten ehemaliger Sanyassins auch der Bhagwan-Bewegung zugerechnet werden.“ Es gibt sogar ein Urteil des OVG Münster, das die Bezeichnung „destruktiver Kult“ für die Osho-Bewegung als zulässiges Werturteil 1991 bestätigte.
Osho – erleuchtet oder einfach nur clever?
Man weiß es wieder nicht, aber es lässt sich kaum verhehlen, dass eine gewisse Faszination von ihm ausgeht. Osho war auf jeden Fall ein „Provocateur par Excellence“, sozusagen das „Enfant terrible“ der Eso-Szene, der durchaus humorvoll und authentisch zu seinen Schwächen stand.
Quellen:
www.AGPF.de - www.osho.com - www.osho.de - www.oshotimes.de - www.oshouta.de - www.oshoverlag.de - www.religio.de/lex/Daten/B/bhagwan - www.relinfo.ch - www.wikipedia.de - www.sabon.org/oshomobile/index.html
Am Ende des achtgliedrigen Pfads wartet das Höchste: der Zustand der inneren Freiheit. Patanjalis Yoga-Sutras beschreiben diesen als die vollkommene Verschmelzung mit dem Objekt der Meditation. Das Empfinden für die eigene Identität löst sich auf. Es gibt zahlreiche weitere Umschreibungen für Samadhi: die Erkenntnis des wahren Selbst oder Erleuchtung, die Verschmelzung mit der Welt als Ganzem oder mit etwas Göttlichem. Innere Glückseligkeit, ein Zustand der absoluten Freiheit, der unabhängig von äußeren Umständen ist.
trayamantarangam purvebhyah
Im Vergleich mit den ersten Gliedern des Pfads sind die drei zuletzt genannten schwierig. (Yoga-Sutra 3.7.)
abhyasavairagyabhyam tannirodhah
Durch Üben und durch die Fähigkeit loszulassen, kann der Geist den Zustand von Yoga erreichen und aufrechterhalten. (Yoga-Sutra 1.12.)
Ähnlich wie in Patanjalis achtgliedrigem Pfad ist Samadhi, die innere Freiheit, auch das Ziel der Hatha-Yoga-Übungen. Die Hatha Yoga Pradipika beschreibt verschiedene Phänomene, die eintreten, wenn der Yogi befreit ist: Er ist „frei von allem Denken... kann Zeit transzendieren... kennt weder Geruch, noch Geschmack, noch Berührung noch Geräusch, noch sich selbst, noch andere... ist weder wach noch schläft er... kennt keine Hitze oder Kälte, Glück oder Unglück... schläft scheinbar im Wachzustand, ohne Ein- und Ausatmung... ist von keiner Waffe oder Macht dieser Welt verletzbar“ (Hatha Yoga Pradipika)
Der Weg ist das Ziel
Diese Ausführungen mögen genügen, um an dieser Stelle deutlich zu machen, dass auch der Weg des Hatha Yoga, ähnlich wie Patanjalis achtgliedriger Pfad, nicht unbedingt für die Ungeduldigen geeignet ist; denn er stellt einen äußerst langwierigen Weg dar, um den Zustand von Samadhi zu erreichen. Dennoch ist jeder einzelne Schritt in seine Richtung dazu geeignet, sich unabhängiger von äußeren Umständen zu machen und immer größere innere Gelassenheit in der Begegnung mit der Welt und all ihren Erscheinungen zu entwickeln.
Samyama umfasst die letzten drei Glieder des achtgliedrigen Pfades nach Patanjali, die sich ausschließlich mit dem Geist befassen. Dienen die anderen fünf Glieder des Yoga-Übungspfads dazu, den Geist zu beruhigen und ihn für den Weg zur inneren Befreiung vorzubereiten, dringt Samyama zum Kern vor: der Selbsterkenntnis.
- Abhinivesha – die diffuse Angst vor Unbekanntem, letztendlich vor dem Tod, eines der fünf → Kleshas
- Ahimsa – Gewaltlosigkeit, eines der fünf → Yamas
- Aparigraha – Nicht-Horten, eines der fünf → Yamas
- Asana – die Körperhaltungen im Yoga, dritte Stufe im → Ashtanga Marga des → Patanjali
- Ashtanga Marga – der achtgliedrige Yoga-Pfad zur Erkenntnis des → Patanjali
- Asmita – das übersteigerte Ego, eines der fünf → Kleshas
- Asteya – Nicht-Stehlen, eines der fünf → Yamas
- Atman – das göttliche Selbst, in der indischen Philosophie der Wesenskern des Individuums
- Avidya – Nicht-Wissen bzw. falsches Wissen, eines der fünf → Kleshas
- Bandha – Verschluss(-technik) im Körper zur Leitung von → Prana
- Bhagavadgita – wörtl. „Gesang des Erhabenen“, einer der Grundlagentexte der yogischen Weltanschauung – neben den → Yoga-Sutras Patanjalis und der → Hatha Yoga Pradipika –, Teil des → Mahabharata
- Bhakti Yoga – Yoga der Liebe und der Hingabe, einer der fünf Hauptwege des historischen Yoga
- Brahma – der Schöpfer, einer der drei wichtigsten indischen Götter – neben → Shiva und → Vishnu
- Brahmacharya – Maßhalten, eines der fünf → Yamas
- Brahmanen – Priesterkaste in Indien
- Chakren – Energiezentren im Körper, denen unterschiedliche Qualitäten und Eigenschaften zugeordnet werden, Teil der Anatomie im → Hatha Yoga
- Dharana – Konzentration, sechste Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali Dharma – zentraler Begriff der indischen Religion und Philosophie: die Bestimmung des Menschen
- Dhyana – Meditation, siebte Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Drishti – wörtl. „Blick“, bezeichnet einen Konzentrationspunkt des Blicks; der innere wie äußere Blick folgt der Bewegung
- Dvesha – übertriebene Ablehnung, eines der fünf → Kleshas
- Guru – wörtl. „der aus dem Dunkel ins Licht führt“, Meister, Lehrer
- Hatha Yoga – Yoga der Körperlichkeit, basiert auf der → Hatha Yoga Pradipika, einer der fünf Hauptwege des historischen Yoga
- Hatha Yoga Pradipika – Grundlagentext des → Hatha Yoga
- Ishvara Pranidhana – Vertrauen in eine höhere Kraft, eines der fünf →Niyamas
- Jnana Yoga – Yoga der Weisheit und des Wissens, einer der fünf Hauptwege des historischen Yoga
- Karma – Kreislauf von Ursache und Wirkung
- Karma Yoga – Yoga des selbstlosen Handelns, einer der fünf Hauptwege des historischen Yoga
- Kleshas – Störfaktoren auf dem Weg zur Erkenntnis
- Koshas – grob- und feinstoffliche Schichten des Körpers, denen unterschiedliche Ebenen des Bewusstseins zugeordnet werden, Teil der Anatomie im → Hatha Yoga
- Kundalini – nach tantrischer Lehre die kosmische Energie (→ Shakti), die in jedem Menschen ruht und die es im Yoga zu aktivieren gilt, um sie mit dem göttlichen Bewusstsein (→ Shiva) zu vereinigen
- Mahabharata – eines der bedeutendsten indischen Erzählwerke (neben dem Ramayana), entstanden um 500 v. Chr., enthält die → Bhagavadgita
- Mantra – eine Silbe, ein Wort oder Spruch mit tieferer Bedeutung
- Maya – Illusion, Verschleierung der Wahrnehmung
- Mudra – Haltung einzelner Körperteile zur Lenkung von → Prana
- Nadi – Energiekanal im Körper, in dem → Prana zirkuliert, Teil der Anatomie im → Hatha Yoga
- Nadi Shodhana – Atemübung mit dem Ziel der inneren Reinigung und Harmonisierung der → Nadis
- Namaste – wörtl. etwa: „Die Göttlichkeit in mir verbeugt sich vor der Göttlichkeit in dir, denn ich weiß, wir sind eins”, Geste der Begrüßung, Verabschiedung, des Dankes oder der Konzentration in einer Asana
- Niyama – Verhaltenskodex für den Umgang mit sich selbst, zweite Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Patanjali – Verfasser der Yoga-Sutras, welche die Grundlage des → Raja Yoga – auch klassisches Yoga genannt – bilden (entstanden um 200 v.–200 n. Chr.)
- Prana – Lebensenergie, zirkuliert in den → Nadis, Teil der Anatomie im → Hatha Yoga
- Pranayama – Kontrolle und Lenkung der Lebensenergie mittels Atemübungen, vierte Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Pratyahara – Zurückziehen der Sinne, fünfte Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Raga – übertriebene Anhaftung, Gier, eines der fünf → Kleshas
- Raja Yoga – der Königsweg, auch klassisches Yoga genannt, basiert auf Patanjalis → Yoga-Sutras, der Yoga-Weg über den Geist, einer der fünf Hauptwege des historischen Yoga
- Sadhu – in Indien ein heiliger Weiser, der sich dem religiösen, teilweise streng asketischen Leben verschrieben hat
- Samadhi – Ziel des Yoga: Zustand der Glückseligkeit, der Einheit, der Erkenntnis, achte Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Samskara – tiefsitzende Gedankenmuster, Konditionierungen und Gewohnheiten
- Sanskrit – wörtl.: „zusammengefügt“, Sprache der Veden und der klassischen indischen Kultur
- Santosha – Zufriedenheit, eines der fünf → Niyamas
- Sat-Shit-Ananda – wörtl. „Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit“ → Samadhi
- Satya – Wahrhaftigkeit, eines der fünf → Yamas
- Shakti – kosmische Energie und Kraft im Individuum
- Shaucha – Reinheit, eines der fünf → Niyamas
- Shiva – a) kosmisches/göttliches Bewusstsein (als Pendant zu → Shakti, der kosmischen Energie des Individuums), b) der Zerstörer, einer der wichtigsten indischen Götter neben → Vishnu und → Brahma, c) Gott der Yogis
- Sutra – wörtl. „Leitfaden, Lehrsatz“ in der indischen Literatur, → Yoga-Sutras
- Svadhyaya – Selbststudium, Selbstreflexion, eines der fünf → Niyamas
- Swami – (Hindi-)Anrede für einen Gelehrten oder religiösen Lehrer
- Tantrismus – religiöse Strömung Indiens (seit dem 5. Jh.), welche die Entwicklung des → Hatha Yoga maßgeblich beeinflusst hat
- Tapas – Selbstdisziplin, eines der fünf→ Niyamas
- Trimurti – göttliche Dreieinigkeit von → Brahma, → Vishnu und → Shiva
- Upanishaden – religiöse und philosophische Grundlagentexte in Sanskrit
- Veda/Veden – wörtl. „Wissen“, älteste religiöse Grundlagentexte Indiens
- Vishnu – der Erhalter, einer der drei wichtigsten indischen Götter neben → Shiva und →Brahma
- Yama – Verhaltenskodex für den Umgang des Menschen mit seiner Umwelt, erste Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Yoga-Sutras – Grundlagentext des → Raja Yoga, von → Patanjali verfasst
- Yoga (der) – einer der sechs großen philosophischen Systeme Indiens, Weg zur Erkenntnis
- Yogi – Yoga-Übender (männlich)
- Yogini – Yoga-Übende (weiblich)
Santosha gehört zu den Niyamas, dem 2. Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali und bezieht sich darauf, mit dem, was man hat und was man ist, zufrieden zu sein – sei es auf materieller, körperlicher oder intellektueller Ebene. Das setzt voraus, sich selbst und seine persönlichen Umstände zu akzeptieren. Santosha bedeutet jedoch nicht, dass man sich nicht entwickeln und nicht weiter lernen sollte, sondern vielmehr, die innere Zufriedenheit nicht von äußeren Umständen abhängig zu machen.
Satya gehört zu den Yamas, dem ersten Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Hinter Satya verbirgt sich nicht bedingungslose Ehrlichkeit, sondern vielmehr authentisches Verhalten. Es geht darum, nichts vorzugeben, was nicht wahr ist – auch nicht aus falscher Rücksichtnahme. Außerdem meint Satya die Sorgfalt, nicht nur zu bedenken, was, sondern auch wie etwas gesagt wird und welche Konsequenzen die Wahrheit hat. Ziel ist, die Wahrheit so gut es geht zu formulieren, ohne jemandem absichtlich oder unnötig zu schaden.
Die Reinigungsrituale werden ausgeübt, um den physischen Körper und die Energiekanäle, die Nadis, zu reinigen. Sie sind für westliche Übende teilweise recht ungewöhnlich und nur bedingt zur Nachahmung geeignet. Wer sie erlernen möchte, sollte sich von einem Lehrer einführen lassen, der diese Techniken selbst gut beherrscht.
Dhauti: innere Reinigung des Herzraums, des Magens und des Darms
Basti/Vasti: äußerliche Reinigung der Ausscheidungsorgane
Neti: Reinigung der Atemorgane
Trataka: Reinigung der Augen
Nauli: Reinigung der Verdauungsorgane
Kapalabhati: Reinigung des inneren Kopfraums und der Lungen
Es bedarf eines guten Lehrers und viel Übung, Nauli, die Reinigung der Verdauungsorgane, zu lernen. Die Verdauungsorgane werden wie in einer Schleuder im Bauchraum gedreht.
Saucha gehört zu den Niyamas, dem 2. Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Auf körperlicher Ebene bedeutet Shaucha nicht nur die übliche tägliche Hygiene, sondern auch die bewusste Ernährung und die Reinhaltung des Körpers durch kontinuierliche Asana-Praxis. Auch die direkte Umgebung, auf die der Yogi Einfluss hat – wie etwa seine Kleidung oder Wohnung, ist davon betroffen. Auf geistiger Ebene bedeutet Shaucha, die Gedanken rein zu halten und von Rücksichtnahme leiten zu lassen.
Svadhyaya gehört zu den Niyamas, dem 2. Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Traditionell bedeutete Svadhyaya das Studium der alten heiligen Schriften, um Selbsterkenntnis zu erlangen. Es benennt aber auch die Fähigkeit, sich und sein Verhalten zu beobachten, zu analysieren und zu reflektieren. Das heißt, sich immer wieder zu fragen, welche Momente das eigene Verhalten beeinflussen, welchen Reiz-Reaktions-Schemata man unterliegt und worin gegebenenfalls die Ursachen dafür liegen.
(1887–1963) entwickelte einen Yoga-Stil, der Karma, Jnana, Bhakti und Raja Yoga miteinander vereinte. Mit dieser Kombination können – so Sivananda – alle Herausforderungen des Lebens gemeistert werden. Eine sanfte Asana-Praxis, um den Körper gesund zu halten, gehört ebenso dazu wie Meditation, um den Geist zu beruhigen.
Tapas gehört zu den Niyamas, dem 2. Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Die Selbstdisziplin entsteht aus einem „brennenden Verlangen“ (sanskr. tapah: Hitze) und einem inneren Bedürfnis. Dieses brennende Verlangen ist der Treibstoff, der es ermöglicht, mit Ausdauer und Durchhaltevermögen die Anstrengungen auf sich zu nehmen, um auf dem Weg zur Selbsterkenntnis weiterzukommen.
Im Verlauf der Jahrtausende haben sich drei große Traditionslinien im Yoga aus unterschiedlichen Grundlagentexten entwickelt:
- Der religiös geprägte Yoga basiert auf den Upanishaden, einer Textsammlung aus der Zeit um 800 v. Chr., in der die Essenz der Veden – der alt-indischen Schriften zu Religion und Philosophie – festgehalten, diskutiert und kommentiert wurde. Eine weitere Quelle indischer Weisheit erkennt dem Yoga ebenfalls eine besondere Bedeutung zu: die Bhagavadgita, ein großes Lehrgedicht aus 18 Gesängen im Mahabharata, das – zusammen mit dem Ramayana – den um 500 v. Chr. entstandenen Nationalepos bildet. Diese große Schriftensammlung vermittelt das historische Wissen auf überaus anschauliche Weise.
- Der klassisch-philosophische Yoga basiert auf Patanjalis Yoga-Sutras (entstanden in der Zeit 200 v.–200 n. Chr.), die häufig als Grundlagentexte des Yoga schlechthin bezeichnet werden. In diesen Sutras (Leitfäden) wird die Funktionsweise des Geistes beschrieben und ein Weg aufgezeigt, um die Störungen im Geist zu überwinden und zu wahrer Erkenntnis über sich und die Welt zu gelangen.
- Der Hatha Yoga hat die Hatha Yoga Pradipika (entstanden 800–1200 n. Chr.) zur Grundlage – gewissermaßen ein Praxishandbuch zu Patanjalis Sutras. In ihr werden Körperpraktiken beschrieben, durch die der Körper als Werkzeug auf dem Weg zur Erkenntnis eingesetzt werden kann.
Auf der Grundlage der Bhagavadgita, der Sutras Patanjalis und der Hatha Yoga Pradipika entwickelten sich die zentralen Konzepte der yogischen Weltanschauung; alle späteren Werke zum Yoga finden hier in der einen oder anderen Weise ihre Wurzeln. Und auch die heutige Yoga-Praxis verbindet häufig eine oder mehrere Traditionslinien.
Das universelle Bewusstsein: Brahman, Purusha, Ishvara, Atman...
Die Vorstellung eines universellen Bewusstseins wurde bereits in den Lehren der Upanishaden entwickelt. Für dieses Bewusstsein kannte der frühe Yoga zahlreiche Namen: Brahman, Purusha, Ishvara, Atman – um nur einige zu nennen – und bezeichnete damit all das, was mit dem Göttlichen verbunden wurde. Dieses universelle Bewusstsein umfasste den Sehenden, das Gesehene sowie den Akt des Sehens gleichermaßen und manifestierte sich in allem: sowohl in der äußeren Welt als auch in der Seele – das heißt, in Atman, dem Göttlichen in jedem Einzelnen.
Aus den Veden, den ältesten Schriftensammlungen des spirituellen, philosophischen und wissenschaftlichen Wissens Indiens (vor 1.000 v. Chr.) geht hervor, dass Yoga in der Frühzeit im Kontext religiöser Opferhandlungen und mystischer Ekstasetechniken praktiziert wurde. Die Weitergabe von Wissen oblag der höchsten Gesellschaftskaste, den Brahmanen (Priester und Weise); sie erfolgte im Rahmen eines engen Lehrer-Schüler-Verhältnisses – mündlich, durch Rezitation, bei der das Wissen wortgetreu weitergegeben wurde. Denn die Worte der Veden galten als göttliche Offenbarung, welche die Brahmanen in tiefer Meditation empfangen hatten, und durften nicht verändert werden. Opferhandlungen und Ekstaserituale dienten dazu, die angerufenen Götter milde zu stimmen und den Erfolg der Opfergabe zu garantieren. Diese Praktiken wurden im Laufe der Jahrhunderte komplexer und die Anstrengungen der Ausübenden immer größer. Sogenannte Fakire, Mitglieder religiöser Hindu-Orden, versuchen sich bis in unsere Zeit in Übungen extremer Askese und des Yoga, um sich auf diese Weise von der Sinnenwelt zu lösen (und die Götter gut zu stimmen).
Nachdem die religiös geprägten Opferrituale und Yoga-Praktiken immer extremer wurden, wurden sie im Laufe der Zeit zunehmend in Frage gestellt. Durch erste Niederschriften der Veden um 1.000 v. Chr. wurde das – bisher ausschließlich von den Brahmanen gehütete – Wissen erstmals breiter zugänglich gemacht (wenngleich auch nach wie vor nur einer kleinen lesenden Minderheit) und bot eine Grundlage für Diskussionen und Reflexionen. Die Gespräche über die vedischen Texte zwischen Lehrer und Schüler berührten die elementaren Fragen der Menschheit und der Welt; sie wurden um 800 v. Chr. in den Upanishaden zusammengefasst, die als Essenz der Veden betrachtet werden können.
In den Upanishaden findet sich eine Fülle von Kommentaren, die im Laufe der Jahrhunderte ihrerseits wieder kommentiert wurden. In ihnen wird der philosophische Kerngedanke entwickelt, dass alles Eins ist – und demzufolge Gott in allem und alles in Gott ist. Durch dieses neue Weltbild wurden die ehemals religiös geprägten Opferrituale überflüssig – wurde nun doch das eigene Selbst ebenfalls als göttlich aufgefasst. Im Zuge dessen verlagerte sich auch der Schwerpunkt der Yoga-Praxis, die sich zunehmend darauf ausrichtete, durch Meditation das wahre Selbst – Atman genannt – zu erkennen.
Die Kleshas sind nicht immer gleich aktiv. Mal wirken sie im Verborgenen oder werden kaum wahrgenommen, mal sind sie stark ausgeprägt und beherrschen offensichtlich das Handeln. Mit Wachsamkeit lässt sich jedoch den eigenen Kleshas auf die Spur kommen. Dabei gilt es innezuhalten, das automatische Reiz-Reaktion-Schema anzuhalten, zu durchbrechen und dann bewusst zu entscheiden, wie man reagieren möchte. Zwar lassen sich, Patanjali zufolge, die Kleshas niemals vollkommen überwinden, der achtgliedrige Pfad zeigt jedoch Methoden auf, wie man ihren Einfluss auf die Wahrnehmung und auf das eigene Handeln deutlich vermindern kann.
Um 400 v. Chr. entwickelte eine indische philosophische Schule (Samkya) eine neue Sichtweise auf das universelle Bewusstsein: Dieses sei die Realität und existiere ewig. Alles andere – Maya genannt – sei nur Illusion und verschleiere die Realität. Demzufolge sei die Welt, wie sie wahrgenommen werde, nur ein Spiegelbild der Illusion, die im Geist entstehe, und keine Manifestation des Göttlichen. Die Natur, alle Lebewesen, Körper, Geist und Emotionen sind nach dieser Lehre vom Göttlichen getrennt. Sie bedürfen daher keiner besonderen Beachtung, da sie Teil der Illusion und in ständigem Wandel begriffen sind.
Die Yamas, das erste Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali stellen so etwas wie einen ethischen Verhaltenskodex dar, nämlich ein sinnvoller Umgang mit seiner Umgebung. Patanjali kann daher in gewissem Sinn als einer der ersten Umweltschützer angesehen werden. Klimawandel, Ressourcenschwund, zunehmende gesundheitliche Probleme (physischer wie psychischer Natur) vieler Zeitgenossen, wachsende Gewaltbereitschaft und viele weitere Probleme der heutigen Zeit machen deutlich, wie aktuell die Ethik des Yoga ist.
Persönliches Wohlbefinden dank der Yamas
Das Einhalten der Yamas kann dazu führen, Harmonie mit sich und seiner Umwelt zu finden. Der Geist wird ruhiger, je weniger er sich mit den Belastungen des Lebens identifiziert. Je stärker die eigenen Absichten von den Yamas geprägt sind, desto mehr lässt sich eine Atmosphäre des Friedens um sich herum schaffen. Je mehr Positives jemand ausstrahlt, desto mehr Positives wird auch zurückkommen. Und je freier der Mensch von Begehrlichkeiten und Abhängigkeiten ist, desto größere innere Gelassenheit wird er verspüren. Und je größer die innere Gelassenheit ist, desto einfacher erscheint das eigene Leben und desto leichter lässt es sich mit den Unwägbarkeiten des Lebens umgehen.
Gewaltlosigkeit = Vegetarismus?
Im Zusammenhang mit Ahimsa wird heute unter Yogis vielfach das Thema Vegetarismus angeführt. Vegetarier zu sein, ist für viele Yogis eine Selbstverständlichkeit, aber ob dies ein Muss ist oder nicht, beurteilen Yogis durchaus unterschiedlich. Dennoch wird jeder, der Yoga praktiziert, im Laufe der Zeit ein stärkeres Bewusstsein und auch eine weitgreifendere Rücksichtnahme für alle Lebewesen entwickeln und so zunehmend auf sein Körpergefühl hören, ohne dabei irgendwelchen Dogmen folgen zu müssen.
Der Alltag – eine große Herausforderung
Im täglichen Leben ist es allerdings eine besondere Herausforderung, sich an die Yamas zu halten. Denn jeder Tag konfrontiert den Übenden bei vielerlei Gelegenheiten mit der Frage, wie weit sich die Yamas beachten lassen. Die wenigsten Menschen sind schließlich Heilige und finden es auch gar nicht erstrebenswert, solche zu sein. Daher bedarf es auch einer Portion Rücksicht sich selbst gegenüber, um mit Humor und Gelassenheit die eigenen Fortschritte, aber auch Rückschläge bei der Einhaltung der Yamas zu beobachten und diesen Weg als fortwährenden Prozess zu betrachten.
In den Yamas werden fünf Verhaltensgebote für den rücksichtsvollen Umgang eines Individuums mit seiner äußeren Umwelt benannt: Ahimsa, Satya, Asteya, Brahmacharya und Aparighraha.
ahimsasatyasteyabrahma- caryaaparigrha yamah
Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, Maßhalten und Nicht-Horten sind die äußere Disziplin. (Yoga-Sutra 2.30.)
Obwohl die Wurzeln des Yoga eng mit der indischen Kultur verbunden sind, darf Yoga nicht als Religion missverstanden werden. Auch wenn die historischen Grundlagentexte sich immer wieder auf eine nicht näher definierte Göttlichkeit beziehen, handelt es sich dabei um ein System zur Lenkung des Körpers durch den Geist – und in diesem Sinn um eine Art Selbstfindungslehre, die nicht an eine bestimmte Religion oder einen Glauben gebunden ist. Der Weg des Yoga kann daher unabhängig von religiösen Überzeugungen von jedem Menschen zur persönlichen Entwicklung von Körper und Geist beschritten werden.
Wer sich mit dem Begriff „Göttlichkeit“ schwer tut, kann ihn daher als Hülle betrachten und mit einer eigenen Bedeutung füllen, in der all das zum Ausdruck kommt, was nicht in des Menschen eigener Macht steht: das Leben, die Natur, das Universum.
„Yoga fordert nicht auf, an irgendetwas zu glauben, Yoga sagt: Erfahre! Yoga ist kein Glaube. Es ist Eindringen in die eigene Existenz.“
(Osho, 1931–1990, auch bekannt unter dem Namen Bhagwan, umstrittener Lehrer und Philosoph).
Auszüge aus Patanjalis Yoga-Sutras
"abhyasavairagyabhyamtannirodhah" - "Durch Üben und die Fähigkeit loszulassen, kann der Geist den Zustand von Yoga erreichen und aufrechterhalten." Yoga-Sutra 1.12.
"yogacittavrttinirodhah" - Yoga ist, wenn die Bewegungen des Geistes zur Ruhe kommen." Yoga-Sutra 1.2.
"tada drastuh svarupe vasthanam - Dann (wenn die Bewegungen des Geistes zur Ruhe gekommen sind) ensteht die Fähigkeit jenseits aller vorgefassten Meinungen und Vorstellungen das Wahre zu erkennen." Yoga-Sutra 1.3.
“tapahsvadhyayesvarapranidhanani kriyayogah" - "Die Yoga-Praxis muss drei Qualitäten aufweisen: Disziplin, Selbststudium und Akzeptanz der eigenen Grenzen." Yoga-Sutra 2.1.
"svarasavahi viduso 'pi samarudho 'bhinivesah" - "Tiefsitzende Unsicherheit ist ein angeborenes Angstgefühl vor der Zukunft. Es wohnt jedem Menschen inne, selbst dem Weisen." Yoga Sutra 2.9.
"ahimsa-satya-asteya-brahmacaryaaparigrha-yamah" - "Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, Maßhalten und Nicht-Horten sind die äußere Disziplin." Yoga-Sutra 2.30.
"sthirasukhamasana" - "Asanas sollen gleichermaßen die Qualitäten Stabilität und Leichtigkeit haben." Yoga-Sutra 2.46.
"Tato dvandvanabhigatahj" - "Ein Mensch, der Asana richtig übt, kann auch durch extreme äußere Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden." Yoga-Sutra 2.48
"balesu hastibaladini" - "Ist ein Elefant Objekt der Meditation, so kann eine ähnliche Kraft wie die des Elefanten in einem selbst entstehen." Yoga Sutra 3.24.
"trayamantarangam purvebhyah" - "Im Vergleich mit den ersten Gliedern des Pfades sind die drei zuletzt genannten schwierig." Yoga-Sutra 3.7.
"Tato dvandvanabhigatahj" - "Ein Mensch, der Asanas richtig übt, kann auch durch extreme äußere Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden." Yoga-Sutra 2.48
"trayamantarangam purvebhyah" - "Im Vergleich mit den ersten Gliedern des Pfades sind die drei zuletzt genannten schwierig." Yoga-Sutra 3.7.
"tada vivekanimnam kaivalyapragbharam cittam" . "Die Klarheit solcher Menschen führt sie zu ihrem einzigen wirklichen Anliegen, einen Zustand von vollkommener Freiheit zu erreichen und darin zu verweilen." Yoga-Sutra 4.26
Quelle: T.K.V. Desikachar: Über Freiheit und Meditation. vianova, 2003, Petersberg
In Indien ist Yoga seit mehr als 3.500 Jahren bekannt. Nomaden aus Zentralasien (Arier) drangen seit 1500 v. Chr. immer weiter in den indischen Subkontinent vor und brachten – zusammen mit ihrer Gesellschaftsordnung, dem Kastenwesen – eine Geistesdisziplin mit, die sie „Yoga“ nannten. Diese beinhaltet Methoden, den Geist so einzusetzen, dass die Sinne unter Kontrolle sind und der Körper beherrscht werden kann. Um es mit einem Bild auszudrücken: Der Geist hält als Wagenlenker die fünf Sinne im Zaum, spannt sie vor den Wagen – den Körper – und gibt ihm die Richtung an.
Das indische Kastensystem
- Oberstand/Lehrstand (Brahmanen): Priester, Hüter und Lehrer des Wissens und der Wahrheit (der Veden)
- Wehrstand (Kshatrya): Beamte, Könige, Adlige, Krieger und Soldaten
- Nährstand (Vaishya): Bauern und Händler, Handwerker
- Arbeiter (Shudra): Diener der oberen Stände
- Die nicht als Kaste anerkannten Unberührbaren (Dalit): Tagelöhner, Bettler und gesellschaftlich Verachtete
Die 3 großen Traditionslinien des Yoga
Im Verlauf der Jahrtausende haben sich drei große Traditionslinien im Yoga aus unterschiedlichen Grundlagentexten entwickelt:
- Der religiös geprägte Yoga basiert auf den Upanishaden, einer Textsammlung aus der Zeit um 800 v. Chr., in der die Essenz der Veden – der alt-indischen Schriften zu Religion und Philosophie – festgehalten, diskutiert und kommentiert wurde. Eine weitere Quelle indischer Weisheit erkennt dem Yoga ebenfalls eine besondere Bedeutung zu: die Bhagavadgita, ein großes Lehrgedicht aus 18 Gesängen im Mahabharata, das – zusammen mit dem Ramayana – den um 500 v. Chr. entstandenen Nationalepos bildet. Diese große Schriftensammlung vermittelt das historische Wissen auf überaus anschauliche Weise.
- Der klassisch-philosophische Yoga basiert auf Patanjalis Yoga-Sutras (entstanden in der Zeit 200 v.–200 n. Chr.), die häufig als Grundlagentexte des Yoga schlechthin bezeichnet werden. In diesen Sutras (Leitfäden) wird die Funktionsweise des Geistes beschrieben und ein Weg aufgezeigt, um die Störungen im Geist zu überwinden und zu wahrer Erkenntnis über sich und die Welt zu gelangen.
- Der Hatha Yoga hat die Hatha Yoga Pradipika (entstanden 800–1200 n. hr.) zur Grundlage – gewissermaßen ein Praxishandbuch zu Patanjalis Sutras. In ihr werden Körperpraktiken beschrieben, durch die der Körper als Werkzeug auf dem Weg zur Erkenntnis eingesetzt werden kann.
Auf der Grundlage der Bhagavadgita, der Sutras Patanjalis und der Hatha Yoga Pradipika entwickelten sich die zentralen Konzepte der yogischen Weltanschauung; alle späteren Werke zum Yoga finden hier in der einen oder anderen Weise ihre Wurzeln. Und auch die heutige Yoga-Praxis verbindet häufig eine oder mehrere Traditionslinien.
Religiös geprägter Yoga
Von den Veden zu den Upanishaden
Aus den Veden, den ältesten Schriftensammlungen des spirituellen, philosophischen und wissenschaftlichen Wissens Indiens (vor 1.000 v. Chr.) geht hervor, dass Yoga in der Frühzeit im Kontext religiöser Opferhandlungen und mystischer Ekstasetechniken praktiziert wurde. Die Weitergabe von Wissen oblag der höchsten Gesellschaftskaste, den Brahmanen (Priester und Weise); sie erfolgte im Rahmen eines engen Lehrer-Schüler-Verhältnisses – mündlich, durch Rezitation, bei der das Wissen wortgetreu weitergegeben wurde.
Denn die Worte der Veden galten als göttliche Offenbarung, welche die Brahmanen in tiefer Meditation empfangen hatten, und durften nicht verändert werden. Opferhandlungen und Ekstaserituale dienten dazu, die angerufenen Götter milde zu stimmen und den Erfolg der Opfergabe zu garantieren. Diese Praktiken wurden im Laufe der Jahrhunderte komplexer und die Anstrengungen der Ausübenden immer größer. Sogenannte Fakire, Mitglieder religiöser Hindu-Orden, versuchen sich bis in unsere Zeit in Übungen extremer Askese und des Yoga, um sich auf diese Weise von der Sinnenwelt zu lösen (und die Götter gut zu stimmen).
Die Götter des Hinduismus auf einen Blick
In der Frühzeit bevölkerte eine Unzahl von Göttern den hinduistischen Pantheon – und jede Gottheit besaß klar umgrenzte Zuständigkeiten: So gab es den Gott des Donners, den Gott der Sonne, den Gott des Windes und noch viele mehr. Seit etwa 1.000 v. Chr. konzentrierten sich die religiösen Vorstellungen zunehmend auf die sogenannte Trimurti: die Dreieinigkeit von Brahma, Vishnu und Shiva.
- Brahma – der Schöpfer – kreiert alles, was entsteht und wird meist väterlich dargestellt; da er es anschließend dem Gott Vishnu überlässt, sich um das weitere Schicksal alles Erschaffenen zu kümmern, wird er jedoch nur selten verehrt.
- Vishnu – der Bewahrer der Welt – ist voller Mitgefühl und sorgt sich vor allem um die Menschen. Dementsprechend wird er heiß und innig verehrt und verfügt über eine große Anhängerschaft. Auf Abbildungen wird er oftmals auf der Schlange Adisesha liegend gezeigt, die ihn und die Welt mit ihren 1.000 Köpfen beschützt und die Hüterin aller Schätze ist. Um allen Kreaturen zu helfen, verließ Vishnu bereits neun Mal seine bequeme Stätte, um neu in dieser Welt zu wirken. Rama, Krishna und Buddha sind wohl seine bekanntesten Inkarnationen. Der Legende nach befahl Vishnu seiner Schlange Adisesha, in Patanjali zu inkarnieren, damit er eine praktische Form des Yoga zu den Menschen bringe.
- Shiva – der Zerstörer – symbolisiert das Sterben, den Tod und die Veränderung. Er zerstört alles, was Brahma geschaffen hat – auch Illusionen, Konzepte, Muster und Gewohnheiten. Daher ist er auch der Gott der Yogis: Er schafft Platz für Neues und macht Transformation möglich. Dargestellt wird er vielfach mit Dreizack und lodernden Haaren oder als Tänzer.
Yoga: Praxis zur Selbstfindung
Nachdem die religiös geprägten Opferrituale und Yoga-Praktiken immer extremer wurden, wurden sie im Laufe der Zeit zunehmend in Frage gestellt. Durch erste Niederschriften der Veden um 1.000 v. Chr. wurde das – bisher ausschließlich von den Brahmanen gehütete – Wissen erstmals breiter zugänglich gemacht (wenngleich auch nach wie vor nur einer kleinen lesenden Minderheit) und bot eine Grundlage für Diskussionen und Reflexionen. Die Gespräche über die vedischen Texte zwischen Lehrer und Schüler berührten die elementaren Fragen der Menschheit und der Welt; sie wurden um 800 v. Chr. in den Upanishaden zusammengefasst, die als Essenz der Veden betrachtet werden können.
In den Upanishaden findet sich eine Fülle von Kommentaren, die im Laufe der Jahrhunderte ihrerseits wieder kommentiert wurden. In ihnen wird der philosophische Kerngedanke entwickelt, dass alles Eins ist – und demzufolge Gott in allem und alles in Gott ist. Durch dieses neue Weltbild wurden die ehemals religiös geprägten Opferrituale überflüssig – wurde nun doch das eigene Selbst ebenfalls als göttlich aufgefasst. Im Zuge dessen verlagerte sich auch der Schwerpunkt der Yoga-Praxis, die sich zunehmend darauf ausrichtete, durch Meditation das wahre Selbst – Atman genannt – zu erkennen.
Yoga als Ausweg aus dem ewigen Rad der Wiedergeburt
Mit den im Mahabharata und im Ramayana versammelten volkstümlichen Geschichten und Legenden erhielten Angehörige aller Kasten (zumindest diejenigen, die lesen konnten), denen bisher das Wissen und die Ausübung religiöser Rituale versagt war, Zugang zu einem spirituellen System. Denn dies war vordem ausschließlich Männern der obersten drei Kasten vorbehalten – sofern sie es sich leisten konnten, da die Brahmanen sich die Weitergabe ihres Wissens um die Verbindung mit Gott reichlich vergüten ließen.
Der Gesang der Erhabenen
Eine der grundlegenden Quellen, in denen Yoga als Weg der Erkenntnis und Erlösung des Menschen beschrieben wird, ist die Bhagavadgita – „der Gesang des Erhabenen“, ein Teil der um 500 v. Chr. entstandenen Mahabharata. In ihr erläutert Krishna, eine Inkarnation des Gottes Vishnu, dem Kriegshelden Arjuna, dass jeder – unabhängig von der Kaste, in die er in diesem Leben hineingeboren wurde – den Weg des Yoga gehen und die Methoden und Techniken nutzen kann, um Atman, sein wahres Selbst und das Göttliche in sich, zu erkennen.
Der Weg des Yoga bot jedem Einzelnen ein System von Techniken und Methoden an, Selbsterkenntnis zu erlangen und eine Verbindung zum Göttlichen im eigenen Innern herzustellen. Jeder konnte nun sein Schicksal selbst beeinflussen und Verantwortung für sein Leben übernehmen – und war damit nicht mehr auf die Hilfe der Brahmanen angewiesen, um, nach hinduistischem Glauben, aus dem „ewigen Rad der Wiedergeburt“ auszusteigen.
Dharma: Das allumfassende Weltgesetz
Die Basis der indischen Kultur bildet ein alles umfassendes Weltgesetz – Dharma (sanskr.: Stütze, Gesetz, Pflicht). Danach hat jeder Mensch eine Bestimmung in seinem Leben zu erfüllen, und es besteht für jeden die Aufgabe, herauszufinden, was in diesem Leben getan werden muss, um der eigenen Natur gerecht zu werden – um Atman, das Göttliche in sich, zu erkennen. Jedes Wesen hat daher seiner Natur entsprechende Rechte, Pflichten, Eigenarten, Grenzen und Fähigkeiten.
Auf dieser Grundannahme basiert auch das indische Kastensystem: Jedes Wesen sucht sich seine Kaste bei Geburt gleichsam aus, denn sie ist das Ergebnis des im vorangegangenen Leben angesammelten Karmas. So kann jeder seine Aufgabe, sein Dharma, im Rahmen seiner Möglichkeiten erfüllen und so sein Karma verbessern, um in einem kommenden Leben in eine höhere Kaste aufzusteigen. Das Ziel ist es, das Selbst (Atman) mit dem Göttlichen oder Brahman zu vereinen und so eines Tages aus dem Rad der ewigen Wiedergeburt aussteigen zu können.
Das Gesetz vom Karma
Das Gesetz von Karma, dem Kreislauf von Ursache und Wirkung, bildet auch die ethische Grundlage für Yoga, nach der jede Handlung Konsequenzen hat, ob in diesem oder in einem späteren Leben. Jeder trägt demnach die Verantwortung für seine Handlungen und kann im Rahmen seiner Möglichkeiten das Resultat seines Handelns beeinflussen. Entsprechend wird er Nutznießer eines guten Karmas oder aber er wird früher oder später unter schlechtem Karma zu leiden haben.
Patanjalis Yoga-Sutras
Den Geist zur Ruhe bringen
Die Techniken des Yoga wurden erstmals zwischen 200 v. und 200 n. Chr. von Patanjali in den Yoga-Sutras (sanskr. sutra: Leitfaden) systematisch zusammengefasst. Patanjalis Yoga wird auch klassischer Yoga, Raja Yoga oder Kriya Yoga genannt. Die genauen Hintergründe ihrer Entstehung sind nicht bekannt. Ob sich hinter dem Namen -Patanjali eine einzelne Person, eine Brahmanenfamilie oder ein Zusammenschluss von Weisen verbirgt, bleibt bis heute im Dunkeln. Einer Legende nach befahl Vishnu seiner Schlange Adisesha, in Patanjali zu inkarnieren, damit sie den Menschen eine praktische Form des Yoga bringe.
Philosophie und Psychologie in einem
Die insgesamt 195 Sutras bestehen aus kurzen, prägnanten, jedoch bedeutungsvollen Sätzen. Wie in der modernen Psychologie wird hier die Funktionsweise des Geistes beschrieben, und welche Hindernisse, Schwierigkeiten und Störungen im Geist auftreten können, die Selbsterkenntnis und reflektiertes Handeln verhindern. Als Weg zu einer positiven Veränderung des Geistes empfehlen die Yoga-Sutras Patanjalis den sogenannten „achtgliedrigen Pfad“. Wird dieser Pfad befolgt, lassen sich die Ursachen des Leids erkennen und in der Zukunft vermeiden. So wird der Weg zur Selbsterkenntnis frei.
„Monkey Mind“ – Der Geist springt hin und her
Nach Patanjali besteht eine wesentliche Eigenschaft des Geistes darin, dass er sich normalerweise weigert, im Hier und Jetzt zu verharren. Vielmehr springt er wie ein Affe von Gedankenast zu Gedankenast. Er ist ständig rastlos in Bewegung und nicht auf den Augenblick konzentriert, sondern beschäftigt sich gleichzeitig mit den verschiedensten Dingen: mit Geschehnissen aus der Vergangenheit, mit Planungen für die Zukunft und mit allen Sinneseindrücken, die er währenddessen zu verarbeiten hat. Gleichzeitig interpretiert der menschliche Geist üblicherweise alles, was gesehen, wahrgenommen und erlebt wird.
Dabei lässt er sich von seinen Gedankenmustern, Gewohnheiten, Glaubenssätzen, Vorstellungen und Konditionierungen (im Sanskrit samskara genannt) leiten, die er im Verlauf seines Lebens erlernt und sich durch Wiederholung angewöhnt hat. Sie ziehen sich wie eine Furche durch den Geist und lassen den Geist nur schwer aus diesen Bahnen ausbrechen – unabhängig davon, ob sie gut oder schlecht, richtig oder falsch sind. Kein Wunder also, dass der Geist bei all diesen Aktivitäten in aller Regel unruhig ist – was zur Folge hat, dass auch die menschlichen Handlungen oftmals unkonzentriert und unreflektiert sind. Bewusstes Handeln dagegen setzt die Klarheit des Geistes voraus – eines Geistes, der zur Ruhe gekommen ist. Vor diesem Hintergrund entwickelte Patanjali den achtgliedrigen Pfad, mit dem Ziel, den Geist zur Ruhe zu bringen.
Ziel: Ein ruhiger Geist im Hier und Jetzt
Es wird stets die Aufgabe des Geistes bleiben, unaufhörlich zu denken und zu interpretieren – dafür ist er schließlich da. Es geht daher im Yoga nicht darum, den Geist auszuschalten, sondern vielmehr um die Fähigkeit, sich von seinem Hin und Her nicht beeindrucken zu lassen und stattdessen die gesamte Aufmerksamkeit auf einen einzigen Gegenstand, eine Sache auszurichten. So wird die Wahrnehmung klar und nicht mehr durch die Vielbeschäftigung des Geistes getrübt. Bewusstes und konzentriertes Handeln im Hier und Jetzt wird möglich – ein wahrhaft hohes Ziel. Jedoch legt einem der Geist auf dem Weg dorthin permanent Steine in den Weg: die Kleshas.
yogascittavrttinirodhah
Yoga ist, wenn die Bewegungen des Geistes zur Ruhe kommen. (Yoga-Sutra 1.2.) Citta: Der Geist, das Meinende, der Verstand, der alles interpretiert, was wahrgenommen wird.
tada drastuh svarupe vasthanam
Dann entsteht die Fähigkeit jenseits aller vorgefassten Meinungen und Vorstellungen das Wahre zu erkennen. (Yoga-Sutra 1.3.)
Kleshas: Die Störfaktoren im Geist
Patanjali nennt eine Vielzahl von Hindernissen, die den Geist immer wieder aus der Ruhe bringen und damit zu Leid führen; diese fasst er in den fünf Hauptverursachern, den Kleshas, zusammen. Dabei handelt es sich um grundlegende, tief sitzende Kräfte – allesamt menschliche Tendenzen, die sich wie ein Schleier über die Wahrnehmung legen und das gesamte Denken und Handeln beeinflussen. Diese Widerstände im Geist verhindern klares Sehen und damit den Weg in die Freiheit.
Die fünf Kleshas auf einen Blick
- Avidya: falsches Wissen
- Asmita: übertriebener Egoismus
- Raga: übertriebene Anhaftung
- Dvesha: übertriebene Abneigung
- Abhinivesha: diffuse Angst (Todesangst)
Avidya: Die subjektive Wahrnehmung
Avidya, Nicht-Wissen oder falsches Wissen, ist sozusagen die Mutter allen Leids. Denn alles Wissen, mit dem die Welt wahrgenommen wird, ist niemals objektiv, sondern immer subjektiv. Die menschliche Wahrnehmung ist geprägt von zuvor erworbenem Wissen: von Erfahrungen, die im Verlauf des Lebens gemacht wurden, von Wünschen und Träumen, von bestimmten Vorstellungen und Erwartungshaltungen – den eigenen und denen der anderen. Dieses subjektive Wissen wird oftmals für objektiv und wahr gehalten und dazu genutzt, die Welt zu beurteilen. Diese grundlegende Täuschung bildet nach Patanjali den Nährboden für vier weitere Kleshas.
Asmita: Das Ego – der Nabel der Welt
Asmita bezeichnet sowohl die falsche Einschätzung der eigenen Person als auch einen übertriebenen Egoismus. Das eigene Selbstbild hat vielfach nur bedingt etwas mit dem wahren Selbst zu tun, sondern ist von Kindesbeinen an geprägt durch Wahrnehmungen und Meinungen anderer. Diese Aussagen fräsen sich gleichsam in den eigenen Geist ein, bis man glaubt, tatsächlich so zu sein, wie die anderen sagen. Daraus resultieren Minderwertigkeitsgefühle ebenso wie ein überhöhtes Selbstwertgefühl. Beides führt nach Patanjali zu einer übersteigerten Ich-Bezogenheit: Die Gedanken kreisen ständig um einen selbst, und man betrachtet sich als den Nabel der Welt.
Raga: Unbedingt-immer-wieder-haben-Wollen
Raga drückt den Wunsch nach Bedürfnisbefriedigung aus und dem Festhalten an Vorlieben – was sich auch in einer regelrechten Gier oder in Süchten ausdrücken kann. Dahinter verbergen sich gute Erfahrungen, die man zumindest einmal gemacht hat und daraufhin immer wieder erleben möchte. Das Glücksverlangen allein steuert das Handeln.
Dvesha: Auf-gar-keinen-Fall-(wieder)-haben-Wollen
Damit wird das Gegenteil von Raga bezeichnet, nämlich eine übertriebene Ablehnung von Dingen, die auf schlechten Erfahrungen oder Vorurteilen basiert. Anstatt einer Situation oder einem Menschen offen gegenüberzustehen, bestimmt Dvesha, in diesem Fall Schubladendenken und negative Gedanken, das Handeln.
Abhinivesha: Die Angst vor Unbekanntem
Hinter Abhinivesha verbirgt sich eine diffuse Angst, die nicht unbedingt auf einer Erfahrung, sondern auf der Annahme basiert, dass etwas schiefgehen könnte. Im Grunde steckt dahinter Todesangst – die Angst vor der vollkommenen Ungewissheit, denn niemand weiß mit Bestimmtheit, was nach dem Tod geschieht. Aber da alles stetigem Wandel unterliegt und es im Leben keine letztgültigen Gewissheiten gibt, finden sich auch im Alltag genügend Anlässe, sich von der Angst beherrschen zu lassen.
Zwar hat Angst durchaus ihre Berechtigung und bisweilen eine regelrechte Schutzfunktion; kann der Geist aber nicht zwischen einer berechtigten und einer diffusen Angst vor Unbekanntem unterscheiden, wirkt sich dies als Lähmung auf ihn aus. So gerät er außerstande, mit Klarheit wahrzunehmen, zu entscheiden und zu handeln. Nach Patanjali ist die Angst das Klesha, das am stärksten wirkt und am schwierigsten überwunden wird.
Wachsamkeit und Innehalten
Die Kleshas sind nicht immer gleich aktiv. Mal wirken sie im Verborgenen oder werden kaum wahrgenommen, mal sind sie stark ausgeprägt und beherrschen offensichtlich das Handeln. Mit Wachsamkeit lässt sich jedoch den eigenen Kleshas auf die Spur kommen. Dabei gilt es innezuhalten, das automatische Reiz-Reaktion-Schema anzuhalten, zu durchbrechen und dann bewusst zu entscheiden, wie man reagieren möchte. Zwar lassen sich, Patanjali zufolge, die Kleshas niemals vollkommen überwinden, der achtgliedrige Pfad zeigt jedoch Methoden auf, wie man ihren Einfluss auf die Wahrnehmung und auf das eigene Handeln deutlich vermindern kann.
Ashtanga Marga – der achtgliedrige Pfad:
Ein praktischer Leitfaden zu innerer Freiheit
Innere Freiheit und Unabhängigkeit können nach Patanjali nur dann erreicht werden, wenn es gelingt, durch einen bewussten Umgang mit den Störfaktoren des Geistes deren Einfluss auf die eigene Wahrnehmung und das Handeln abzuschwächen. Der achtgliedrige Pfad stellt eine Art Hilfsprogramm zur Überwindung der Kleshas dar; er besteht aus einer Reihe konkreter, praktischer und auch heute noch sehr lebensnaher Vorgehens- und Verhaltensweisen.
Kein gradliniger Pfad
Patanjalis Ashtanga Marga (sanskr. ash: acht, anga: Glied eines Körpers, marga: Pfad) wird zwar als achtgliedriger Pfad bezeichnet, ist aber nicht so zu verstehen, dass notwendigerweise ein Schritt nach dem anderen gegangen werden müsste. Jedes Glied (vor allem die ersten fünf) gewährt einen Einstieg, auch wenn die meisten Menschen, die sich dem Yoga nähern, mit der Asana-Praxis beginnen.
So entwickelt sich das Einhalten der Yamas, der Verhaltensregeln für den Umgang mit der Umwelt, und der Niyamas, der Regeln für den Umgang mit sich selbst, häufig erst durch die Asana-Praxis. Manche integrieren Pranayama- und Meditationsübungen erst nach jahrelanger Übung in ihre Praxis. Das Ziel des Yoga aber bleibt, alle Glieder möglichst zeitgleich gleichwertig zu berücksichtigen und auf dem eigenen Weg mit Leben zu füllen.
Ein lohnenswerter Weg
Die einzelnen Glieder des achtgliedrigen Pfads – das wusste bereits der Verfasser der Yoga-Sutras – lassen sich nur langsam entwickeln. An den Punkt der vollkommenen Freiheit zu gelangen, ist mehr als schwierig (was auch jedem sofort einleuchtet, der es jemals versucht hat). Daher ist er als ein ständiger Prozess zu betrachten, in dem man sich kontinuierlich weiterentwickelt, und keineswegs als ein schneller Weg zur Erleuchtung.
Doch auch wenn es vielleicht nie gelingen wird, sich von seinen Kleshas und seinen Samskaras ganz zu befreien, stellt er einen überaus lohnenden Weg dar: Mit kontinuierlicher Praxis und mit einem offenen Geist und offenen Herzen (in dem für Patanjali die Selbstkenntnis des Menschen verborgen liegt) für das, was im Yoga geschieht, kann man sich Schritt für Schritt von den eigenen Mustern und Blockaden, den Meinungen und Erwartungshaltungen anderer befreien. Zumindest lässt sich dabei lernen, diese zunehmend besser zu erkennen und bewusster mit ihnen umzugehen. Und wer weiß: Vielleicht erreicht man eines Tages doch die ganz große innere Freiheit!
Üben, üben – und nochmals üben
Um den Einfluss der Kleshas zu mindern und den Geist zu klären, ist es erforderlich, beharrlich zu üben sowie den Gedanken loszulassen, dass das Üben sofort Resultate mit sich bringen muss. Jeder sollte eine ihm angemessene Anstrengung auf sich nehmen und diese über einen längeren Zeitraum beibehalten. Darüber hinaus gilt es, alles andere (was zudem vielfach nicht in der eigenen Macht steht) loszulassen und das bedeutet, so anzunehmen, wie es kommt. Bei beidem hilft das Grundvertrauen darauf, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet.
Der achtgliedrige Pfad auf einen Blick
- Yamas – der Umgang mit der Umwelt
- Niyamas – der Umgang mit sich selbst
- Asana – der Umgang mit dem Körper
- Pranayama – der Umgang mit dem Atem
- Pratyahara – der Umgang mit den Sinnen
- – 8. Samyama – der Umgang mit dem Geist
- Dharana – Konzentration
- Dhyana – Meditation
- Samadhi – Das Höchste: Die innere Freiheit
1. Glied: Die Yamas – vom Umgang mit der Umwelt
In den Yamas werden fünf Verhaltensgebote für den rücksichtsvollen Umgang eines Individuums mit seiner äußeren Umwelt benannt:
ahimsasatyasteyabrahma- caryaaparigrha yamah
Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, Maßhalten und Nicht-Horten sind die äußere Disziplin. (Yoga-Sutra 2.30.)
Ahimsa: Gewaltlosigkeit
Ahimsa geht weit über die rein körperliche Gewaltlosigkeit hinaus; vielmehr geht es darum, destruktive Taten – aber auch Worte und Gedanken – zu erkennen und so weit wie möglich aus dem eigenen Leben zu verbannen. Das schließt einen bewussten und rücksichtsvollen Umgang mit der Umwelt, mit anderen Lebewesen und nicht zuletzt mit sich selbst ein. Es gilt, allem Lebendigen gegenüber eine tiefgreifende Sensibilität zu entwickeln und in jeder Situation abzuwägen, welche Verhaltensweise den geringsten Schaden anrichtet.
Satya: Wahrhaftigkeit
Hinter Satya verbirgt sich nicht bedingungslose Ehrlichkeit, sondern vielmehr authentisches Verhalten. Es geht darum, nichts vorzugeben, was nicht wahr ist – auch nicht aus falscher Rücksichtnahme. Außerdem meint Satya die Sorgfalt, nicht nur zu bedenken, was, sondern auch wie etwas gesagt wird und welche Konsequenzen die Wahrheit hat. Ziel ist, die Wahrheit so gut es geht zu formulieren, ohne jemandem absichtlich oder unnötig zu schaden.
Asteya: Nicht-Stehlen
Asteya beinhaltet nicht zu nehmen, was einem nicht gehört – wobei kein Unterschied gemacht wird, ob es sich dabei um Güter, Taten oder Gedanken handelt. Sich mit fremden Federn zu schmücken, Ideen zu klauen oder jemandes Vertrauen zu missbrauchen, ist in diesem Sinn genauso ein Bruch mit Asteya wie das Tafelsilber mitgehen zu lassen. Das Eigentum des Anderen gilt es immer zu respektieren.
Brahmacharya: Maßhalten
Brahmacharya betrifft das Maßhalten in allen Lebensbereichen und das sich Konzentrieren auf das Wesentliche. Alles Übermaß, alle Abhängigkeiten und alle Extreme können dazu führen, dass das Denken und Handeln vollständig davon bestimmt wird. Genau dies gilt es durch Brahmacharya zu verhindern. Es geht bei diesem Gebot daher nicht um vollständige Abstinenz (etwa von Genussmitteln, aber auch von Gewohnheiten), sondern darum, das richtige Maß zu finden, sich seinen Leidenschaften nicht auszuliefern und somit unabhängig zu bleiben. Ursprünglich verbirgt sich hinter Brahmacharya sexuelle Enthaltsamkeit und Askese – ausgehend von dem Gedanken, dass alles, was nicht auf das Wesentliche (und das ist die Suche nach der Wahrheit) ausgerichtet ist, reine Energieverschwendung sei.
Aparigraha: Nicht-Horten
Das Konzept von Aparigraha ist dem von Asteya ähnlich, konzentriert sich jedoch stärker auf die innere Haltung einer Anspruchslosigkeit. Es beinhaltet die bewusste Reflexion dessen, was und wieviel man tatsächlich von etwas (Lebensmittel, Raum usw., aber auch Anerkennung oder Ruhm) braucht. Das kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Entscheidend für Aparigraha ist, sich von Erwartungshaltungen zu lösen und den eigenen Wert zu erkennen.
Die Yamas – ein ethischer Verhaltenskodex
Die Yamas stellen einen ethischen Verhaltenskodex dar, kann Patanjali daher in gewissem Sinn als einer der ersten Umweltschützer angesehen werden. Klimawandel, Ressourcenschwund, zunehmende gesundheitliche Probleme (physischer wie psychischer Natur) vieler Zeitgenossen, wachsende Gewaltbereitschaft und viele weitere Probleme der heutigen Zeit machen deutlich, wie aktuell die Ethik des Yoga ist.
Persönliches Wohlbefinden dank der Yamas
Das Einhalten der Yamas kann dazu führen, Harmonie mit sich und seiner Umwelt zu finden. Der Geist wird ruhiger, je weniger er sich mit den Belastungen des Lebens identifiziert. Je stärker die eigenen Absichten von den Yamas geprägt sind, desto mehr lässt sich eine Atmosphäre des Friedens um sich herum schaffen. Je mehr Positives jemand ausstrahlt, desto mehr Positives wird auch zurückkommen. Und je freier der Mensch von Begehrlichkeiten und Abhängigkeiten ist, desto größere innere Gelassenheit wird er verspüren. Und je größer die innere Gelassenheit ist, desto einfacher erscheint das eigene Leben und desto leichter lässt es sich mit den Unwägbarkeiten des Lebens umgehen.
Gewaltlosigkeit = Vegetarismus?
Im Zusammenhang mit Ahimsa wird heute unter Yogis vielfach das Thema Vegetarismus angeführt. Vegetarier zu sein, ist für viele Yogis eine Selbstverständlichkeit, aber ob dies ein Muss ist oder nicht, beurteilen Yogis durchaus unterschiedlich. Dennoch wird jeder, der Yoga praktiziert, im Laufe der Zeit ein stärkeres Bewusstsein und auch eine weitgreifendere Rücksichtnahme für alle Lebewesen entwickeln und so zunehmend auf sein Körpergefühl hören, ohne dabei irgendwelchen Dogmen folgen zu müssen.
Der Alltag – eine große Herausforderung
Im täglichen Leben ist es allerdings eine besondere Herausforderung, sich an die Yamas zu halten. Denn jeder Tag konfrontiert den Übenden bei vielerlei Gelegenheiten mit der Frage, wie weit sich die Yamas beachten lassen. Die wenigsten Menschen sind schließlich Heilige und finden es auch gar nicht erstrebenswert, solche zu sein. Daher bedarf es auch einer Portion Rücksicht sich selbst gegenüber, um mit Humor und Gelassenheit die eigenen Fortschritte, aber auch Rückschläge bei der Einhaltung der Yamas zu beobachten und diesen Weg als fortwährenden Prozess zu betrachten.
2. Glied: Die Niyamas – vom Umgang mit sich selbst
In den Niyamas werden fünf Verhaltensweisen für den Umgang mit sich selbst benannt:
saucasantosatapahsvadhyayesvarapranidhanani niyama
Reinheit, Bescheidenheit und Zufriedenheit, Disziplin, Selbststudium und das Erkennen der eigenen Grenzen sind die innere Disziplin. (Yoga-Sutra, 2.32.)
Shaucha: Reinheit
Auf körperlicher Ebene bedeutet Shaucha nicht nur die übliche tägliche Hygiene, sondern auch die bewusste Ernährung und die Reinhaltung des Körpers durch kontinuierliche Asana-Praxis. Auch die direkte Umgebung, auf die der Yogi Einfluss hat – wie etwa seine Kleidung oder Wohnung, ist davon betroffen. Auf geistiger Ebene bedeutet Shaucha, die Gedanken rein zu halten und von Rücksichtnahme leiten zu lassen.
Santosha: Zufriedenheit
Santosha bezieht sich darauf, mit dem, was man hat und was man ist, zufrieden zu sein – sei es auf materieller, körperlicher oder intellektueller Ebene. Das setzt voraus, sich selbst und seine persönlichen Umstände zu akzeptieren. Santosha bedeutet jedoch nicht, dass man sich nicht entwickeln und nicht weiter lernen sollte, sondern vielmehr, die innere Zufriedenheit nicht von äußeren Umständen abhängig zu machen.
Tapas: Selbstdisziplin
Die Selbstdisziplin entsteht aus einem „brennenden Verlangen“ (sanskr. tapah: Hitze) und einem inneren Bedürfnis. Dieses brennende Verlangen ist der Treibstoff, der es ermöglicht, mit Ausdauer und Durchhaltevermögen die Anstrengungen auf sich zu nehmen, um auf dem Weg zur Selbsterkenntnis weiterzukommen.
Svadhyaya: Selbststudium, Selbstreflexion
Traditionell bedeutete Svadhyaya das Studium der alten heiligen Schriften, um Selbsterkenntnis zu erlangen. Es benennt aber auch die Fähigkeit, sich und sein Verhalten zu beobachten, zu analysieren und zu reflektieren. Das heißt, sich immer wieder zu fragen, welche Momente das eigene Verhalten beeinflussen, welchen Reiz-Reaktions-Schemata man unterliegt und worin gegebenenfalls die Ursachen dafür liegen.
Ishvara Pranidhana: Vertrauen in eine höhere Kraft
Beim letzten Niyama geht es darum, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren, dass vieles nicht im Einflussbereich der eigenen Macht liegt. Ob diese Akzeptanz – dieses „Loslassen“ – in Form der Hingabe an eine Göttlichkeit erfolgt oder als eine Art Grundvertrauen in das Leben an sich oder auch in eine höhere Kraft, bleibt jedem selbst überlassen.
tapahsvadhyayesvarapranidhanani kriyayogah
Die Yogapraxis muss drei Qualitäten aufweisen: Disziplin, Selbststudium und Akzeptanz der eigenen Grenzen. (Yoga-Sutra 2.1.)
Patanjalis Kriya Yoga stellt sozusagen die Kurzfassung des achtgliedrigen Pfads dar: Die drei Verhaltensweisen Disziplin, Selbststudium und Akzeptanz im Umgang mit sich selbst hebt Patanjali als besonders wirkungsvoll hervor.
Die Tücken der Niyamas im Alltag
So einleuchtend die Niyamas als Richtlinien für den Umgang mit sich selbst auch sein mögen, so tückisch erweisen sie sich manchmal im Alltag: Den Körper rein zu halten, erscheint noch einfach; aber alle Gedanken? Damit wird es schon schwieriger. Auch die Zufriedenheit wird angesichts zahlloser alltäglicher Versuchungen immer wieder auf die Probe gestellt. Das „brennende Verlangen“, die Disziplin, wird allzu oft von einer plötzlichen und unerklärlichen Trägheit gebremst. Selbstreflexion ist anstrengend, und wie oft möchte man gar nicht so genau in die eigenen tiefen Abgründe blicken? Leicht erscheint es dagegen, die eigenen Grenzen zu erkennen, was allerdings nicht heißt, dass sich nicht trefflich damit hadern ließe. Da hilft nur eines: weitermachen, sich nicht überfordern, kleine Schritte gehen und sich nicht von Rückschlägen verunsichern lassen!
3. Glied: Asana – vom Umgang mit dem Körper
Heutzutage macht das Üben der Körperhaltungen, der Asanas, vielfach den Großteil der yogischen Praxis aus. Die Yoga-Sutras des Patanjali erwähnen lediglich das Sitzen (sanskr. asana: sitzen, verweilen). Die hier von ihm geforderten Qualitäten lassen sich jedoch auf alle später entwickelten Asanas übertragen.
Harmonie finden im Gegensätzlichen
In den Yoga-Sutras werden zwei Qualitäten genannt, die „Asanas“ in sich vereinen sollten: Stabilität und zugleich Leichtigkeit. Der Körper sei einerseits fest in der Asana ausgerichtet und gleichsam geerdet, was Stabilität bewirkt. Gleichzeitig wird eine energetische Leichtigkeit erreicht, indem man bis an die Grenzen der eigenen Möglichkeit herangeht, jedoch keinesfalls über diese hinaus, sodass sich mit einer gewissen Leichtigkeit und Freude in der Asana verweilen lässt.
sthirasukhamasanam
Asanas sollen gleichermaßen die Qualitäten Stabilität und Leichtigkeit haben. (Yoga-Sutra 2.46.)
Tato dvandvanabhigatahj
Ein Mensch, der Asanas richtig übt, kann auch durch extreme äußere Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden. (Yoga-Sutra 2.48.)
4. Glied: Pranayama – vom Umgang mit dem Atem
Unter Pranayama wird eine bewusste Lenkung der Energie verstanden, das heißt das Regulieren und die Ausdehnung des Atems. Durch das Einüben einer bewusst gesteuerten Atmung werden Körper und Geist beruhigt, wodurch Blockaden aufgelöst werden und in der Folge Energie besser fließen kann. Mehr dazu im Kapitel Pranayama.
tatah ksiyate prakasavaranam
Wenn Pranayama regelmäßig geübt wird, verringern sich die Blockaden, die eine klare Wahrnehmung verhindern. (Yoga-Sutra 2.52.)
5. Glied: Pratyahara – vom Umgang mit den Sinnen
Pratyahara bedeutet das Zurückziehen der Sinne: Diese sind gleichsam wie offene Türen im Geist, der sich allem zuwendet, was durch die jeweilige Tür auf ihn zukommt. Das ist einerseits lebensnotwendig, da die Sinne den Kontakt zur Außenwelt herstellen. Zum anderen besteht ständig die Gefahr der Reizüberflutung und der Ablenkung von der Konzentration auf eine Beschäftigung. Mit Pratyahara lernt man, die Sinnestüren zu schließen, sodass der Geist die äußeren Reize zwar noch wahrnimmt, aber nicht mehr auf sie reagiert.
6.–8. Glied: Samyama – vom Umgang mit dem Geist
Samyama umfasst die letzten drei Glieder des Pfades, die sich ausschließlich mit dem Geist befassen. Dienen die anderen fünf Glieder des Yoga-Übungspfads dazu, den Geist zu beruhigen und ihn für den Weg zur inneren Befreiung vorzubereiten, dringt Samyama zum Kern vor: der Selbsterkenntnis.
6. Glied: Dharana – Konzentration
Dharana bezeichnet die Fähigkeit, die eigene Konzentration vollkommen auf einen Gegenstand, ein Tun, eine Frage oder Überlegung auszurichten und dabei zu verweilen. Durch diese Art der Konzentration wird ein tieferes Durchdringen und ein Verständnis des Objektes der Konzentration erst möglich.
7. Glied: Dhyana – Meditation
In der Meditation entsteht eine Art Wechselwirkung mit dem Objekt der Konzentration. Im Zustand der Meditation werden das subjektiv geprägte Wissen, Denkmuster, Glaubenssätze, Erwartungshaltungen und Emotionen hinter sich gelassen und die Dinge intuitiv so gesehen, wie sie sind. Wie ein Beobachter schaut man auf das, was zuvor als Meditationsgegenstand ausgewählt wurde. Der neutrale Beobachter akzeptiert alles, was er sieht – ohne es zu bewerten und zu beurteilen, ohne eingreifen oder etwas ändern zu wollen.
8. Glied: Samadhi – das Höchste, die innere Freiheit
Am Ende des Pfads wartet das Höchste: der Zustand der inneren Freiheit. Die Yoga-Sutras beschreiben diesen als die vollkommene Verschmelzung mit dem Objekt der Meditation. Das Empfinden für die eigene Identität löst sich auf. Es gibt zahlreiche weitere Umschreibungen für Samadhi: die Erkenntnis des wahren Selbst oder Erleuchtung, die Verschmelzung mit der Welt als Ganzem oder mit etwas Göttlichem. Innere Glückseligkeit, ein Zustand der absoluten Freiheit, der unabhängig von äußeren Umständen ist.
trayamantarangam purvebhyah
Im Vergleich mit den ersten Gliedern des Pfads sind die drei zuletzt genannten schwierig. (Yoga-Sutra 3.7.)
abhyasavairagyabhyam tannirodhah
Durch Üben und durch die Fähigkeit loszulassen, kann der Geist den Zustand von Yoga erreichen und aufrechterhalten. (Yoga-Sutra 1.12.)
Hatha Yoga: DER KÖRPER ALS WERKZEUG
Unter dem Einfluss des Tantrismus, dessen Vertreter zu Beginn des 6. Jahrhunderts die Idee entwickelten, dass alles, was ist, Ausdruck des Göttlichen sei – also auch der Körper – entstand ungefähr im 9. Jahrhundert der Hatha Yoga: der körperbezogene Übungsweg des Yoga. Auch hier ist grundlegende Erkenntnis das Ziel. Der Weg dahin führt jedoch erstmals nicht nur über Meditation, sondern auch über Körperübungen. Mit der Hatha Yoga Pradipika entstand eine Reihe praktischer Übungsanleitungen, die auch heute noch, wenngleich in abgewandelter Form, aktuell sind und von den meisten Yogis praktiziert werden. Hatha Yoga wurde damit zum Oberbegriff für alle körperlich orientierten Yogastile und steht für die Lenkung von Energien im Körper.
Hatha Yoga Pradipika: ha: Sonne; tha: Mond; Yoga: vereinen; Pradipika: Lämpchen (Licht auf)
Tantrismus
Der Tantrismus ist eine religiöse Strömung, die seit dem 5. Jahrhundert einen bedeutenden Einfluss auf Hinduismus und Buddhismus ausübt. In den tantrischen Lehrtexten (Tantras) werden die Unterschiede zwischen Makro- und Mikrokosmos, Universal- und Einzelseele, Mann und Frau nicht als wirkliche Dualität angesehen und ihre „Erlösung“ als deren Wiedervereinigung zu dem ursprünglich ungeteilten Einen beschrieben. Insbesondere im Westen wird der Tantrismus gern mit vergeistigten Sexpraktiken in Verbindung gebracht. In der Tat betrachten die Tantriker den Körper als heilig. Aber die körperlichen Rituale und Praktiken werden spirituell eingesetzt, um das kosmische Bewusstsein (Shiva) und die kosmische Energie (Shakti) im eigenen Körper zu vereinigen und damit zur höchsten Stufe der Glückseligkeit zu gelangen. Der Körper dient dabei als Brücke zur Vereinigung von Purusha und Prakriti.
Männliche und weibliche Energie
Die männliche Energie wird durch die Form der Sonne symbolisiert (sanskr. ha) und wird mit Wärme, Motivation, Schwung, Entschlossenheit, Aktivität und der extrovertierten, den Verstand betonenden Seite des Menschen verbunden. Die weibliche Energie zeigt sich in Form des Mondes (sanskr. tha) und wird mit Kühle, Passivität, Fantasie und der gefühlsbetonten, liebevollen und intuitiven Seite des Menschen verbunden. Die Welt besteht zwar aus Dualismen, aber alles, was auf den ersten Blick gegensätzlich erscheint, erweist sich aus der Sicht der Hatha Yogis als zwei Seiten der gleichen Medaille und gehört zusammen. Deshalb zielt der Hatha Yoga darauf ab, beide Seiten zu vereinigen und zu harmonisieren.
Der energetische Körper
Der Hatha Yoga geht bei der Betrachtung des Körpers über die rein anatomische Struktur hinaus – und berücksichtigt, dass nicht nur die Ernährung, sondern auch alle Emotionen, Verletzungen, Gedanken und vieles mehr im Körper gespeichert werden und für Verspannungen und Energieblockaden sorgen. Diese Energieblockaden gilt es zu lösen, damit die Lebensenergie frei fließen kann. Hatha Yogis stellen daher Energiearbeit mit dem eigenen Körper in den Vordergrund ihrer Yoga-Praxis.
Aufbau des energetischen Körpers
Der energetische Körper besteht aus Prana (der Lebensenergie), Koshas (den Schichten des Körpers) und Nadis (den Energiekanälen), die Prana im Körper transportieren, sowie aus Chakren, den Energiezentren und Hauptknotenpunkten der Nadis. Schulmedizinisch nachweisbar ist der energetische Körper nicht. Deshalb fällt es vielen Menschen (vor allem im Westen) insbesondere am Anfang schwer, sich die Existenz des energetischen Körpers vorzustellen. Das ist letztlich aber auch gar nicht erforderlich. Um mit der Körperenergie zu arbeiten, genügt den meisten die Vorstellung und Visualisierung von Bildern, die mit dem energetischen Körper verbunden sind, um sich auf bestimmte Stellen im Körper zu konzentrieren und die Energie dorthin zu lenken.
Koshas: Die fünf Schichten des Körpers
Der Hatha Yoga geht von fünf Schichten oder Ebenen des Körpers aus. Diese sind nicht voneinander getrennt, sondern gehen vom Groben ins Feine – gleichsam vom Äußeren ins Innere. Dies ist eines der ältesten Bilder des Körpers, das sich bereits in den Upanishaden findet.
Annamaya Kosha: Der physische Körper
Dies ist die einzige greifbare Schicht, die sich aus den fünf Elementen Erde, Feuer, Wasser, Luft und Raum zusammensetzt und den physischen Körper bildet.
Pranamaya Kosha: Der Energiekörper
Damit ist die vitale Ebene des Körpers gemeint, die sowohl den physischen und als auch geistigen Körper mit Energie versorgt. Grobstofflich betrachtet beinhaltet diese Schicht den Blutkreislauf, das Atemsystem und den Stoffwechselkreislauf; auf feinstofflicher Ebene sind damit alle Energiekanäle gemeint, die Prana im Körper transportieren. Pranamaya Kosha stellt die Brücke zwischen Körper und Geist dar; daher setzen die Übungen des Hatha Yoga auf dieser Ebene an, um den Geist und die emotionale Verfassung des Übenden zu beeinflussen.
Manomaya Kosha: Der Informationskörper
Diese Schicht ist das Instrument, das Informationen über die Sinneseindrücke sammelt, und ebenso der Sitz aller Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle, Ängste und Erinnerungen. Hier funken sozusagen ständig unbewusste Botschaften zwischen den Körperschichten hin und her.
Vijnanamaya Kosha: Der Körper der Weisheit
Dies ist der Ort der Intelligenz, die in der Lage ist, zu beobachten und die Informationen, die Manomaya Kosha zur Verfügung stellt, zu unterscheiden, zu analysieren, zu reflektieren und zu interpretieren. Idealerweise werden auf dieser Bewusstseinsebene Entscheidungen getroffen, die zu einem bewussten Handeln führen.
Anandamaya Kosha: Der Glückseligkeitskörper
Im Zentrum der Koshas befindet sich die Glückseligkeit. Diese Bewusstseinsebene, welche die Essenz der individuellen Seele (Atman) birgt, erreicht derjenige, der mit sich und der Welt im Reinen ist und weder von Karma, Samskaras noch von den Kleshas beeinflusst wird.
Prana: Die Lebensenergie
Prana ist die im Körper zirkulierende Lebensenergie. Durch verschiedene Atemtechniken versucht der Hatha Yogi, im Zusammenspiel mit der körperlichen Praxis, Widerstände im Körper aufzuspüren. Mit den einzelnen Übungen lenkt er die Energie genau an diese Stellen, um Blockaden zu lösen. Er knipst also, bildlich gesprochen, das Licht an, um mehr zu sehen und spirituell auf eine höhere Ebene zu gelangen.
Nadis: Energiekanäle des Körpers
Als Nadis werden die Energiekanäle bezeichnet, die die Lebensenergie (Prana) im Körper transportieren. Der Überlieferung nach gibt es 72.000 Nadis, welche die Rishis (indische Weise) in tiefer Meditation erspürt haben. Die drei wichtigsten Nadis sind Sushumna, Ida und Pingala.
Sushumna: Sie fängt am Steißbein an und verläuft durch die Wirbelsäule entlang der Chakren bis zur hinteren Kopfmitte. Sie ist normalerweise nicht aktiv und hat nur einen geringen Energiestrom, da sie von Widerständen im Körper und Geist blockiert ist.
Ida & Pingala: Beide beginnen an der Basis der Wirbelsäule, schlängeln sich um die Wirbelsäule herum und kreuzen sich sechsmal unterhalb der Chakren bis zu den Nasenlöchern. Ida endet links und wird mit der weiblichen Energie verbunden; Pingala endet rechts und wird mit der männlichen Energie verbunden. Ida und Pingala verbinden die linke und rechte Körperhälfte miteinander.
Aktivierung von Sushumna: Wenn Sushumna nicht aktiv ist, fließt die Energie abwechselnd durch diese beiden Nadis hindurch (und zwar im Wechsel von etwa 60–90 Minuten). Normalerweise ist der Energiefluss daher nicht ausgeglichen. Der Hatha Yogi strebt den Ausgleich von Ida und Pingala an, weil erst dann Sushumna deblockiert und aktiv wird. Kann die Energie durch Sushumna fließen, werden die Chakren aktiviert. Wenn es dort keine Blockaden gibt und der Energiestrom stark genug ist, schießt die Energie direkt bis ins letzte Chakra (in der Krone des Kopfes), in dem sich das universelle Bewusstsein mit dem individuellen Bewusstsein vereinigen kann.
Chakren: Energiezentren des Körpers
Als Chakren werden die Energiezentren des Körpers bezeichnet (sieben an der Zahl), die sich wie Perlen auf einer Schnur entlang der Wirbelsäule bis zur Krone des Kopfes aufreihen. Jedem Chakra sind bestimmte Eigenschaften zugeordnet, die ineinandergreifen und je nach Lebensphase und -lage mehr oder weniger geöffnet sind. Chakra bedeutet soviel wie Rad, sodass man sich jedes Chakra wie eine Art Schwungrad vorstellen kann, das Energie von einer tieferen zur nächsthöheren Entwicklungsstufe transportiert.
Ein Zustand der Ausgeglichenheit ist erst dann erreicht, wenn alle Chakren offen sind, und die Energie frei von unten nach oben strömen kann. Das ist aber aufgrund von körperlichen und geistigen Blockaden, die sich in jedem der Chakren manifestieren können, in der Regel nicht der Fall. Die verschiedenen Techniken des Hatha Yoga dienen dazu, diese Blockaden zu überwinden.
Erkenntnis durch Konzentration auf die Chakren
Der Hatha Yogi versucht in seinen Übungstechniken durch Konzentration auf die Chakren herauszufinden, wo Minder- oder Negativausprägungen zu Blockaden und Schutzmechanismen führen. Wie jeder andere Yoga-Weg sucht auch der des Hatha Yoga, sich von diesen Blockaden zu befreien und ein ganzheitliches Bewusstsein der Einheit zu erreichen.
In der Praxis werden dabei die einzelnen Elemente, die den Chakren zugeordnet sind (siehe Tabelle), eingesetzt, um die Konzentration auf die Chakren zu stärken. So werden zum Beispiel die Farben visualisiert oder die Silben gesungen, um die Chakren, die man sich als Räder vorstellen kann, in Schwingung zu bringen.
Kundalini, die Schlange, erwacht zum Leben
Der Überlieferung nach liegt Kundalini (sanskr.: Schlange) eingerollt an der Basis der Sushumna und blockiert deren Energiefluss. Durch einen ausgeglichenen Energiefluss in den beiden anderen Haupt-Nadis und aktiven Chakren erwacht Kundalini, rollt sich auf und gibt den Weg frei für die kosmische Energie (Shakti), die nun endlich die Sushumna hinaufschießen und sich mit dem kosmischen Bewusstsein (Shiva) vereinen kann. Shakti empfindet unendliche Wonne und tiefe Freude, endlich dort zu sein, wo sie zu Hause ist. Aufgrund dieses mythologischen Bildes wird der Hatha Yoga auch oft Kundalini Yoga genannt. Manche Yoga-Schulen beschäftigen sich ausdrücklich mit der Kundalini und bereiten mit ihren Übungen den Körper auf die emporsteigende Energie vor. Ziel ist es, die Chakren zu reinigen, damit die Kundalini ungehindert aufsteigen kann. Im modernen Yoga wird Kundalini auch mit dem sogenannten inneren Schweinehund verglichen, den es in der Praxis zu überwinden gilt, indem man sich immer wieder neue Widerstände oder Blockaden vornimmt und sich an ihnen „reibt“.
Die Kundalini beschreibt die eingerollte Schlange. Wem es gelingt, diese Kraft in Bewegung zu setzen, wird ohne den geringsten Zweifel befreit. (Hatha Yoga Pradipika III, 108)
Die 7 Chakren auf einen Blick
Jedem Chakra sind bestimmte Elemente zugeordnet, die bei der Konzentration auf die Energiezentren mit einbezogen werden können.
Chakra | Zuordnung | Wird verbunden mit ... |
1. Muladhara Chakra „Halter der Wurzel“ Basischakra Basis, Wurzelchakra |
Sitz: Beckenboden Element: Erde Sinn: Geruchssinn Farbe: Rot Silbe/Buchstabe: Lam/U |
... der Fähigkeit, sich im Leben verwurzelt zu fühlen. Stichworte: Familie, Kindheit, Urvertrauen, Gesellschaft, Konditionierungen, Stabilität, Existenzangst |
2. Svadhishthana Chakra „Ort des Selbst“ Sakralchakra |
Sitz: Unterleib Element: Wasser Sinn: Geschmackssinn Farbe: Orange Silbe/Buchstabe: Vam/O |
... dem, was die eigene Identität ausmacht.Stichworte: Geschlecht, Kreativität, Dualismus, Sexualität, Fortpflanzung |
3. Manipura Chakra „Stadt der Juwelen“ Solarplexuschakra Nabelchakra |
Sitz: Oberbauch Element: Feuer Sinn: Sehsinn Farbe: Gelb Silbe/Buchstabe: Ram/OU |
... dem, was das eigene Selbst ausmacht. Stichworte: Selbstwert, Selbstvertrauen Tatkraft, Entwicklung, Macht, Selbstbewusstsein |
4. Anahata Chakra „Nicht-angeschlagener (mystischer) Ton“ Herzchakra |
Sitz: Brustraum Element: Luft Sinn: Tastsinn Farbe: Grün Silbe/Buchstabe: Yam/A |
... allen emotionalen Themen. Stichworte: Liebe, Mitgefühl, Trauer, Schmerz, Hingabe, Wut, Hass, Freude |
5. Vishuddha Chakra „das Lautere, Reine“ Halschakra Kehlkopfchakra |
Sitz: Hals Element: Äther Sinn: Hörsinn Farbe: Meeresblau Silbe/Buchstabe: Ham/I |
... dem achtsamen Verarbeiten und der Interpretation der Sinneseindrücke. Stichworte: Wille, Aufrichtigkeit, Kommunikation, Ausdruck von Energien, Authentizität, innere Haltung, |
6. Ajna Chakra „Ort des Befehls“ Stirnchakra Drittes-Auge-Chakra |
Sitz: Stirnraum Element: Geisteskräfte (feinstofflich) Sinn: Gleichgewichtssinn Farbe: Dunkelblau Silbe/Buchstabe: OM/E |
... der Fähigkeit, sich selbst zu erkennen, das Leben und sich selbst so zu sehen, wie es ist. Stichworte: Gehirnfunktionen, Verstand, Logik, Analyse, Reflexion, Kontemplation, Intuition, Selbsterkenntnis |
7. Sahasrara Chakra „Tausendblättriger Lotus“ Kopfchakra Kronenchakra |
Sinn: keine Zuordnung Farbe: Violett Silbe/Buchstabe: Innerer Klang/M |
Stichworte: Verbundenheit, wahres Sehen, wahre Natur, wahres Selbst, Freiheit, Glückseligkeit, das Höchste, Verbindung mit Gott oder einer höheren Kraft, innere und äußere Einheit, Samadhi, Erleuchtung |
Die Übungstechniken des Hatha Yoga
Asana
Die Asana-Praxis, das Einüben der Körperpositionen, ist ein zentraler Punkt im Hatha Yoga. Die in der Hatha Yoga Pradipika beschriebenen Asanas wirken allesamt auf die Wirbelsäule, um die zentrale Energie zu stimulieren und zu lenken. Im Verlauf der Jahrhunderte entstand eine Vielzahl von Asanas, die ebenfalls alle das Augenmerk auf die Wirbelsäule richten.
Ausgewogene Ernährung
In der Hatha Yoga Pradipika finden sich Ernährungsempfehlungen, die auch heute noch Bestand haben. Frisch, leicht verdaulich, maßvoll und abwechslungsreich soll die Ernährung sein: also eine ausgewogene Mischkost, die zudem noch freudig und in Ruhe genossen werden soll. Es gibt kein ausdrückliches Verbot, Fleisch oder Fisch zu essen, allerdings den Hinweis, dies sei für Yogis unpassend. Ob diese Empfehlung auf Ahimsa zurückgeht oder auf die schlichte Tatsache, dass Fleisch schwerer zu verdauen ist als Gemüse, ist allerdings nicht dokumentiert.
Shat Karma Kriya: Reinigungsrituale
Die Reinigungsrituale werden ausgeübt, um den physischen Körper und die Energiekanäle, die Nadis, zu reinigen. Sie sind für westliche Übende teilweise recht ungewöhnlich und nur bedingt zur Nachahmung geeignet. Wer sie erlernen möchte, sollte sich von einem Lehrer einführen lassen, der diese Techniken selbst gut beherrscht.
Dhauti: innere Reinigung des Herzraums, des Magens und des Darms
Basti/Vasti: äußerliche Reinigung der Ausscheidungsorgane
Neti: Reinigung der Atemorgane
Trataka: Reinigung der Augen
Nauli: Reinigung der Verdauungsorgane
Kapalabhati: Reinigung des inneren Kopfraums und der Lungen
Es bedarf eines guten Lehrers und viel Übung, Nauli, die Reinigung der Verdauungsorgane, zu lernen. Die Verdauungsorgane werden wie in einer Schleuder im Bauchraum gedreht.
Bandhas: Die Körperverschlüsse
Mit Bandha (sanskr.: fesseln, binden, halten, Schloss, Siegel, Ventil) werden Körperverschlüsse bezeichnet, die wie ein Ventil die Energie im Körper halten, regulieren und leiten, kurz: um den Energiefluss zu optimieren. Um die Bandhas zu setzen und in der Asana wirkungsvoll als Unterstützung, ja sogar Stütze einzusetzen, bedarf es ein wenig Übung. Zum einen sind die Bandhas subtile Muskelkontraktionen und zum anderen bedarf es erhöhter Konzentration, um sie zu setzen und zu halten.
Mula Bandha
Mula Bandha (sanskr.: Wurzel, Basis) gibt Festigkeit und Stabilität. Außerdem verhindert es, dass das Becken nach hinten kippt und ein Hohlkreuz entsteht. Um Mula Bandha zu setzen, wird in der Einatmung der Beckenboden angespannt. Dabei zieht das Steißbein nach unten und vorn, wodurch das Kreuzbein nach unten gezogen und der untere Rü?cken lang wird. Dadurch werden die Lendenwirbel stabilisiert und Fehlhaltungen im unteren Rücken vermieden. Die Muskelkontraktion entsteht in erster Linie zwischen dem After und dem Geschlechtsorgan. Anfänglich hilft die Vorstellung, auf Toilette zu müssen, aber nicht zu können, wodurch alle Schließmuskeln aktiviert werden. Es entwickelt sich ein immer feineres Gefühl für die Kontraktion der Dammmuskeln.
Uddiyana Bandha
Uddiyana Bandha (sanskr.: emporfliegen) stabilisiert den mittleren und oberen Rücken. Dadurch werden Fehlhaltungen insbesondere im Brustwirbelbereich verhindert. Um Uddiyana Bandha zu setzen, wird der untere Bauch in der Ausatmung nach innen und der Bauchnabel nach oben gezogen. Dadurch entsteht ein leichtes Vakuum im Brustkorb sowie ein Sog nach oben; beides erzeugt eine gewisse Leichtigkeit.
Halten von Mula Bandha und Uddiyana Bandha
Um den Effekt von Stabilität und Leichtigkeit gleichermaßen zu erzielen, wird Mula Bandha in der Einatmung und Uddiyana Bandha in der Ausatmung gesetzt. Am Anfang ist es nicht leicht, die Konzentration aufrechtzuerhalten, die das Setzen der Bandhas erfordert, aber mit ein wenig Übung werden die Bandhas geradezu „in Fleisch und Blut“ übergehen.
Jalandhara Bandha
Jalandhara Bandha (sanskr.: Netz, Gewebe) reguliert den Energiestrom zwischen dem Herzen und dem Gehirn und verhindert einen Druck auf dem Herzen. Es wird hauptsächlich bei Atemübungen, insbesondere in der Atemverhaltung gesetzt, indem die Nackenwirbel lang nach oben gezogen werden, das Kinn leicht abgesenkt und der Kehlkopf sanft nach innen gesogen wird.
Mudras: Siegel des Körpers
Mudras sind Haltungen der Hände zur Konzentration auf den Energiefluss. Sie helfen, die Energie bewusst im Körper erfahrbar zu machen und zu lenken. Die unterschiedlichen Mudras haben darüber hinaus jeweils eine symbolische Bedeutung.
Aus der Vielzahl der Mudras hier eine kleine Auswahl der wichtigsten:
- Jnana Mudra: Die Vereinigung des individuellen Selbst (Zeigefinger) mit dem Kosmos (Daumen).
- Dhyana Mudra: Geste der Meditation. Es transformiert jede Anhaftung in klare Wahrnehmung.
- Anjali Mudra: Das Mudra bedeutet Gabe, Opfergabe, Hingabe. Oft wird es mit dem Wort „Namaste“ verbunden: „Die Göttlichkeit in mir verbeugt sich vor der Göttlichkeit in dir“.
Pranayama und Meditation
Die Ausführungen des Hatha Yoga zu diesen Themen unterscheiden sich nicht wesentlich von Patanjalis achtgliedrigem Pfad.
Lauschen auf den inneren Ton
Damit ist das Chanten von OM gemeint, das in vielen verschiedenen Varianten gesungen werden kann. Oft wird es dreimal hintereinander angestimmt, um sich zu sammeln. Verbreitet ist auch das kontinuierliche Chanten vom OM, das zuerst leise, dann lauter und wieder stetig leiser werdend gesungen wird, bis es vollkommen verstummt. Anschließend folgt die Konzentration auf den inneren Klang, eine innere Vibration, mit der die Energiebahnen gereinigt und Blockaden aufgelöst werden. Ziel ist es, Anahata Nadam, den Klang der Stille, zu hören.
Die heilige Silbe OM
OM ist das heiligste Mantra und wird gleichermaßen von Yogis, Hindus und Buddhisten gesungen. OM ist der universelle Urklang. Im Sanskrit setzt sich OM aus den Buchstaben a und u, die in der Kombination zu o werden, und dem Nasallaut m zusammen. Es kursieren zahlreiche Bedeutungen dieser drei Buchstaben, meistens wird damit jedoch der Anfang, die Mitte und das Ende verbunden – und so die Silbe OM als Abbild der vollständigen Wirklichkeit in ihrer Vollkommenheit verstanden.
Das Ziel: Samadhi
Ähnlich wie in Patanjalis achtgliedrigem Pfad ist Samadhi, die innere Freiheit, das Ziel der Hatha-Yoga-Übungen. Die Hatha Yoga Pradipika beschreibt verschiedene Phänomene, die eintreten, wenn der Yogi befreit ist: Er ist „frei von allem Denken... kann Zeit transzendieren... kennt weder Geruch, noch Geschmack, noch Berührung noch Geräusch, noch sich selbst, noch andere... ist weder wach noch schläft er... kennt keine Hitze oder Kälte, Glück oder Unglück... schläft scheinbar im Wachzustand, ohne Ein- und Ausatmung... ist von keiner Waffe oder Macht dieser Welt verletzbar“ (Hatha Yoga Pradipika)
Der Weg ist das Ziel
Diese Ausführungen mögen genügen, um an dieser Stelle deutlich zu machen, dass auch der Weg des Hatha Yoga, ähnlich wie Patanjalis achtgliedriger Pfad, nicht unbedingt für die Ungeduldigen geeignet ist; denn er stellt einen äußerst langwierigen Weg dar, um den Zustand von Samadhi zu erreichen. Dennoch ist jeder einzelne Schritt in seine Richtung dazu geeignet, sich unabhängiger von äußeren Umständen zu machen und immer größere innere Gelassenheit in der Begegnung mit der Welt und all ihren Erscheinungen zu entwickeln.
Die yogische Weltsicht im Wandel der Zeit
Das universelle Bewusstsein
Die Vorstellung eines universellen Bewusstseins wurde bereits in den Lehren der Upanishaden entwickelt. Für dieses Bewusstsein kannte der frühe Yoga zahlreiche Namen: Brahman, Purusha, Ishvara, Atman – um nur einige zu nennen – und bezeichnete damit all das, was mit dem Göttlichen verbunden wurde. Dieses universelle Bewusstsein umfasste den Sehenden, das Gesehene sowie den Akt des Sehens gleichermaßen und manifestierte sich in allem: sowohl in der äußeren Welt als auch in der Seele – das heißt, in Atman, dem Göttlichen in jedem Einzelnen.
Wirklichkeit und Illusion
Um 400 v. Chr. entwickelte eine indische philosophische Schule (Samkya) eine neue Sichtweise auf das universelle Bewusstsein: Dieses sei die Realität und existiere ewig. Alles andere – Maya genannt – sei nur Illusion und verschleiere die Realität. Demzufolge sei die Welt, wie sie wahrgenommen werde, nur ein Spiegelbild der Illusion, die im Geist entstehe, und keine Manifestation des Göttlichen. Die Natur, alle Lebewesen, Körper, Geist und Emotionen sind nach dieser Lehre vom Göttlichen getrennt. Sie bedürfen daher keiner besonderen Beachtung, da sie Teil der Illusion und in ständigem Wandel begriffen sind.
Purusha und Prakriti: Die dualistische Sicht auf die Welt
Diese radikale Sicht auf die Welt wurde von nachfolgenden Generationen von Yogis, die auf der Basis der Yoga-Sutras des Patanjali. Yoga praktizierten, nicht vollständig geteilt. Sie bedienten sich der globaleren Sicht, die der dualistischen Weltsicht entsprach: Danach teilt sich die Welt auf in das universelle Bewusstsein (Purusha) und das individuelle Bewusstsein (Prakriti). Purusha ist die göttliche Instanz, der wahres Sehen möglich ist und die ein kosmisches Bewusstsein von Unsterblichkeit besitzt. Purusha ist beständig, zeitlos, real und unwandelbar, sozusagen der Urzustand, der sich in Atman, dem göttlichen Kern in jedem einzelnen Menschen, manifestiert. Prakriti wiederum ist die wandelbare Materie, die äußere Schale, die aus allem, was gesehen und wahrgenommen werden kann, besteht. Diese Materie manifestiert sich in drei Formen, den sogenannten Gunas.
Gunas: Die Qualitäten der Materie
Alles, was Prakriti zugeordnet wird, trägt drei Qualitäten – Gunas – in sich:
- Sattva ist gekennzeichnet durch Leichtigkeit, Reinheit, Ausgeglichenheit, Klarheit, Heiterkeit.
- Rajas zeichnet sich durch die Aspekte Aktivität, Impulsivität, Ruhelosigkeit, Leidenschaft, Wachstum, Evolution, Wechsel aus.
- Tamas wird mit Dunkelheit, Schwere, Widerstand, Ignoranz, Schwerfälligkeit, Trägheit beschrieben.
Prakriti besteht daher immer aus einer Kombination der drei genannten Qualitäten, wobei mal die eine, mal die andere vorherrscht. Das Bestreben eines Yogis ist es, in all seinen Handlungen, Gedanken und Gefühlen so „sattvisch“ wie möglich zu sein. Pures Sattva ist in der materiellen Welt zwar nicht erreichbar, aber Körper und Geist können mit den Techniken des Yoga dahin gebracht werden, die negativen Einflüsse der Qualitäten Tamas und Rajas zu reduzieren. Tamas wird durch Rajas und Rajas durch Sattva überwunden.
Die Identifikation mit Prakriti bringt immer wieder Leid hervor, da es unbeständig ist. Deshalb geht es im Yoga darum, alles Materielle zu erforschen – ohne jedoch darin verhaftet zu sein –, um zum Kern, zum universellen Bewusstsein vorzudringen – oder anders gesagt: um eine Einheit zwischen Purusha und Prakriti zu erlangen.
Die Hauptwege des historischen Yoga
Die Geschichte des Yoga hat im Wesentlichen fünf Hauptwege hervorgebracht, die in der heutigen Praxis häufig miteinander kombiniert werden, da sie sich keineswegs widersprechen, sondern sich vielfach ergänzen.
Wege des Yoga in der Bhagavadgita
In der Bhagavadgita werden drei Yoga-Wege aufgezeigt, welche die Übungswege bis heute nachhaltig beeinflusst haben:
Bhakti Yoga: Der Weg der Hingabe führt über die Hingabe an etwas Höheres, welches das Leben bestimmt, in die Freiheit. Damit verbunden ist die Akzeptanz des eigenen Schicksals und die Vorstellung, dass alle Erfahrungen von etwas Höherem geleitet werden und dem eigenen Wohl dienen. Im Mittelpunkt dieses Weges stehen Liebe, Hingabe und Mitgefühl. Eines der unterstützenden Mittel, den Bhakti-Yoga-Weg zu gehen, ist das Chanten, das Singen hingebungsvoller Gottesanrufungen und Lobgesänge, mit denen der Bhakti Yogi seine Ergebenheit an etwas Höheres zum Ausdruck bringt.
Karma Yoga: Der Weg des bewussten Handelns fußt auf dem Prinzip, unabhängig von Zuneigung und Vorlieben bewusst und selbstlos zu handeln. Ziel ist, Leid zu vermeiden oder zumindest, soweit es geht, zu mindern. Im Karma Yoga ist der Mensch nicht nur für jede seiner Handlungen – ob in Gedanken, Worten oder Taten – verantwortlich, sondern zugleich für alle Konsequenzen daraus. Das Dharma, die Aufgabe im Leben, ist zu erfüllen – unabhängig davon, was man dafür erhält.
Jnana Yoga: Der Weg der Weisheit wird mit Hilfe von Wissen, Verstand, Intellekt und Unterscheidungsvermögen beschritten. Zu Selbsterkenntnis gelangt der Jnana Yogi zum einen durch die geistige Suche nach Wahrheit, indem er die alten Schriften studiert und durch Selbstreflexion die Struktur des Geistes erkennt; zum anderen dringt er durch Meditation in Schichten jenseits des Intellekts vor und gelangt so zu weiteren intuitiven Erkenntnissen. Ein Jnana Yogi geht davon aus, permanent zu lernen – wobei alles ein Lehrer sein kann: die alten Schriften, Gurus (Lehrer) und Satsangs (Gemeinschaften Wahrheitssuchender) ebenso wie der gewöhnliche Alltag.
Raja Yoga: Grundlage für diese auch Königsweg genannte Richtung sind die Sutras von Patanjali. Der Raja Yogi folgt dem achtgliedrigen Pfad Patanjalis und schenkt insbesondere den letzten drei Gliedern besondere Bedeutung. Er besitzt mit seinem Geist, seinem Körper und seinem Atem Werkzeuge, um zu Selbsterkenntnis zu gelangen.
Hatha Yoga: Der Weg der Körperlichkeit entstand unter dem Einfluss des Tantrismus (s. S. 33, Kasten) und führte erstmals nicht nur über Meditation und Selbsterkenntnis zur Begegnung mit dem Höchsten, sondern verstärkt über Körperübungen. Diese werden bis heute – wenngleich in abgewandelter Form – von den meisten Yogis praktiziert. Im Hatha Yoga dreht sich alles um Energiearbeit zur Lenkung des Energieflusses. Grundlagentext für diese Richtung ist die Hatha Yoga Pradipika.
MODERNER YOGA: YOGA GOES WEST
Bis ins 16. Jahrhundert hinein blieb in Indien Hatha Yoga sehr populär. Entwicklungen einer zunehmend strengreligiösen Ausrichtung im Hinduismus führten jedoch dazu, dass niedere Kastenangehörige sowie Frauen vom Übungsweg des Yoga ausgeschlossen wurden – mit der Folge, dass der Weg des Yoga nahezu vollkommen aus dem Leben der Inder verschwand. Dennoch blieb das Yoga-Wissen über Jahrhunderte hinweg erhalten und erlebte seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine weit über Indien hinaus wirkende Renaissance – zunächst vor allem durch religiöse Neuerungsbewegungen, welche die alten Yoga-Praktiken neu belebten. Einer der Wiederentdecker des Yoga wurde der indische Philosoph Sri Aurobindo Ghose (1872–1950), der mit seinem Konzept des „Integralen Yoga“ eine dogmenfreie Verbindung zwischen allen Religionen zu schaffen suchte.
Erste Schritte in den Westen
Swami Vivekananda (1863–1902), einer der Begründer des Neuhinduismus, widmete sich zeitlebens dem Ziel, die vedischen Lehren auch im Westen bekannt zu machen. Das Jahr 1893, in dem Vivekananda eine Rede vor dem Weltparlament der Religionen in Chicago hielt, kann als Geburtsjahr des Yoga im Westen betrachtet werden: Hier stellte er die Praktiken des Yoga, welche die Rishis (indische Weise) auf der Suche nach einem zufriedenen und glücklichen Zustand über Tausende von Jahren entwickelt hatten, erstmals einem großen westlichen Auditorium vor. Seither war der Einzug des Yoga in den Westen nicht mehr aufzuhalten.
Die Modernisierer alter Traditionen
Neben zahlreichen anderen Yogis haben vor allem zwei weitere Inder den Yoga zu dem gemacht, wie er heute weltweit bekannt ist: Swami Sivananda Saraswati und T. Krishnamacharya. Swami Sivananda Saraswati (1887–1963) entwickelte einen Yoga-Stil, der Karma, Jnana, Bhakti und Raja Yoga miteinander vereinte. Mit dieser Kombination können – so Sivananda – alle Herausforderungen des Lebens gemeistert werden. Eine sanfte Asana-Praxis, um den Körper gesund zu halten, gehört ebenso dazu wie Meditation, um den Geist zu beruhigen.
Tirumalai Krishnamacharya
(1888–1989) prägte wie kaum ein anderer den körperbetonten Yoga, der heute in zahlreichen Stilvarianten im Westen gelehrt und geübt wird. Schon als Kind erhielt er den ersten Yoga- und Sanskrit-Unterricht und ließ Studien des Sanskrit, der Logik und Grammatik, Ausbildungen in den verschiedenen philosophischen Systemen Indiens und in der ayurvedischen Heilkunst folgen. Seine Yoga-Kenntnisse vertiefte Krishnamacharya sieben Jahre lang im Himalaya bei seinem Lehrer Ramamohan Brahmachari. Auf dessen Wunsch verzichtete er anschließend auf eine Karriere als Gelehrter; stattdessen wurde er Yoga-Lehrer und gründete in Mysore eine Schule, wo er nach und nach auch Frauen und westliche Schüler unterwies. Zu seinen berühmtesten Schülern gehören B.K.S. Iyengar, Patthabi Jois und T.K.V. Desikachar. Krishnamacharya ging in Indien regelrecht auf Tournee, um einer großen Zahl von Menschen den Yoga – wieder – nahezubringen. Er gilt als unumstrittener „Godfather“ des modernen Hatha Yoga – und alle später entwickelten körperbetonten Stile haben ihre Wurzeln im Yoga Krishnamacharyas.
Neben einer spirituellen Praxis stellte Krishnamacharya die Vorteile der Asana-Praxis in den Mittelpunkt seiner Lehre; dabei versuchte er nicht, den Menschen dem Yoga entgegenzuführen, sondern brachte jedem seiner Schüler auf individuellem Wege den Yoga nahe. Jeder seiner Schüler bekam ein auf ihn persönlich zugeschneidertes Übungsprogramm. Für Jugendliche etwa sah er eine Reihe von aufeinander aufbauenden, anspruchsvollen Übungssequenzen vor, die seine Schüler immer wieder neu herausforderten. Um die Konzentration seiner Schüler zu stärken, kombinierte er ihre Asanas mit Atemübungen und ließ die Sequenzen von einer Asana in die nächste fließend üben. So bereitete er diese Schüler auf eine spirituelle Entwicklung vor, die – trotz der Konzentration auf die Asana-Praxis – auch für Krishnamacharya das Ziel des Yoga blieb. Für Kranke hingegen setzte er gezielte Asana- und Atemübungen in Kombination mit ayurvedischen Heilbehandlungen ein, um bei den Schülern diese Hindernisse – denn Krankheit betrachtete er als Hindernis – auf dem Weg der spirituellen Entwicklung zu verringern und zu beseitigen.
Die Reise geht weiter
Es gibt zahlreiche Stilrichtungen, Philosophien, Strömungen und Methoden, die sich seither im Yoga entwickelt haben und beinahe täglich entstehen neue – mit immer neuen Schwerpunktsetzungen. Yoga boomt regelrecht – und das auf der ganzen Welt! Auch ist er inzwischen zu einem nicht zu vernachlässigenden Wirtschaftsfaktor geworden: Es gibt Yoga-Ausbildungszentren, -Studios, -Seminare, -Workshops, -Kleidung, -Zubehör, Yogi-Lebensmittel und noch vieles mehr. Ein Ende der wachsenden Yoga-Welt ist nicht in Sicht. Immer mehr Menschen lernen die mannigfaltigen Vorteile des Yoga kennen und schätzen, da jeder seinen Stil, mit dem sich der Weg in die innere Freiheit beschreiten lässt, finden kann. Verschaffen Sie sich einen Überblick bei Yoga-On-Studios & Lehrer – dort finden Sie garantiert auch den Stil, der zu Ihnen passt.
"Euphorie bezeichnet eine subjektive temporäre überschwängliche Gemütsverfassung mit allgemeiner Hochstimmung, auch Hochgefühl genannt, mit einem gehobenen Lebensgefühl größten Wohlbefindens, mit gesteigerter Lebensfreude und verminderten Hemmungen."(Quelle: Wikipedia)
"Die Wahrheit ist die Sonne des Geistes." Luc de Clapier, Marquis de Vauvenargues
"Lernen und Genießen sind das Geheimnis eines erfüllten Lebens. Lernen ohne Genießen verhärmt. Genießen ohne Lernen verblödet." Richard David Precht
"In jede hohe Freude mischt sich eine Empfindung der Dankbarkeit." Marie Freifau von Ebner-Eschenbach
Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt. Khalil Gibran
"Die Lösung ist immer einfach, man muss sie nur finden."Alexander Solschenizy
"Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will." Leonardo da Vinci
"Stürze dich kühn in die Fülle des Lebens!" Johann Wolfgang von Goethe
"Mir gäb es keine größre Pein, wär ich im Paradies allein." Johann Wolfgang von Goethe
"Jeden Morgen bietet die Chance eines gesamten Tages." Ernst R. Hauschka
"In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne." Friedrich Schiller
"Zen ist nichts Aufregendes, sondern Konzentration auf unsere Verrichtungen des täglichen Lebens." Shunryu Suzuki
"Die Lösung ist immer einfach, man muss sie nur finden." Alexander Solschenizy
"Stürze dich kühn in die Fülle des Lebens!" & "Mir gäb es keine größre Pein, wär ich im Paradies allein." Johann Wolfgang von Goethe
"om, asato ma sat gamaya, tamaso ma jyotir gamaya, mrtyor ma amritam gamaya" "Führe uns vom Unwissen zur Wahrheit, von der Dunkelheit zum Licht, von der Limitation (Sterblichkeit) zur Freiheit (Unsterblichkeit).” Hinduistisches Mantra
„Gratitude! With thanks and appreciation“ (Mit großer Dankbarkeit und Wertschätzung.) Blessing Ring
"Das Leben mag nicht die Party sein, die wir uns erhofft hatten, aber wenn wir schon einmal hier sind, sollten wir TANZEN!" (Urheber unbekannt, Quelle: T-Shirt von Barefoot Films)
"I'm just gon' sit at the dock of a bay, Watchin' the tide roll away, ooh, Sittin' on the dock of the bay, Wastin' time." Otis Redding
Sat - Chit - Ananda / Sein - Bewusstsein - Glückseligkeit!
"Wer es einmal geschafft hat, seine Sehnsucht Vorfreude zu nennen, der kann nie wieder richtig unglücklich sein." Peter Hohl
"When you talk, you are only repeating what you already know. But if you listen, you may learn something new. " Dalai Lama ("Wenn du sprichst, wiederholst du nur, was du eh schon weißt. Wenn du aber zuhörst, kannst du unter Umständen etwas Neues lernen. " Dalai Lama)
"Das Glück gehört denen, die sich selber genügen." Arthur Schopenhauer
"Kreativität ist ein so zarte Blume, daß Lob sie zum Erblühen bringt und Entmutigung sie im Keim erstickt." Anita Ludwig
"Es ist ein lobenswerter Brauch: Wer was Gutes bekommt, der bedankt sich auch." Wilhelm Busch
"Danke sagen für das große Jahr, für die wunderbare Zeit, für so viel Liebe, so viel Leben und für das, was bleibt." Monika Minder
"Ein Wort, das von Herzen kommt, macht dich drei Winter warm." China, Quelle unbekannt
"Schönheit liegt im Auge des Betrachters." Thukydides
"Du bist die Aufgabe. Kein Schüler weit und breit." Franz Kafka
"Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig." Albert Einstein
Wo wir uns der Sonne freuen, sind wir jede Sorge los; dass wir uns in ihr zerstreuen, darum ist die Welt so groß. J.W. von Goethe
"Alles zu seiner Zeit!" Unbekannt
"I have decided to be happy, because it is good for my health." Voltaire
"Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes." Salvador Dalí
„Wenn man lange genug wartet, wird das schönste Wetter.“
Japanisches Sprichwort
„Nur Geduld! Mit der Zeit wird aus Gras Milch.“ Quelle unbekannt
"Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet. Je mehr jemand die Welt liebt, desto schöner wird er sie finden."Christian Morgenstern
"Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag." Charlie Chaplin
"Je mehr du gibst, desto mehr Schätze wirst du in dir finden." Anais Nin"
"Es sind Harmonien und Kontraste in den Farben verborgen, die ganz von selbst zusammenwirken." Vincent Van Gogh
Jeden Morgen bietet die Chance eines gesamten Tages." Ernst R. Hauschka
"Die menschliche Intelligenz hat sich an das schwache Kerzenlicht gewöhnt und erträgt es nicht mehr, in das Licht der Sonne zu blicken." Khalil Gibran
"Man muß nur sich auf sich selbst zurückziehen, das Rechte still im angewiesenen Kreise tun; wer will einem dann etwas anhaben?" Johann Wolfgang von Goethe
"Der Edle ist ruhig und gelassen, der Gemeine ist immer in Sorgen und Aufregung."
Konfuzius
"Wenn man glücklich ist, soll man nicht noch glücklicher sein wollen."
Theodor Fontane
"Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.“
Perikles
"Alles, was man mit Liebe betrachtet, ist schön."
Christian Morgenstern
"Betrachtet das Erwachen des Frühlings und das Erscheinen der Morgenröte! Die Schönheit offenbart sich denjenigen, die betrachten."
Khalil Gibral
"Viele Menschen versäumen das kleine Glück, weil sie gerade auf das große vergeblich warten."
Pearl S. Buck
"Sei Du selbst. Alle anderen Möglichkeiten sind schon vergeben."
Oscar Wilde
"Gute Vorsätze sind nutzlose Versuche, in wissenschaftliche Gesetze einzugreifen. Ihr Ursprung ist pure Eitelkeit. Ihr Resutat ist gleich Null." Oscar Wilde
"Wenn wir die wahre Leidenschaft unseres Lebens entdecken, kann sie erst dann Ausdruck finden, wenn wir sie mit anderen teilen."
Alanna Kaivalya & Arjuna van der Kooij
„Freude, mein Lieber, ist die Medizin dieses Lebens! Ich freue mich, wenn ich Gutes von anderen höre, wenn irgend jemand auf unserer traurigen Erde glücklich ist, ja selbst, wenn mein Hund mit dem Schwanz wedelt und die Katzen in irgendeiner Ecke zufrieden schnurren.“
Ernest Hemingway
"Wenn du keinen Impuls hast, dann tue nichts."
Quelle unbekannt.
"Alles ist gut. Wenn nicht alles gut ist, dann prüfe deine Wahrnehmung der objektiven Realität."
www.make-everything-ok.com
"Hands in the sand, feet in the sea, facing the sun, an empty, a free body."
Arnica Montana
""Die schönste Harmonie entsteht durch Zusammenbringen der Gegensätze."
Heraklit
"Rest your mind on your heartbeat."
Amy Heger
"Das Leben ist ein weißes Blatt, die Farben sind in dir. Mal es schön bunt und leuchtend."
Jochen Mariss
"Die Vergangenheit ist Geschichte, die Zukunft ein Geheimnis und die Gegenwart ein Geschenk."
Ina Deter
"Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen."
Immanuel Kant
"Das Leben selbst führt uns nach und nach, von Fall zu Fall, zu der Wahrnehmung, daß alles das, was uns für unser Herz oder für unseren Geist das Allerwichtigste ist, uns nicht durch vernunftmäßige Überlegung zuteil wird, sondern durch andere Mächte."
Marcel Proust
"Ideen verwandeln die Menschen nicht. Es ist die Freiheit von Ideen, die Transformation bewirkt."
Krishnamurti
"The trick is to keep breathing."
Garbage
„Die Erde soll früher einmal ein Paradies gewesen sein. Möglich ist alles. Die Erde könnte wieder ein Paradies werden. Alles ist möglich.”
Erich Kästner
"Wer heute einen Gedanken sät, erntet morgen die Tat, übermorgen die Gewohnheit und endlich sein Schicksal."
Gottfried Keller
"Vertrauen ist eine Oase im Herzen, die von der Karawane des Denkens nie erreicht wird."
Khalil Gibran
"Gleichmütigkeit ist das Selbstgefühl der gesunden Seele."
Immanuel Kant
"Gewöhnlich leben wir mit einem auf das Minimum reduzierten Teil unseres Wesens, die meisten unserer Fähigkeiten wachen gar nicht auf, weil sie sich in dem Bewußtsein zur Ruhe begeben, daß die Gewohnheit schon weiß, was sie zu tun hat, und ihrer nicht bedarf."
Marcel Proust
"Das Selbst ist die eigenschaftslose reine Wirklichkeit, in deren Licht Körper und Ego aufleuchten. Wenn alle Gedanken zur Ruhe gekommen sind, bleibt das reine Bewußtsein zurück."
Ramana Maharshi
"Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du."
Mahatma Gandhi
"Das Universum folgt keinem festen Plan. Sobald Sie eine Entscheidung treffen, arbeitet es damit. Es gibt kein Richtig und kein Falsch, nur eine Vielzahl von Möglichkeiten, die sich mit jedem Gedanken, jedem Gefühl und jeder Tat verändern."
Deepak Chopra, Das Buch der Geheimnisse
„Serve, Love, Give, Purify, Meditate, Realize.“
Swami Sivananda
"Alle Macht des Menschen besteht aus einer Mischung von Zeit und Geduld."
Honoré de Balzac
"Wenn die Anstrengung (um die Wahrheit) ehrlich ist, wird sich zeigen, dass das, was wie verschiedene Wahrheiten aussieht, in Wirklichkeit so ist, wie die zahllosen und anscheinend verschiedenen Blätter ein und desselben Baumes."
Mahatma Gandhi
"Tue, was du liebst, und liebe, was du tust."
Beata Korioth
„Regelmäßige Yoga-Übungen helfen, der Hektik des Alltags gelassen und standhaft entgegenzutreten.“
B.K.S. Iyengar
"Shanti, Shanti, Shanti" - "Friede, Friede, Friede."
altindischer Chant
"Wo sind wir? Hier! Wie spät ist es? Jetzt!"
Beata Korioth
"Yoga besteht zu 1 % aus Theorie und zu 99 % aus Praxis und Erfahrung."
Patthabi Jois
"It is simple, but not easy."
Bryan Kest
"You are already truth. You are already divinity. Exactly as you are."
Mark Whitwell
"Tato dvandvanabhigatahj" - "Ein Mensch, der Asanas richtig übt, kann auch durch extreme äußere Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden."
Yoga-Sutra 2.48
"Mit Yoga lässt sich das Chaos widerstreitender Gedanken besänftigen."
B.K.S. Iyengar
"Quiteing the mind means disempowering the habit of patterns of thinking, judging, competing and attachment and being open to what I am feeling or knowing."
Bryan Kest
"Glück ist Energie aus Lebenskraft."
Christoph Wilhelm Hufeland
"Entspannung beginnt in den äußeren Schichten des Körpers und dringt bis in die tiefen Schichten unserer Existenz vor."
B.K.S. Iyengar
"Anyone can practice, young man can practice, old man can practice, very old man can practice, man who is sick, he can practice, man who doesn't have strength, he can practice,... except lazy people, lazy people can't practice ."
Shararth Rangaswamy
"Just surrender to the Lord."
Dharma Mittra
"Ist das Licht des Yoga einmal angezündet, verlischt es nie mehr. Je intensiver Sie üben, desto heller wird die Flamme leuchten."
B.K.S. Iyengar
"If you can't do it, just fake it."
Bryan Kest
"Sei nicht überrascht, wenn etwas Überraschendes passiert."
Beata Korioth
"Bemühe dich, nur positive Gedanken zu haben. Das bewirkt wahre Wunder in dir."
Rabbi Nachman von Bratslav
"Man needs to understand mind, the innermost center of his existence. Of all wonders and mysteries of our universe, nothing is so wondrous as mind."
Shri Brahmananda Sarasvati
"Vergiss nicht - man braucht nur wenig, um ein glückliches Leben zu führen."
Marc Aurel
"Wie Öl im Sesam, wie Butter in der Milch, wie Wasser in den unterirdischen Quellen, wie Feuer in den Reibhölzern - so erfährt derjenige, der es mit Wahrhaftigkeit und Übung sucht, das SELBST verborgen im Alltags-Sebst ."
Svetasvatara-Upanisad
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslange Romanze."
Oscar Wilde
Yoga ist ein Zustand, in dem Körper, Geist und Seele vereinigt werden sollen (sanskr. yuj: zusammenbinden). Dieses Ziel ist zeitlos – und so ist Yoga auch heute so vital und modern wie vor Jahrtausenden. Ist der Zustand des Yoga erreicht, ist der Geist ruhig und die Wahrnehmung klar: Es herrscht ein Gefühl der Einheit und Glückseligkeit.
yogascittavrttinirohdhah
Yoga ist, wenn die Bewegungen des Geistes zur Ruhe kommen.
(Yoga-Sutra 1.2.)
Das Ziel: Die große Freiheit
Der Yoga geht davon aus, dass jeder Mensch durch körperliche und geistige Konditionierung, Gedankenmuster und falsche Wahrnehmung daran gehindert wird, bewusst, klar und reflektiert zu handeln. Ziel des Yoga ist, sich von diesen Störungen zu befreien und inneren Frieden – der Grundbedingung für die Unabhängigkeit von innerem und äußerem Zwang – zu erlangen. Das Bild der Freiheit sieht dabei für die einzelnen Menschen keineswegs gleich aus: Manche mögen darunter ein Gefühl der Glückseligkeit, ein In-sich-Ruhen sowie Unabhängigkeit von äußeren Notwendigkeiten oder Zwängen, Selbsterkenntnis oder die sogenannte Erleuchtung verstehen. Für andere bedeutet Freiheit, sich als Teil der Natur zu empfinden, das Individuelle mit dem großen Ganzen, dem Kosmos oder auch mit dem Göttlichen zu verbinden. Wieder andere sehen in der Freiheit eine Mischung von allem. Für all das kennt der Yoga einen Begriff: Samadhi – das Höchste.
Der Weg nach innen
Was auch immer als das Höchste empfunden wird: Yoga beschreitet stets einen Weg nach innen. Er fordert auf, sich selbst zu erforschen und kennenzulernen. Yoga ist eine innere Haltung, die Achtsamkeit und Bewusstsein erfordert und gleichsam fördert. Unterwegs bieten die zahlreichen Übungen des Yoga eine Vielzahl von positiven Nebeneffekten, die sich im Alltag schon bald als Bereicherung erfahren lassen. Und wer weiß – vielleicht erreicht der Praktizierende ja auch tatsächlich das Höchste. Manche Schulen gehen eh davon aus, dass jeder längst angekommen ist, allein mit der Bewusstmachung hapert es gelegentlich. Wie dem auch sei: Die Reise lohnt sich so oder so!
Hier findest du fundierte Informationen rund um das Thema Yoga: Geschichte, Philosophie, Übungsformen, Stile, etc.
Dieser Schatz an Wissen und Weisheit wird mit Hilfe aller Yogis immer weiter wachsen. Schau einfach, ob du dein Thema in der alphabetischen bzw. chronologischen Reihenfolge dabei ist oder gebe ein Stichwort unter "suchen". Die Volltextsuche zeigt dir alle Artikel an, in denen dein Stichwort vorkommt.
Wenn dir ein Thema fehlt oder nicht ausreichend beschrieben ist, schreibe uns bitte! Lass uns deine Wünsche wissen: info@yoga-on.com